Microsoft bleibt aussen vor Sunsoft-Partner bringt offenen Objektstandard auf Windows-PCs

04.02.1994

MUENCHEN (gfh) - Die irische Iona Technologies Ltd. hat bei verteilten Objekttechniken offenbar saemtliche Branchengroessen ueberrundet. Als erstes Unternehmen bietet der Newcomer mit "Orbix" eine Implementation der Common Object Request Broker Architecture (Corba) an, die neben Unix auch Windows und Windows NT unterstuetzt. Jetzt hat sich Sun durch eine Minderheitsbeteiligung den Zugriff auf das Produkt gesichert.

Das objektorientierte Messaging-System Orbix schliesst gleich mehrere Luecken bei der Datenverarbeitung in heterogenen Umgebungen. Zum einen stellt es die erste Implementation der Corba-Technik dar, die ueber verschiedene Systemplattformen hinweg einsetzbar ist. Diese Universalverfuegbarkeit war vom Standardisierungsgremium Object Management Group (OMG) eigentlich erst fuer Mitte dieses Jahres angekuendigt worden.

Zum anderen bindet die Software des irischen Anbieters ueber einen offenen Standard mit Windows die zahlenmaessig bedeutendste Client- Plattform ein. Microsoft selbst setzt dagegen auf den Partner DEC, der eine Harmonisierung der proprietaeren Technik fuer Object Linking and Embedding (OLE) mit dem offenen Corba anstrebt (vgl. CW Nr. 48 vom 26. November 1993, Seite 1).

Den Ambitionen von DEC und Microsoft setzt Iona nun sein Orbix entgegen, das zur Zeit neben den Unix-Derivaten SunOS, Solaris und Irix auch Windows NT unterstuetzt. Die Windows-Version soll bis April ausgeliefert werden. Fuer das dritte Quartal 1994 ist eine Produktversion angekuendigt, die als Komponente von Suns objektorientierter Strategie Distributed Objects Everywhere (DOE) sowohl Windows als auch das Sun-Unix Solaris unterstuetzt. Dadurch sollen Windows-Anwender nicht nur transparent auf Unix- Applikationen im Netz zugreifen, sondern auch Daten per Drag and drop von einem Windows- in ein Unix-Fenster kopieren koennen.

Die Iren positionieren ihr Produkt als Open-Systems-Alternative zu Microsofts OLE, auch wenn Insider glauben, dass sich die beiden Techniken eher ergaenzen. So interessiert sich das Standardisierungsgremium Object Management Group (OMG) fuer OLE als Endanwender-Tool, waehrend Corba eher im Bereich des heterogenen System-Managements eingesetzt werden soll.

Wie Iona zudem mitteilt, sind derzeit Orbix-Varianten fuer OS/2 und das Macintosh-Betriebssystem sowie fuer die Unix-Derivate HP-UX, OSF/1 und AIX in Vorbereitung.