Messe 3GSM: Mobile TV als Zugpferd

21.02.2006
Einige Fragen zum Handy-Fernsehen blieben in Barcelona allerdings offen.

Als Zugpferd für die mobilen Datendienste sieht Siemens-Communications-Chef Thomas Ganswindt das mobile Fernsehen - neudeutsch als Mobile TV bezeichnet. Einer internationalen Studie seines Unternehmens zufolge wünschen sich 60 Prozent der befragten Mobilfunknutzer Fernsehen auf dem Handy. Für die Mobilfunkbetreiber bietet der Service laut Siemens in den kommenden fünf Jahren ein Umsatzpotenzial von rund 15,2 Milliarden Euro. Über einen Mobilfunk-Rückkanal sollen die Handy-Benutzer zum Beispiel bei TV-Spielen mitmachen oder Tipps bei Quizsendungen abgeben - und so die Kassen der Mobilfunkanbieter klingeln lassen.

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- was die Industrie von Mobile TV erwartet;

- welche Standards zur Diskussion stehen;

- wo rechtliche Probleme liegen.

Siemens setzt dabei wie viele andere Hersteller auf den Standard DVB-H (Digital Video Broadcast Handheld). Nach Angaben des Industriekonsortiums DVB-Project bekannten sich auf der 3GSM bereits über 30 Hersteller zu DVB-H, das eine Weiterentwicklung des terrestrischen digitalen Fernsehübertragungsstandards DVB-T ist. Trotzdem ist das Rennen um die Norm für das mobile Fernsehen der Zukunft noch nicht gelaufen. So präferieren etwa die Asiaten den Standard T-DMB (Terrestrial Digital Multimedia Broadcast). Einen solchen Dienst führte Südkorea Ende 2005 ein.

IP-Streaming als Alternative

Last, but not least stellt sich zudem die Frage, ob der zu erwartende Siegeszug der nächsten Mobilfunkgeneration HSDPA nicht dazu führen wird, dass eventuell klassische IP-Streaming-Technologien von den Carriern bevorzugt werden. In diesem Fall würden die Fernsehbilder als Datenverkehr über ihr Netz transportiert, während es bei DVB-H als Rundfunktechnologie offen ist, wer die Hoheit über die Sendemasten hat.

Gerade letzterer Punkt sorgt in Deutschland mit seiner komplizierten Rundfunkgesetzgebung für Verzögerungen. Eine eher bittere Pille für Fußball-Fans verkündete denn auch T-Mobile-Chef René Obermann in Barcelona: Er rechnet nicht damit, dass das Mobile Fernsehen per DVB-H bereits zur WM in Deutschland einsatzbereit ist. Neben ungeklärten rechtlichen Fragen dürften auch fehlende Endgeräte einen breit angelegten Rollout verhindern. Dennoch hält der T-Mobile-CEO an seinen Plänen fest, DVB-H zumindest in zwölf Städten zu testen. Ansonsten wollen die Mobilfunker die Spiele per Streaming auf die Handys übertragen.

Auf zwei weitere Problemfelder im Zusammenhang mit dem Handy-Fernsehen machte Ericsson-Direktor Mikael Halén aufmerksam. Zum einen sei ein Teil der für DVB-H benötigten Frequenzen in vielen Ländern erst mit dem endgültigen Abschalten des analogen Fernsehens frei, zum anderen stelle sich die Frage, wer die Endgeräte künftig subventionieren solle. (hi)