MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit den Worten "Die Metabox AG ist bislang nicht gerettet" eröffnete der Metabox-Vorstandsvorsitzende Herbert Steinhauer die Hauptversammlung des angeschlagenen Settop-Boxen-Anbieters am gestrigen Dienstag. Mit dem positiven Ausgang der Aktionärsversammlung hatte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet.

Zunächst entschuldigte sich der ehemalige Metabox-Chef Stefan Domeyer, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Täuschung der Kapitalmärkte ermittelt, für einige "Fehleinschätzungen" im alltäglichen Geschäft, die im Mai 2001 zum Insolvenzantrag des Hildesheimer Unternehmens geführt hatten. Den Vorwurf der Bilanzfälschung wies er jedoch zurück und betonte: "Die Metabox ist kein Skandalunternehmen." Verbindliche Zusagen zur Zukunft des maroden Herstellers wurden allerdings nicht gemacht. Anschließend richteten einige Aktionäre zwar scharfe Worte an den Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens, insgesamt blieb die Kritik jedoch verhalten.

Schließlich ging der Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Fleischer zu den geplanten Abstimmungen über, die überraschende Ergebnisse brachten. 73 Prozent der Anleger erteilten dem Vorstand für das Geschäftsjahr 2000 Entlastung. Der Aufsichtsrat wurde sogar zu 78 Prozent entlastet. Eine Kapitalerhöhung befürworteten sogar 90 Prozent der Aktionäre. "Ich bin über das positive Ergebnis etwas überrascht", gestand Domeyer ein.

Nun will sich Metabox vor allem um die Beschaffung von Geldmitteln kümmern. Vor wenigen Tagen noch hatte das Unternehmen nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Graaff nur noch 900.000 Mark in der Kasse (Computerwoche online berichtete). Um seinen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, benötigt Metabox kurzfristig 17 Millionen Mark. Die Summe ist bislang noch nicht aufgebracht worden. Sollten sich keine Investoren finden, ist die Eröffnung des Insolvenzverfahrens laut Graaff unvermeidbar. Die drohende Insolvenz der Hildesheimer wurde auf der Hauptversammlung am gestrigen Dienstag nicht erwähnt.