19 DV Hersteller kommunizierten mit MultiNET

Messetest: Integration durch Rechnerverbund

13.03.1987

Die CeBIT-Sonderschau MultiNET zog in erster Linie qualifizierte Anwender aus "DV-Gemischtwarenläden" an, die nach entsprechenden Vorabinformationen neugierig auf die Live-Präsentation waren. Eine Blitzumfrage der COMPUTERWOCHE ergab jedoch, daß den Besucher nicht nur das hier im Vordergrund stehende TCP/IP-Protokoll für die Verbindung verschiedener Rechnerwelten interessiert, sondern die Vernetzungsthematik schlechthin.

"Das Gros der Anwender ist verblüfft, daß der angekündigte Rechnerverbund nun tatsächlich läuft", konstatierte der LAN-Experte Hubert Martens von der Siemens AG. Während sich der Betrieb ansonsten in Grenzen hielt, hing an seinem Stand eine regelrechte Menschentraube, wobei allerdings die meisten Interessenten aus den eigenen Reihen - sprich: von der Firma Siemens selbst - stammten. Dies liegt aus der Sicht von Martens in erster Linie an der Größe des Unternehmens und der Selbständigkeit der verschiedenen Unternehmensbereiche. Man müsse ja erst mal sehen, wie man Ordnung in den eigenen gemischten "Fuhrpark" bekäme.

Überhaupt, so der erste Eindruck, nutzten viele Kollegen der insgesamt 19 vertretenen Firmen sowie Mitarbeiter von anderen auf der CeBIT anwesenden Betrieben die Möglichkeit, den umfassenden Rechnerverbund in Augenschein zu nehmen. Dazu ein Besucher von Telenorma: "Ich möchte mir einfach mal anschauen, was sich auf dem Markt tut, wie weit die Konkurrenz ist und wie andere Firmen Probleme bei der Vernetzung angehen."

Kunden und Anwender waren während der CW-Stippvisite eindeutig in der Minderzahl und machten einen eher etwas verlorenen Eindruck. Es dürfte sich dabei aber lediglich um die Laufkundschaft gehandelt haben. Vermißt wurde beispielsweise eine Demonstration anhand von Anwendungsbeispielen aus der betrieblichen Praxis. Auf Verblüffung stieß auch die Tatsache, daß IBM nicht mit von der Partie war.

Nach Auskunft des Standpersonals herrschte jedoch auf der Anwenderseite ein reges Interesse an der MultiNET-Demonstration. Die befragten Firmen geben sich zufrieden. In Hinblick auf den Interessegrad scheiden sich allerdings die Geister. So machte GEI die Erfahrung, daß die meisten Leute einfach nur wissen wollten, "wie das Ganze funktioniert" und "mal sehen wollen, wie der File-Transfer von einem zum anderen Rechner vonstatten geht".

Ganz anders bewertete Jürgen Grabow, Systemberater bei PCS, die Situation. "80 Prozent der Kunden sind qualifiziert. Sie kommen hierher, um zu erfahren, wie sie ihre bestehende Rechnerbasis am besten vernetzen können." Die im MultiNET realisierten Protokolle seien oft nicht einmal bekannt oder nur von nachrangigem Interesse.