Enterprise Architecture Management

Microservices: SOA reloaded?

23.02.2017
Von 


Der Wirtschaftsinformatiker André Christ ist CEO und Mitgründer von LeanIX. Das Unternehmen ist auf Enterprise Architecture Management (EAM), SaaS Management und Value Stream Management spezialisiert.

"Eventual Target Architecture"

Aus Sicht des Managements solcher Architekturen gibt es keine "Top-Down"-Regeln oder Fachklassen, sondern die Fähigkeit eines Unternehmens, trotz Vielfalt eine Konvergenz zur Zielarchitektur herzustellen. Eine Zielarchitektur wird nicht durch eine "Top-Down"-Generierung vorgeschrieben. Zu Zeiten von SOA konnten sich Unternehmen noch zahlreiche Mitarbeiter leisten, die auf Powerpoint-Niveau Services entworfen haben. In der gleichen Zeit entstehen heute bei Unternehmen wie Amazon oder Zalando ganze Microservices und APIs, die in der Produktion genutzt werden. Heute sind Mitarbeiter gefragt, die sich anstatt mit theoretischen Definitionsfragen zu beschäftigen, Lösungen für die komplexen Herausforderungen von verteilten Systemen überlegen.

Mit dem Conveys Law kommt eine ganz neue Art, sich zu organisieren zum Einsatz. Ein IT-System und auch eine IT-Landschaft folgen in der Struktur der Organisationsform. Eine hierarchische Organisationsstruktur wird der föderierten Arbeitsweise von agilen Teams nicht gerecht. Hier lohnt sich ein Blick auf das von Zalando eingeführte Konzept der "Radical Agility", welches Eckpfeiler wie Autonomy sowie Mastery & Purpose für die Organisation definiert. Zusätzlich werden Führungspersonen klar in organisatorische und inhaltliche Führungstypen eingeteilt. Dies soll vermeiden, dass womöglich die besten Programmierer zu schlechten Führungspersönlichkeiten werden.

Entwicklung von Applikationen: Dank Docker entstehen ganz neue Ökosysteme

Demnach entspricht eine Microservices-Architektur in ihren Prinzipien exakt der einer SOA. Der eigentliche Innovationsgrad - um nicht zu sagen Paradigmenwechsel - liegt jedoch in der Fähigkeit, ein solches Konzept in die Praxis zu überführen. Das lässt sich unter anderem auch daran erkennen, dass Containertechnologien, wie beispielsweise Docker, das Thema Virtualisierung auf eine ganz neue Ebene heben. Rainer Janßens Frage, ob Virtual Server und Virtual Desktop nichts Anderes bedeuten, als die Rückkehr zum ordentlichen Mainframebetrieb, ist durchaus berechtigt und drängt sich gerade zu auf. Doch auch hier kommt es darauf an, wie man es betrachtet. Mit Docker entsteht ein ganz neues Ökosystem für die Entwicklung von Applikationen. Zwar beruht dies auch im Kern nur auf Virtualisierung, doch kleine, feine Charakteristika machen hier den Unterschied. Zum einen ändert sich der Ressourcenverbrauch. Ohne weiteres kann anstatt einer virtuellen Maschine eine Vielzahl von Docker Containern gestartet werden, die im Bruchteil von Sekunden verfügbar sind. Und zum anderen gibt es auch für Virtualisierung das Konzept von vorkonfigurierten Images, die dann für die eigenen Einsatz-Zwecke genutzt werden können. Erst durch den feingranularen Schnitt sowie Docker-Images und einer einfach zu nutzenden Registry können sich Entwickler in Sekundenbruchteilen ihre Infrastruktur zusammenstellen, für die sie früher stundenlange Setups benötigt hätten.

Bewahren Sie Ruhe!

Welchem Image kann ich vertrauen? Wie betreibe ich ein effektives Monitoring und Fehlermanagement in einer hochgradig dynamischen Infrastruktur? Alles Fragen, mit denen sich das Management heutzutage konfrontiert sieht. Auch hier zeigt sich, dass die Konzepte denkbar ähnlich sind, allerding kleinste Details ausschlaggebend sein können und über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Das Konzept von Microservices ist mittlerweile nicht mehr neu, umso erstaunlicher ist es, dass viele Unternehmen bislang nicht darauf umgestiegen sind. Denn für diese, die Microservices einsetzen, ist dieses Modell alternativlos, da die Vorteile überwiegen.

Umfragen zeigen jedoch, dass bereits im ersten Halbjahr 2017 deutlich mehr Unternehmen den Schritt hin zu MSA wagen werden. Und je mehr Unternehmen mit und an Microservices arbeiten, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch neue Modelle entwickelt werden. Und wenn dies soweit ist, halten Sie es wie Herr Janßen: "Wenn Ihnen also demnächst ein Berater erklärt, dass sich die Paradigmen in der IT ändern, reagieren Sie entspannt." Der Vielzahl der Veränderungen mit Hektik zu begegnen, wäre sicher der falsche Schritt. Hingegen mit kühlem Kopf und Mut die eigene Organisation so aufzustellen, dass Sie das Optimum aus den neuen Möglichkeiten herausholen kann, wäre sicher ein guter Start.