Ex-Compaq-Chef für Worldcom-Spitze im Gespräch

Michael Capellas verlässt Hewlett-Packard

15.11.2002
MÜNCHEN (CW) - Michael Capellas, früherer Chef von Compaq und nach der Übernahme durch HP President des neuen Gemeinschaftsunternehmens, zieht sich zurück. Das nährt die Gerüchte, wonach er als Chief Executive Officer (CEO) zu Worldcom wechseln werde.

Ob Capellas nun in der Tat zum bankrotten TK-Konzern Worldcom gehen und damit auf CEO John Sidgmore folgen wird, war bis zu Redaktionsschluss noch nicht entschieden. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf Insider, dass der Verwaltungsrat von Worldcom die Entscheidung informell bereits genehmigt habe. Neben dem ehemaligen Compaq-Manager seien noch der Chef von XO Communications, Dan Akerson, sowie Gary Forsee, Vice Chairman von BellSouth im Rennen.

Sicher ist, dass Capellas sein Amt als President von HP niederlegt. Er wolle "andere Karrieremöglichkeiten verfolgen". In seinen Augen ist es der richtige Zeitpunkt für den Rückzug, nachdem die Integration schon fortgeschritten sei und HP seine Marktmacht behaupten könne. Das ist laut Analysten aber nicht der Fall, nachdem HP erst im Mai Compaq für 19 Milliarden Dollar übernommen hatte. Bei einem so großen Merger reichten sechs Monate für den Integrationsprozess nicht aus.

Laut Merill Lynch bezweifeln einige Investoren zudem, ob HP-Chefin Carly Fiorina in der Lage ist, den fusionierten Konzern allein zu lenken. Während des Zusammenschlusses hatte HP noch herausgestellt, dass die operative Erfahrung von Capellas die ideale Ergänzung zu Fiorinas Verkaufshintergrund sei und beide das ideale Führungsteam darstellten. Der 48-Jährige war im Juli 1999 von seiner Position als Chief Operating Officer (COO) an die Spitze des Computerherstellers Compaq aufgerückt, nachdem er ein Jahr zuvor von Oracle gekommen war.

Capellas Posten des President soll nicht neu besetzt werden, für alle bislang an ihn berichtenden Manager ist künftig Fiorina direkt verantwortlich. Einige Investoren sind aber der Auffasung, dass HP einen Manager mit operativer Erfahrung brauche, der die halb-autonomen Bereichsverantwortlichen auf einen Kurs bringe. Für HP-Insider kam Capellas Rückzug nicht überraschend: So konnten sich nur wenige vorstellen, dass der Manager sich mit seiner Rolle als Nummer zwei hinter Fiorina auf Dauer zufrieden geben würde - nicht zuletzt aus dem Grund, dass wer einmal CEO war, es in Zukunft auch wieder sein möchte. Bei Worldcom würde auf Capellas ein harter CEO-Job warten, nachdem der TK-Konzern den größten Skandal in der jüngsten US-Wirtschaftsgeschichte lieferte und seinen Gewinn von 1999 bis 2002 um mehr als neun Milliarden Dollar zu hoch ausgewiesen hatte. (tc/am)