Bei der Verbindung der Cobol-Welt mit modernen Architekturen unterstützt Micro Focus zwei Strategien: Cobol-Applikationen können weiterhin auf dem Mainframe betrieben und mit speziellen Tools und Konnektoren etwa an Java-Applikations-Servern gekoppelt werden, oder Anwender portieren ihre Legacy-Programme über das Net-Express-Portfolio auf andere Plattformen. Herzstück von Net Express sind die "Interface Mapping Tools". Sie übernehmen die Verbindung der Cobol-Records mit der Java- oder Microsoft-Welt. Wurde die Kopplung mit Java-Anwendungen bislang über das Java Native Interface (JNI) vorgenommen, so unterstützt das nun vorgestellte Release 4 die Java-APIs der J2EE-Spezifikationen, so dass eine standardisierte Verknüpfung mit Applikations-Servern wie Weblogic oder Websphere möglich ist. Um den Aufbau einer gemischten Cobol-J2EE-Umgebung zu vereinfachen, verfügt die IDE über Softwareassistenten für Klassen und Methoden. Sie unterstützen das Schreiben von Klassen in Cobol, die dann von Java-Programmen aufgerufen werden, als handele sich um Java-Klassen. Cobol-Datentypen werden laut Hersteller automatisch in Java-Datentypen konvertiert und umgekehrt.
Als Besonderheit der Interface Mapping Tools hebt Micro Focus auch die XML-Fähigkeiten von Release 4 hervor. Basierend auf der Cobol-Syntax für Dateizugriffe, sollen sich XML-Dokumente recht einfach anlegen lassen. Mit "CBL2XML" (Cobol zu XML) werden Cobol-Record-Strukturen in ein XML-Schema konvertiert und umgekehrt. Net Express 4 bietet zwei technische Möglichkeiten, mit XML umzugehen: Die herstellereigene arbeitet mit einer an Cobol angepassten Syntax, speichert nach dem Document Object Model (DOM) und bietet Wizards, die neben der Transformation auch die Validierung des XML-Schemas übernehmen. Die andere Variante ist kompatibel mit IBMs XML-Parse-Syntax in Enterprise Cobol für z/OS.
Schließlich lässt sich mit Hilfe des Interface Mapping Toolkits die Geschäftslogik einer Cobol-Komponente als Web-Service erstellen und ansprechen. Das System übernimmt auch die automatische Erzeugung einer WSDL-Datei, das Deployment des Service erfolgt über den Enterprise Server.
Wer Net Express in einer Windows-Umgebung installiert, erhält automatisch auch den Enterprise Server als Stand-alone-Testumgebung. Erst wenn der Server für produktiv geschaltete Cobol- und J2EE-Applikationen eingesetzt wird, sind Lizenzgebühren fällig. (ue)
Abb: Net Express
Net Express verbindet portierte Cobol-Records mit der Außenwelt. Quelle: Micro Focus