Unified Communications

"Microsoft bringt frischen Wind in die TK-Branche"

06.08.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Gitarrenbauer spart mit Unified Communications


Serafin: Forrester untersuchte 15 Unternehmen im Detail auf ihren Return on Investment in Sachen UC. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass diese Unternehmen nach drei Jahren durchschnittlich einen RoI von 563 Prozent hatten. Ein anderes Beispiel ist der bekannte Gitarrenbauer Gibbson Guitar. Er spart mit UC 25 Prozent gegenüber einer klassischen TK-Lösung.

CW: Sie definierten UC teilweise damit, dass klassische TK-Services nun Softwaredienste sind. Dasselbe erzählen doch auch die Telcos mit den Schlagwörtern Next Generation Networks (NGN) und Software as a Service.

Serafin: Die beiden Themen sind komplementär. Zum einen bieten uns Telco-Töchter wie T-Systems die Chance, auch Nicht-Microsoft-Anwender als Kunden zu gewinnen, wenn sie unsere Lösungen als Managed Services vermarkten. Zum anderen können wir bei NGN gemeinsam mit den Carriern Managed-IP-Services auf den Markt bringen, die Hand in Hand mit den IP-Anwendungen eines Enterprise Networks funktionieren. Ein Carrier ist beispielsweise in der Lage, rund um den Office Communication Server (OCS) herum Managed-IP-Services einzurichten und so eine direkte SIP-Konnektivität zum OCS aufbauen. Oder nehmen wir das Thema Mobility. Wie lässt es sich realisieren, dass ein Anruf auf Ihrer Büronummer automatisch auf Ihrem Handy ankommt, ohne dass der Anrufer dies bemerkt? Dies funktioniert nur, wenn wir mit den Carriern zusammenarbeiten.

CW: In der Theorie klingt das gut. Nur wie soll die Kooperation zweier Konzerne aus der IT- und der TK-Welt funktionieren, wenn ich an Carrier-grade-Software, 99,9999 Prozent Zuverlässigkeit und Ähnliches denke?

Serafin: Ja, die IT-Industrie und die Carrier definieren Zuverlässigkeit unterschiedlich. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass es auch im IT-Umfeld Technologien wie Multitier-Architekturen gibt, um etwa Web-Services in Rechenzentren ausfallsicher zu betreiben. So setzen immer mehr Carrier auf diese Technologien, da sie sich hiervon eine größere Effizienz versprechen.

Wir setzten früh auf SIP

CW: Sie sprachen vorhin das Session Initiation Protocol (SIP) an. Hier kocht doch jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. Bleibt Interoperabilität da nicht ein frommer Wunsch?

Serafin: Microsoft setzte schon früh auf SIP, da wir davon überzeugt waren, dass SIP die lingua franca für die Kommunikation ist, ähnlich wie HTML für das Web.

CW: Entschuldigung, wenn wir lachen müssen. Aber gerade in Sachen HTML waren Microsoft und Netscape keine guten Beispiele für Interoperabilität.

Serafin: Sicher, aber das war in der IT-Geschichte immer so. Während sich ein Standard weiterentwickelt, haben miteinander konkurrierende Hersteller unterschiedliche Vorstellungen davon, wie die Evolution dieser Norm aussehen sollte. Deshalb ist es wichtig, dass die Anwender die Hersteller in Sachen Interoperabilität in die Pflicht nehmen.

CW: Was bedeutet das für SIP konkret?