ISO stellt C# und CLI auf den Prüfstand

Microsoft bekennt sich zu Standards

25.10.2002
FRAMINGHAM (IDG) - Microsoft poliert das schlechte Image seiner Entwicklungssprachen in Sachen Standardkonformität auf. C# und die Common Language Infrastructure (CLI) werden in Kürze die Weihen der International Organization for Standardization (ISO) erhalten.

C# und CLI, zwei wesentliche Programmiertechniken der .NET-Initiative, stehen voraussichtlich im Januar 2003 zur endgültigen ISO-Zertifizierung an. Beide Tools haben von der European Computer Manufacturers Association (ECMA) im Vorfeld bereits Standardstatus erhalten.

CLI stellt die Basis für die Web-basierende Runtime-Umgebung dar, bekannt als .NET Framework. Damit werden nicht nur Web-gestützte Applikationen und Services gebaut, sondern auch an Computer, PDAs und Server geliefert. C# ist eine Programmiersprache, die speziell für die Entwicklung solcher Anwendungen und Dienste konzipiert wurde und als Gegenstück zu Java von Sun Microsystems gilt.

Sollten C# und CLI den Segen der ISO bekommen, woran Insider nicht mehr zweifeln, können Entwickler eigene C#-Compiler generieren. Sie werden dazu benötigt, in unterschiedlichen Programmiersprachen geschriebenen Softwarecode in C# zu übersetzen. Außerdem können damit Implementierungen des .NET Framework erzeugt werden, die auch auf anderen Betriebssystemen als Windows laufen.

Mit der Standardisierung von C# und CLI will sich Microsoft aber nicht zufrieden geben. Das Unternehmen ließ verlauten, auch C++ werde hinsichtlich seiner Kompatibilitätsschwächen überarbeitet. Infolgedessen soll das für Frühjahr 2003 angekündigte Release von Visual Studio .NET, bekannt unter dem Codenamen "Everett", eine deutliche Annäherung an die Anforderungen der ISO erfahren. Ziel ist es, eine Version von Visual C++ .NET in Everett zu schaffen, die zu 90 Prozent standardkonform ist. Die aktuelle Version C++ 6.0 erreicht nur einen Wert von 60 Prozent.

Experten sehen in dem Wandel Microsofts drei wesentliche Gründe: Das Unternehmen möchte sich erstens als ein Mitglied der Community präsentieren. Zweitens trägt es der Haltung aller Standardisierungsorganisationen Rechnung, die aus Rücksicht auf Hersteller von Frontends und Compilern keine radikalen Strategiewechsel mehr unterstützen, weil sie Probleme schaffen. Drittens schließlich sind Entwickler heute wesentlich kompetenter und fordern deshalb eine stärkere Konformität. (pg)