Mensch gegen Maschine

30.11.2006
Als Friedrich der Große zum Ende des 18. Jahrhunderts gegen eine Maschine Schach spielte und verlor, sorgte das in den obersten Kreisen der Gesellschaft für erheblichen Aufruhr. Diesen "Schachtürken" hatte 1769 der ungarische Mechaniker Wolfgang von Kempelen konstruiert.

Alle Welt war fasziniert davon, dass eine Maschine Schach spielen konnte und dabei sogar mit den Größten der Szene wie etwa André Danican Philidor die Kräfte maß. Die Menschheit konnte es nicht fassen, dass eine Maschine dem Menschen überlegen sein könnte. Tatsächlich war es - wie später entdeckt wurde - ja auch ein Mensch, der in einem Kasten unter dem Schachbrett spielte.

Heutzutage sind die Gewichte anders verteilt. In Bonn spielt gerade wieder eine Maschine gegen einen Menschen: Deep Fritz contra Wladimir Kramnik heißt die Begegnung. Und jeder geht davon aus, dass die von vier Quad-Prozessoren befeuerte Maschine den russischen Figurenkünstler vom Tisch fegt.

Wie sich doch die Dinge zu gleichen scheinen: Großmeister Gary Kasparov beklagte vor vier Jahren bei seiner historischen Niederlage gegen den massivparallelen Rechner "Deep Blue", dieser habe zu "menschlich" gespielt. Kasparov wähnte, in Wirklichkeit habe nicht der Rechner ihn niedergerungen, sondern ein verborgener Mensch.

Deutschlands Großmeister Helmut Pfleger hat diese nur scheinbar irre Logik so erklärt: Der Computer führe - nach Berechnung aberwitzig vieler Kombinationen in Bruchteilen einer Sekunde - seine Figuren immer sinnvoll. Niemals käme der Computer auf die "Idee", einen scheinbar dilettantischen Zug zu machen, bloß um den Gegner bewusst zu irritieren. Genau das aber macht den Menschen doch so unverwechselbar.