Wie Projekte scheitern

Meta Group: Data-Warehouse ist kein Produkt

28.11.1997

Der Leidensweg des Firmenchefs begann auf dem Golfplatz, wo ihn ein versierter Marketier davon überzeugte, er brauche für sein Unternehmen ein Data-Warehouse. Dieses könne in vier Monaten entstehen und würde bei der anstehenden Geschäftsumstrukturierung bereits wertvolle Entscheidungshilfen bieten.

Als die Arbeit am Warehouse begann, war noch nicht klar, welcher Weg eingeschlagen werden sollte und wie man die Entscheidungen organisatorisch und technisch umzusetzen gedachte. Beispielsweise wollte der Betrieb expandieren, aus sechs Call-Zentren sollten 116 werden, die Open-Switching-Systeme automatischen Wähl- und Routing-Mechanismen Platz machen. Der Zeitpunkt, um ein für den Bau eines Data-Warehouse notwendiges Geschäfts- und Datenmodell zu generieren sowie End-Anwender-Anforderungen einzuholen, lag demnach denkbar ungünstig. Dennoch bewilligte der Firmenchef ein Budget von 250000 Dollar, ein Team aus sechs Leuten und einen Zeitrahmen von vier Monaten für den Aufbau des Data-Warehouse. Die Ressourcen waren jedoch von vornherein viel zu knapp bemessen.

Trotz 15 Stunden Arbeit am Tag benötigte das Team ein halbes Jahr, bis es eine schmächtige Pilotanwendung vorführen konnte. Da das Datenmodell nicht stimmig war und die Daten selbst weder konsistent noch von vorbereiteten Systemen abrufbar waren, mußte der Prototyp händisch gefüttert werden. Das Ergebnis: Die Endanwender sahen sich mit halben Informationen konfrontiert, die sie zudem über ihre al- ten Systeme viel einfacher beziehen konnten. Es fehlte an Akzeptanz.

Das Projekt wurde abgebrochen. Das Data-Warehouse-Team verlor seinen Job, das Unternehmen mehr als die Hälfte seiner übrigen IT-Mitarbeiter. Die Investitionen in den Fehlschlag beliefen sich auf 750000 Dollar. Die Unternehmensaktien sanken um zwei Drittel.