Metro: Data Warehouse mit Datensortiment

01.08.2002
Von Silvester Macho
Das Kunden- und Sortiments-Management der Metro AG basiert auf einem Data Warehouse, das bereits 1999 eingeführt und bis heute kontinuierlich ausgebaut wurde. Es ist eins der umfangreichsten Data Warehouses in Europa und sichert dem Handelskonzern in seinem extrem wettbewerbsintensivem Umfeld die Marktposition als Nummer Drei in Europa und Nummer Fünf weltweit.

Ein attraktives und preisattraktives Sortiment für anspruchsvolle und preissensible Konsumenten zu gestalten - das ist die zentrale Anforderung an den Einzelhandel in einem extrem wettbewerbsintensiven Umfeld. Wer Kunden gewinnen und halten will, muss sie kennen, ihre Bedürfnisse verstehen und sie dann gezielt ansprechen. Viele Händler verfügen über isoliert voneinander operierende Systeme, beispielsweise für Warenwirtschaft, Werbeplanung oder Kundenpflege, in denen Daten gesammelt und ausgewertet werden.

Doch ohne ganzheitliche Sicht auf das Unternehmen und seine Kunden ist eine systematische Analyse der Zielgruppen ebenso wenig möglich wie die Ermittlung der sogenannten Warenkorbprofitabilität, bei der analysiert wird, welche Produkte bestimmte Kunden bei ihren Einkäufen kombinieren und ob die Summe der gewählten Artikel für den Einzelhändler einen Gewinn abwirft.

Angeklickt Mit einem Umsatz von fast 50 Milliarden Euro und 230.000 Mitarbeitern weltweit ist die Metro AG der drittgrößte Handelskonzern in Europa und der fünftgrößte der Welt. Das operative Geschäft verteilt sich auf die vier Geschäftsfelder Cash & Carry, Lebensmitteleinzelhandel, Nonfood-Fachmärkte und Warenhäuser. Zu den Vertriebslinien der Metro zählen unter anderem so bekannte Marken wie Metro Cash & Carry, Real, Media Markt, Saturn oder Galeria Kaufhof. Ein langfristig angelegtes, profitables Wachstum des Unternehmens, die Optimierung der Vertriebskonzepte und des Portfolios sowie die Internationalisierung des Gesamtkonzerns bilden die drei Eckpfeiler der Metro-Wachstumsstrategie. Wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung dieser Strategie ist ein umfassendes Verständnis der Kundenbedürfnisse. Ende der Neunziger Jahre führte Metro deshalb ein Data Warehouse-System von NCR Teradata ein. Das System erlaubt die Feinsteuerung

des Sortiments- und Kunden-Managements.

In den neunziger Jahren begann die Metro Gruppeninformatik, die operativen Systeme für die Warenwirtschaft in allen Vertriebslinien schrittweise zu erneuern und mit anderen Funktionen wie unter anderem Planung, Werbung oder Rechnungswesen zu verbinden. Bei Auswahl und Entwicklung der neuen Warenwirtschaft wurde deshalb von Anfang an die Informationsebene weitgehend ausgespart und durch eine Data Warehouse-Lösung ersetzt. Denn nur durch die Zusammenführung aller relevanten Daten in einem Data Warehouse wird eine gemeinsame Sprache zur Ermittlung wichtiger Kennzahlen wie Umsatz, Rohertrag, Lagerumschlag, Kundenfrequenz oder Durchschnittsbon geschaffen. Dabei ist der Überblick ebenso wichtig wie die wirklichkeitsgetreue Einzelinformation. Die hohe Kunst des profitablen Sortiments- und Kundenmanagements liegt in der Feinsteuerung: Nur mit Hilfe von Detailinformationen lassen sich einzelne Kundengruppen gezielt ansprechen und an das Unternehmen binden.

Mehr als 1500 Anwender mit permanentem Zugriff

Für die Einzelhandelsketten Real und Extra sowie den Großhandel wurde in Düsseldorf ein rund 20 Tera Byte umfassendes Teradata Data Warehouse installiert . Dabei handelt es sich um eine massivparallele Rechnerarchitektur, in der Intel-basierende SMP-Knoten über ein spezielles Netzwerk (ByNet) verbunden werden. In Kombination mit der Datenbank entsteht ein performantes und skalierbares System, das vielen Anwendern auch unterschiedlicher Vertriebslinien zur Verfügung steht. Dabei sorgt Teradata für die Zuteilung der Ressourcen.

Daten aus dem Nonfood-Bereich bei Saturn/Media werden in einem weiteren System in Ingolstadt gesammelt; weitere Installationen sind bei den Auslandstöchtern in Österreich und England im Einsatz.

Alle an Kassen und sonstigen Kontaktpunkten gewonnenen Kunden-, Bon- und Rechnungsdaten werden mit den Sortimentsdaten verknüpft und ermöglichen so die jeweils aktuelle Rundumsicht auf das Einkaufsverhalten von Millionen Metro-Kunden, die Sortimentsgestaltung sowie den Lagerbestand. Über 1.500 Anwender bei Metro haben permanenten Zugriff auf alle für sie relevanten Daten. Reporting und Geschäftsplanung erfolgen auf Basis dieser gesammelten und miteinander in Beziehung gesetzten Daten: Standardberichte - wie etwa die Absatzentwicklung - liefern ein umfassendes Bild der Geschäftssituation und Begründungen, worauf die jeweiligen Entwicklungen beruhen. Ad hoc Analysen erklären, warum eine bestimmte Warengruppe zu wenig Absatz findet oder welche Artikel die Erwartungen nicht erfüllt haben. Bei der Identifizierung neuer Trends, der Werbeerfolgskontrolle oder der Preis- und Sortimentsgestaltung dienen die Daten aus dem Data Warehouse als Planungsgrundlage.

Projektdaten

1997 Entscheidung für die Teradata Warehouse-Lösung und Einführung in der Cash & Carry-Vertriebslinie

1998 Ausweitung dieser Lösung auf die Real- und Extra-Vertriebslinien

Anwendungsentwicklungszentrum: MGI (Metro Gruppen Informatik)

Endnutzer: über 1900 Metro-Mitarbeiter

Einsatzbereiche: Preis- und Sortimentsanalysen, Analysen für Aktionsplanung sowie Werbeerfolgskontrolle, Lieferantenanalysen mit Scorecard, Kundenanalysen. Das DWH ist auch Basis für Category Management- und CPFR-Aktivitäten

Datenaufkommen: Metro hat ein 20 Terabyte großes System mit mehreren Milliarden Transaktionsdatensätzen. 

Hard- und Softwarekomponenten:

Plattform: linear skalierbare Kombination aus NCR World Mark 5250 MPP-Servern und relationalem Datenbanksystem Teradata mit paralleler Gesamtarchitektur.

Betriebssystem: Unix Intranet- und Webbasierter Zugriff der Endanwender

Neben der kundenorientierten Anwendung gewinnt das Data Warehouse zunehmend auch für die Kooperation mit den Lieferanten an Bedeutung. Daten für die Lieferantengespräche wurden schon seit längerem in einer Art Scorecard zusammengeführt, seit kurzem bezieht Metro per Collaborative Planning, Forecasting und Replenishment (CPFR) die Lieferanten in die Planung ein. Über mehrere Jahre hinweg ermittelte Absatzzahlen bilden dabei die Grundlage für Bedarfsprognosen, die gemeinsam mit den Lieferanten erstellt werden. Lokal installierte Category Management Funktionen befinden sich derzeit im Aufbau und werden die Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung unterstützen.

Der Warenmix wird fortlaufend optimiert

In den vergangenen drei Jahren verzeichnete Metro Umsatzsteigerungen zwischen fünf und sieben Prozent; angesichts des vergleichsweise verhaltenen Marktwachstums in der Branche ein Erfolg und ein klares Indiz dafür, dass sich der Handelsgigant erfolgreich gegenüber seinen Wettbewerbern positionieren konnte. Das installierte Data Warehouse leistet hier wichtige Unterstützung. Auf Basis der gewonnen Daten kann Metro seinen Warenmix fortlaufend optimieren und so Umsätze und Roherträge steigern. Ein verbesserter Eigenmarkenanteil führt zu höherer Profitabilität. Die gelungene Sortimentsgestaltung steigert die Verkaufsbereitschaft und reduziert Abschreibungen auf Überbestände. Vorhandene Marketingmittel werden effizienter eingesetzt und Massenwerbeaktivitäten mit hohen Streuverlusten stark eingeschränkt. Die auf dem Fundament solider Kundendaten gestalteten Aktionen erreichen eine deutlich bessere Antwortrate.

Oberste Anforderung der Metro AG an ihr Data-Warehouse System war Skalierbarkeit; die gewählte Datenbank-Technologie sollte jedem Wachstumsanspruch an Verarbeitungsleistung, Benutzerunterstützung und Speicherkapazität standhalten können. Aufgaben aus neuen Datenquellen, die beispielsweise im Rahmen von E-Commerce oder CRM-Initiativen oder bei der Reaktion der Kunden an elektronischen Kontaktpunkten wie Kiosks oder dem Internet anfallen würden, sollte das Data Warehouse problemlos bewältigen können. Reorganisation und Erweiterung bei der Zunahme von Speichervolumen und Benutzerzahlen durften auf keinen Fall zu größeren Ausfallzeiten während des laufenden Geschäfts führen. All diesen Anforderungen konnte Teradata im Auswahlverfahren entsprechen. Ein weiterer Pluspunkt war die langjährige und profunde Branchenerfahrung von NCR Teradata - drei der fünf größten Retailkonzerne weltweit zählen zu den Kunden des Unternehmens.