Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken

Michael Krings, Fiducia IT AG: "Wir wollen die Fusion mit der GAD"

30.01.2008

KRINGS: Nicht in erster Linie.

CW: Warum brauchen die genossenschaftlichen IT-Dienstleister überhaupt die Fusion?

KRINGS. Aus Kosten- und Effizienzgründen. Wir machen und haben heute alles doppelt, etwa den Rechenzentrumsbetrieb und die Entwicklung. Wir könnten erhebliche Synergien schaffen und zu deutlich geringeren Kosten arbeiten. Außerdem wären wir in der Entwicklung neuer Anwendungen schneller, wenn wir die vorhandenen Mitarbeiter auf ein Bankverfahren konzentrieren könnten. Mit zunehmender Größe hätten wir auch einen besseren Stand gegenüber Lieferanten. Ferner haben die letzten zwei IT-Dienstleister der Sparkassen ihre Fusion beschlossen und uns gegenüber damit Skalenvorteile.

CW: Gibt es Anstrengungen zu neuen Verhandlungen?

KRINGS. Ich hoffe.

CW: Drängt der genossenschaftliche Dachverband?

KRINGS: Das Thema steht sicher auf der Tagesordnung. Aber das Beispiel der gescheiterten Fusion zwischen der DG Hyp und der Münchner Hypothekenbank zeigt: Obwohl ein Zusammenschluss wirtschaftlich sinnvoll gewesen wäre, ist es dazu letzten Endes nicht gekommen. Ich halte die Fusion mit der GAD für wichtig und richtig, aber wir sind abhängig von den Gremien.

CW: Ist ein Zusammenschluss mit einem IT-Dienstleister der Sparkassenbranche möglich?

KRINGS: Es gibt ein sehr erfolgreiches Beispiel einer Kooperation zwischen genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Banken: Das ist die dwp Bank. Sie betreibt die Wertpapierabwicklung für die beteiligten Finanzinstitute und konnte auch Privatbanken als Kunden gewinnen. Warum sollte etwas Ähnliches nicht auch in anderen Segmenten vorstellbar sein? (jha)

Galoppierende Konsolidierung

Kaum eine Anbieterlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren so schnell verändert wie die der IT-Dienstleister für Banken. Nach zahlreichen Fusionen stehen den Volks- und Raiffeisenbanken nur noch zwei Anbieter zur Verfügung: Die Fiducia, Karlsruhe, betreut die Finanzinstitute im Süden und hat sich seit 1999 die IT-Anbieter GRK (Kassel), RWG (Stuttgart) und RBG (München) einverleibt. Ihr Pendant im Norden ist die GAD aus Münster. Sie ist aus Zusammenschlüssen mit der GFI (Köln und Koblenz) sowie GRZ (Lehrte bei Hannover) hervorgegangen.

Im Jahr 2005 verhandelten die beiden verbliebenen Anbieter über eine Fusion. Die Gespräche schienen sehr weit fortgeschritten, wurden aber im März 2006 von der GAD überraschend gestoppt. Zuvor hatte der Fiducia-Aufsichtsrat ein gemeinsam erarbeitetes Konzept abgelehnt und um Nachbesserungen gebeten. Die Planung sah unter anderem eine paritätisch besetzte Holding in Frankfurt am Main vor.

Obwohl Fiducia und GAD in vielen Projekten des genossenschaftlichen Finanzverbunds gemeinsame Projekte betreiben, sind sie auch Konkurrenten. Um die Vorteile einer Fusion auszuschöpfen, wäre eine Reorganisation erforderlich. Davon wären Standorte und Mitarbeiter betroffen. Marktbeobachtern zufolge waren sich GAD und Fiducia uneins darüber, wer bei einer Fusion welchen Beitrag und in welchem Ausmaß zu leisten habe.

Der größte Zankapfel ist die Wahl des Kernbankensystems. Die zentrale Applikation der GAD ist die Mainframe-Lösung "Basis 21", die mit großem Aufwand weiterentwickelt wurde. Die Fiducia hat in den vergangenen Jahren viel Geld für die Entwicklung der Java-basierenden Anwendung "Agree" investiert. In einem umfangreichen Projekt wurden mittlerweile sämtliche betreuten Banken darauf umgestellt. Die GAD beansprucht, die stabilere Lösung zu haben, Fiducia pocht auf eine zukunftsträchtigere Ausführung. Sicher ist, dass eine Fusion mit auf Dauer zwei verschiedenen Kernbankensystemen unsinnig wäre.

In dieser Hinsicht sind die Dienstleister der Sparkassen einen Schritt weiter. Auch in diesem Geschäft gibt es nur noch zwei Anbieter. Die Finanz IT im Norden und Osten Deutschland und die Sparkassen Informatik im Süden und Westen. Zurzeit laufen Fusionsverhandlungen, die offiziell auf Augenhöhe betrieben werden. Allerdings ist die in Hannover ansässige Finanz IT geschwächt in die Gespräche gegangen. Sie durchlebt derzeit eine Reorganisation, in deren Verlauf bis Ende des Jahres 600 von ursprünglich 2800 Stellen abgebaut werden. Ihr Kernbankensystem ist veraltet. Für eine aufwändige Überarbeitung fehlt das Geld. Die Sparkassen IT betreibt hingegen eine konkurrenzfähige Bankenapplikation und führt die Verhandlungen mit dem norddeutschen Pendant nach der Übernahme der bayerischen IZB im Jahr 2006 aus einer Position der Stärke. Die Frage nach dem passenden Bankensystem stellt sich nicht.

Auch über den nächsten Schritt, eine Hochzeit der verbliebenen genossenschaftlichen und öffentlich-rechtlichen IT-Dienstleister, wird offen diskutiert (siehe Interview mit Michael Krings). Insofern dürfte der Erfolg der aktuell angestrebten Fusionen von Sparkassen IT und Finanz IT auf der einen sowie der Fiducia und GAD auf der anderen Seite auch den Weg für einen späteren Merger bereiten. Wer den aktuellen Zusammenschluss besser bewältigt, kann schnelle Akzente im Markt setzen, wichtige Themen und Techniken belegen und ist für kommende Verhandlungen besser gewappnet.