Standardkonform bitte!

Microsoft appelliert an mobile Entwickler

19.11.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Microsoft findet es nicht gut, dass die Entwickler mobiler Webseiten sich nicht an die offiziellen W3C-Standards halten.

Ausgerechnet Microsoft, das mit dem IE6 und dessen proprietären Erweiterungen (wer erinnert sich noch an Scott McNealys Bonmot "CaptiveX"?) jede Menge Intranets und interne Applikationen von Unternehmen auf dem Standard-Gewissen hat. Mittlerweile ist der Redmonder Konzern in Sachen Web-Standards aber zugegeben vom Saulus zum Paulus mutiert und muss nun feststellen, dass Mobile-Entwickler gern von proprietären Erweiterungen der Rendering-Engine "WebKit" Gebrauch machen - Ironie des Schicksals.

WebKit wird von Apple gesponsert und ist Open Source. Es steckt unter anderem in den mobilen Browsern von iOS (iPhone, iPad, iPod touch) und Android und beherrscht damit 95 Prozent des mobilen Browser-Markts. Von dem Microsoft gern ein bisschen mehr hätte mit Windows Phone 8 und dessen Browser Internet Explorer 10, der auf der gleichen Engine aufsetzt wie der IE10 im Desktop-Pendant Windows 8. Den die meisten Entwickler allerdings noch nicht auf dem Schirm haben, weil Windows Phone in puncto Marktanteil derzeit noch unter ferner liefen rangiert.

Im Windows Phone Developer Blog gibt Charles Morris von Microsoft Entwicklern praktische Ratschläge an die Hand, wie sie ihre bislang WebKit-optimierte Seite auch fit für den mobilen IE10 machen können. Bei vielen CSS-Properties zum Beispiel kann man mittlerweile das vorangestellte "-webkit"-Prefix ebensogut weglassen; einige wenige (vom W3C laut Microsoft noch nicht ausreichend spezifizierte) erfordern beim Microsoft-Browser alternativ das Vendor-Prefix "-ms". Allerlei Feinheiten sind außerdem bei der Implementierung von Touch-Steuerung zu beachten.

Im abschließenden "Call to action" ruft Morris die Entwickler auf, auch für Windows Phone 8 das bestmögliche mobile Erlebnis anzubieten; abhängig von den verwendeten Features und der Qualität des vorhandenen Codes hielten sich die nötigen Anpassungen in Grenzen. Man kann nur hoffen, dass der Aufruf nicht ungehört verhallt - im mobilen wie auch im stationären Web ist einzig standardkonforme Programmierung nachhaltig sinnvoll.