Merrill Lynch integriert den Mainframe in die SOA

10.11.2006
Aus Kostengründen stellt die US-amerikanische Investment-Bank Merrill Lynch gekapselte Großrechnerfunktionen als Web-Services zur Verfügung.

Ausgangspunkt des Vorhabens waren Kundenwünsche, immer mehr Dienstleistungen des Unternehmens über das Web zu nutzen. Die IT-Organisation sah sich gezwungen, eine Infrastruktur für die benötigten Web-Services zu bauen. Neben der etablierten Backend-Architektur aus acht Großrechnern entstanden redundante Anwendungen und Datenbanken im Middle Tier, die zu hohen Kosten führten, berichtet der ehemalige IT-Manager Jim Crew.

Auf die wegen ihrer Zuverlässigkeit geschätzten Mainframes, die täglich rund 80 Millionen Cics-Transaktion verarbeiten, wollten die Banker aber auch auf längere Sicht nicht verzichten. Vor diesem Hintergrund entschied sich das Management, den kompletten SOAP-Stack für Web-Services auf der Großrechnerplattform selbst zu bauen. Aus Performance-Gründen entwickelte das Team den Stack in der Programmiersprache Assembler. "Wir hatten tausende Serivces auf dem Mainframe, aber wir betrachten sie nicht als solche", erläutert Crew. Heute stellt Merrill Lynch mehrere hundert Cics-Programme in Form von Web-Services zur Verfügung, die in einer ebenfalls selbst entwickelten UDDI-Registry verzeichnet sind. Die Wiederverwendung der Legacy-Funktionen für Web-Anwendungen spare IT-Kosten, so Crew.

Darüber hinaus erkannten die Banker, dass sich ihre Plattform für Mainframe-Web-Services auch vermarkten ließ. Im Oktober 2005 verkauften sie das "X4ML" getaufte System an den US-Hersteller SOA Software. Der vermarktet die Software seitdem unter dem Namen Service-Oriented Legacy Architecture (SOLA). Davon wiederum profitierte auch IT-Manager Jim Crew, der heute sein Geld als Vice President bei SOA Software verdient. (wh).