Seagate in der Krise, Unisys hat Hoffnung

Microsoft blickt einmal mehr pessimistisch in die Zukunft

30.01.1998

Katzenjammer herrscht indes beim US-Festplatten-hersteller Seagate, der zwischen Oktober und Dezember 1997 dunkelrote Zahlen schrieb. Auch Unisys mußte im vierten Quartal und im Geschäftsjahr 1997 erneut deutliche Fehlbeträge hinnehmen, sieht aber bei seinen Restrukturierungsbemühungen mehr denn je Licht am Ende des Tunnels.

Offenbar unbeeinflußt von allen juristischen Auseinandersetzungen macht Softwaregigant Microsoft nach wie vor glänzende Geschäfte. Dies mußte selbst Chief Financial Officer (CFO) Greg Maffei zugeben, als er Mittwoch vergangener Woche die nach Börsenschluß veröffentlichten Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 1997/98 kommentierte. Danach konnte seine Company den Gewinn nach Steuern im Vorjahresvergleich um 53 Prozent von 741 Millionen auf 1,13 Milliarden Dollar steigern. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich von 57 auf 85 Cent. Der Umsatz kletterte um 34 Prozent von 2,68 auf 3,59 Milliarden Dollar.

Wieder einmal hat die Gates-Company damit die Erwartungen der Analysten übertroffen, die im Durchschnitt maximal 82 Cent Gewinn pro Aktie prognostiziert hatten. Dennoch war Microsofts Finanzchef bemüht, eine für das dritte und vierte Quartal eher durchwachsene Vorschau zu geben. "Die Aussichten für Asien sind denkbar schlecht", erklärte Maffei. Schon im zurückliegenden Quartal seien die Umsätze in Fernost gegenüber dem Vorjahr um rund acht Prozent zurückgegangen - ein Einbruch, der nur durch überdurchschnittliche Zuwachsraten in anderen Regionen, vor allem Europa, kompensiert werden konnte. Vor diesem Hintergrund legte sich der Microsoft-Manager für das dritte Quartal auf eine Gewinnprognose von maximal 90 Cent je Aktie fest; im vierten Quartal 1997/98 dürften es ihm zufolge allenfalls 85 Cent sein.

Die meisten Analysten zeigten sich davon jedoch in ersten Reaktionen unbeeindruckt. Es sei "gängige Praxis" von Microsoft, eher pessimistische Prognosen abzugeben um nachher mit den tatsächlichen Ergebnissen um so beeindruckender dazustehen, hieß es in New Yorker Börsenkreisen. Auch für das zweite Quartal hätten die Redmonder ein verhaltenes Wachstum angekündigt und nun mit einem Umsatzplus von 34 Prozent "mehr als überrascht". Viele Experten rechnen im Gegenteil damit, daß Umsätze und Gewinne der Gates-Company in der zweiten Jahreshälfte 1998 eher noch stärker zunehmen, wenn neue Produkte wie Windows 98 und NT 5.0 auf den Markt kommen. Und was im Zweifel noch entscheidender ist: Nach bisher nicht bestätigten Schätzungen soll Microsoft seinen Umsatz mit klassischer Datenbanksoftware, also dem NT-basierten "SQL Server", im Kalenderjahr 1997 um mehr als 200 Prozent gesteigert und damit bereits Anbieter wie Informix und Sybase hinter sich gelassen haben.

Der US-Festplattenhersteller Seagate mußte indes mit den bereits in Aussicht gestellten schlechten Ergebnissen für das zweite Quartal 1997/98 an die Öffentlichkeit gehen. Aufgrund der momentanen Strukturkrise im Festplattenmarkt, die durch Überkapazitäten, entsprechend hohe Lagerbestände und einen damit einhergehenden Preisverfall gekennzeichnet ist (siehe CW Nr. 4 vom 23. Januar 1998, Seite 6: "Seagate muß 10000 Mitarbeiter entlassen und Werke schließen"), hatte das Unternehmen in den zurückliegenden drei Monaten bereits aufwendige Restrukturierungen zu verkraften, die das Ergebnis drückten. Aber auch operativ standen bei der US-Company im zweiten Quartal unter dem Strich rote Zahlen. Im einzelnen veröffentlichte Seagate jetzt einen im Vorjahresvergleich drastischen Umsatzrückgang von 2,4 auf rund 1,6 Milliarden Dollar; aus einem Nettogewinn von 212 wurde ein Minus von mehr als 180 Millionen Dollar.

Unisys meldet für das Geschäftsjahr 1997 einen gegenüber 1996 von 6,37 auf 6,63 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz, dem ein Verlust von 853 Millionen Dollar oder 5,30 Dollar je Aktie gegenübersteht. Der Abbau alter Verbindlichkeiten sowie weitere Restrukturierungen habe jedoch zu Belastungen von insgesamt 1,1 Milliarden Dollar geführt, teilte das Unternehmen mit. Im vierten Quartal habe man bereits eine operative Gewinnmarge von mehr als elf Prozent erzielen können. Das gute operative Geschäft sei vor allem von kräftigen Verkäufen des "Clearpath"-Servers sowie der Rückkehr der Business-Unit "Information Services" getragen gewesen, heißt es. Ohne die diversen Belastungen wäre 1997 ein Nettogewinn von knapp 200 Millionen Dollar angefallen. Das Ziel, bis zum Jahr 2000 den Schuldenstand um rund eine Milliarde Dollar zu verringern, sei bereits zu etwa 80 Prozent erreicht worden, teilte Unsisys weiter mit.