Pocket PC: Windows CE 3.0 soll es nun allen recht machen

Microsoft bläst mit PDA-Herstellern zum Angriff auf Palm

28.04.2000
MÜNCHEN (CW) - In einem neuen Anlauf versuchen Microsoft und seine verbündeten PDA-Hersteller, Windows CE endlich auf die Erfolgsschiene zu setzen. Bisher dominiert Palm den Markt mit etwa 70 Prozent, CE-Geräte haben einen bescheidenen Anteil von rund zehn Prozent.

Am 19. April wurde CE 3.0 zeitgleich in London und New York vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine spezielle Version für die stiftbasierten, handflächengroßen Palmsize-PDAs, die in Größe und Aussehen den erfolgreichen Palms ähneln und nun unter der Bezeichnung Pocket PC angeboten werden. Das Unternehmen wollte offenbar nichts dem Zufall überlassen und hat auch gleich vier Hardwarehersteller an der Zeremonie teilhaben lassen. Compaq, Hewlett-Packard, Casio und Symbol durften ihre neuen Pocket-PC-Modelle vorstellen.

Der bisherige Rückstand gegenüber der Palm-Plattform war größtenteils hausgemacht. Der krampfhafte Versuch, die Windows-Oberfläche auf die Minirechner umzusetzen, erforderte eine hohe Prozessorleistung und machte die Bedienung teilweise umständlich und schwerfällig.

Microsoft hat das nun offenbar eingesehen - die Pocket-PC-Oberfläche wurde völlig neu gestaltet, und man hat sich von einigen Dogmen verabschiedet. Das Startmenü beispielsweise ist nun von links unten nach links oben gewandert und verschwendet bei laufenden Anwendungen keinen wertvollen Platz mehr. Die 3D-Optik von Schaltflächen musste einem flächigen Design weichen, das einen schnelleren Bildschirmaufbau ermöglicht.

Auch bei der Software hat sich die Gates-Truppe einiges einfallen lassen, um es möglichst allen recht zu machen. Neu ist beispielsweise der "Reader" für elektronische Bücher - durch die "Cleartype"-Technologie wird eine bisher nicht dagewesene Darstellungsschärfe von Fonts erreicht. Die Pocket-PC-Klasse wird zudem mit Pocket-Versionen von "Word", "Excel", "Money" und der Kartensoftware "Pocket Streets" ausgestattet. MP3- und Windows-Media-Dateien spielt der Media Player ab. Für den Trend zum mobilen Internet-Zugang hat Microsoft den "Pocket Internet Explorer" entwickelt, der HTML-3.2-konform ist und Web-Seiten automatisch auf das schmale Bildschirmformat umbricht.

Compaq hat mit dem "Ipaq 3600" das flachste Gerät entwickelt. Auch bei der Rechenleistung setzt der PC-Marktführer neue Maßstäbe. Mit der enormen Taktfrequenz von 206 Mehgahertz in einer Intel-Strongarm-CPU erreicht man in diesem Marktsegment eine neue Rekordmarke. Das Gerät soll ab Juni erhältlich sein und 1399 Mark kosten. Den Besitzern der bisherigen Aero-Modelle bietet Compaq ein kostenpflichtiges ROM-Upgrade auf CE 3.0 an.

Sofort lieferbar ist HPs neue Jornada-Serie. Das Modell "545" mit 16 MB RAM kostet 1099 Mark, der "548" mit 32 MB RAM 1299 Mark. Casio liefert ab Juni den "Cassiopeia E-115G" zum Preis von 1399 Mark.