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Microsoft denkt über werbefinanzierte Software nach

15.11.2005
Als mögliche Antwort auf Googles Geschäftsmodell spielen die Microsoft-Verantwortlichen mit dem Gedanken, Desktop-Anwendungen kostenlos abzugeben und über Werbeeinblendungen zu finanzieren.

Laut einem Bericht des US-amerikanischen Nachrichtendienstes "Cnet" überlegt das Microsoft-Management, Desktop-Software wie Office und Windows den Nutzern kostenlos zur Verfügung zu stellen und die damit entgangenen Einnahmen durch Werbung gegen zu finanzieren. "Online-Werbung nimmt zu, der Umsatz im Consumer-Segment geht zurück - deshalb sollten wir über werbefinanzierte Versionen unserer Software nachdenken", heißt es in einem Strategiepapier, dass drei Microsoft-Entwickler bereits vor Monaten der Geschäftsführung vorgelegt hatten. Die Vorschläge wurden unter anderem anlässlich der zweimal im Jahr stattfindenden Thinkweeks diskutiert. Hierbei trifft sich die Microsoft-Führung rund um Firmengründer Bill Gates und CEO Steve Ballmer und berät über neue Wege im Softwaregeschäft.

Microsoft-Verantwortliche hätten dem Bericht zufolge die Existenz des Strategiepapiers bestätigt, es jedoch abgelehnt, dessen Inhalte näher zu kommentieren. Es handle sich lediglich um eine Art Gedankenspiel, auf welche Weise Software noch vertrieben werden könnte, wiegelte Microsoft ab. Es gebe keine Strategie und keine konkreten Pläne. Zudem seien keine Entscheidungen gefallen. Einige Entwickler hätten sich lediglich ein paar Gedanken gemacht.

Microsoft muss jedoch auf die zunehmende Bedrohung durch Google reagieren. Der Suchmaschinenbetreiber weitet sein Geschäftsmodell über die reine Suche hinweg kontinuierlich aus, und denkt über verschiedenen Dienste und Software nach, die Anwendern online unentgeldlich zur Verfügung gestellt werden könnten. Dabei geht es den Google-Verantwortlichen in erster Linie darum, mehr Nutzer auf seine Seiten zu locken, um mehr Werbeeinnahmen zu generieren.

Reagiert hat Microsoft mit seinen Ankündigungen zu "Office Live" und "Windows Live". Damit will der weltgrößte Softwarekonzern seinen Kunden vie Internet Zusatzdienste zu den herkömmlichen Office- und Windows-Produkten anbieten. Finanziert werden die Services teils über Abo-Gebühren beziehungsweise Werbeeinblendungen.

Während mit den Live-Diensten herkömmliche Desktop-Software ergänzt wird, gehen die jüngsten Vorschläge einen Schritt weiter. Allerdings sei noch eine Reihe von Problemen zu lösen. Beispielsweise müsste noch ein passendes grafisches User-Interface entwickelt werden.

Es sei nicht überraschend, dass Microsoft in diese Richtung denke, meint Matt Roloff, Analyst von Directions on Microsoft. Er selbst sei allerdings nicht davon überzeugt, dass Nutzer lieber von Werbung überschwemmt würden, als für die Microsoft-Produkte zu zahlen. (ba)