Microsoft drängt zur Mietsoftware

28.03.2002
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Umständen die Mehrkosten für Volllizenzen.

Hitzige Debatten hat die Frage ausgelöst, ob das neue Lizenzmodell für die Anwender unterm Strich höhere oder niedrigere Kosten bedeutet. Microsoft behauptet, dass etwa 20 Prozent der Anwender mehr bezahlen müssen, bei 80 Prozent sollen die Kosten entweder gleich bleiben oder sogar sinken. Einige Analysten nehmen aber an, dass der Softwarehersteller mit dem Ende der bisher üblichen Update-Politik eine Variante eliminiert, die für viele Anwender die preisgünstigste war. Hart trifft es vor allem Anwender, die nur selten einen Versionssprung vollziehen. Nach Berechnungen von Gartner können bei vierjährigen Update-Zyklen in Verbindung mit der Software Assurance Mehrkosten zwischen 68 und 107 Prozent entstehen. Guernsey Research fand in einer Studie heraus, dass Firmen, die zweijährige Update-Zyklen befolgen, mit Software Assurance 19 Prozent

Lizenzkosten sparen.

Die Crux für die Anwender liegt nun in der Frist, die Microsoft gesetzt hat. Bis zum 31. Juli 2002 müssen sich die Kunden entschieden haben, ob sie das neue Modell mitmachen und für bestehende Lizenzen eine Software Assurance abschließen, andernfalls wird beim nächsten Versionsprung, etwa auf die im Herbst anstehenden .NET-Server, der volle Lizenzpreis fällig. Dass die Auswirkungen für die Kunden durchaus gravierend sein können, signalisiert auch Microsoft auf seiner Website: Für „Kunden ist es derzeit besonders wichtig, auf das neue Lizenzmodell umzusteigen, um die bisher getätigten Investitionen zu sichern“. Im Klartext heißt das, dass unter Umständen enorme Kosten auf Unternehmen zukommen, die sich nicht mehr rechtzeitig für das neue Modell entscheiden.

Unternehmen müssen Altverträge prüfen

Dabei hat sich das Thema noch längst nicht überall herumgesprochen. Obwohl gerade große Unternehmen diesbezüglich nach Aussage von Microsoft regelmäßig informiert und auch geschult werden, sind nach den Erfahrungen der Giga-Analysten viele Kunden tatsächlich erst in letzter Zeit auf die Brisanz des Lizenzthemas aufmerksam geworden. Eine Vielzahl von ihnen hätten wegen noch laufender Lizenzverträge keinen Handlungsbedarf gesehen, so Giga-Analyst Thomas Mendel. Dabei sei es in der Branche durchaus üblich, Altverträge während der Laufzeit neu zu verhandeln. Laut Mendel sind „mittlerweile 90 Prozent der Großunternehmen aufgewacht und verhandeln trotz bestehender Altverträge neu mit Microsoft“.