Schritt an die Böse wegen hoher Verbindlichkeit?

Memorex-Telex-Gruppe tanzt jetzt auf mehreren Hochzeiten

27.10.1989

MÜNCHEN (CW) - Die Memorex-Telex-Fusion scheint bisher erfolgreich verlaufen zu sein. Der PCM-Anbieter konnte, so die Geschäftsleitung der GmbH anläßlich der SYSTEMS ?89, die Führungsrolle im IBM-Peripheriemarkt festigen, geht aber gleichzeitig den Weg zum "Generalunternehmer" weiter. Das größte Wachstum hätten die Bereiche PC und Netzwerke verzeichnet.

Nach Abschluß des ersten Halbjahres (89/90) zeichne sich eine Umsatzsteigerung von fünf Prozent ab. Der hohe Auftragseingang läßt das Management allerdings für das gesamte Geschäftsjahr eine Umsatzsteigerung auf elf Prozent erwarten.

Obwohl größter Umsatzfaktor, seien im Mainframegeschäft keine großen Steigerungsraten zu erwarten. Auf den Trend hin zu Netzwerken habe sich Memorex eingestellt. "Wir konzentrieren uns auf Netzwerke und haben entsprechendes Know-how und Kapazitäten aufgebaut", so Johann F. Seifert, Geschäftsführer der Memorex-Telex GmbH und Area-Vice-President für die Bundesrepublik Deutschland.

Weitere Aktivitäten entwickelt die Gruppe in Netzwerkplanung und Organisation, Third-Party-Maintenance und als neuestes Engagement - die Bereitstellung von Ausweichrechenzentren im Katastrophenfall. Unter dem beziehungsreichen Kürzel H.E.L.P.,

das für Holzmann Electronic Logistic Protection steht, soll Memorex-Telex-Kunden Sicherheits-Dienstleistungen durch mietbare Rechenleistungen angeboten werden. Senior-Partner dieses Joint-ventures ist mit 60 Prozent die Holzmann-Gruppe.

Im traditionellen PCM-Geschäft stellt das Unternehmen das neue Plattenspeichersystem MTX 3890 vor, das IBM 3380 kompatibel ist und mit einem 3390-kompatiblen Controller arbeitet. Ebenfalls zum Anschluß an IBM- und IBM-kompatible Rechner stellten die Eschborner für die Langzeit-Datenspeicherung einen "Worm"-Massenspeicher mit einer Gesamtkapazität von 1378 Gigabyte vor.

Keine Angaben über den Zeitpunkt

Im Bereich "intelligente Systeme" präsentierte die "lsys"-Division zwei neue Produkte: die 80286-Workstation 7025 und den auf einem 80486 basierenden File-Server mit Microchannel 7295. Für MCA hätte man sich, laut Marketingleiter, für Isys Calamus entschieden, weil er weiter verbreitet als EISA und technologisch fortgeschrittener sei. Die Workstation ist ab sofort lieferbar und der Fileserver wahrscheinlich ab Frühjahr 1990.

Der Geschäftsbereich "Intelligente Systeme" expandiere überproportional. Lag der Anteil weltweit noch unter zehn Prozent des Gesamtumsatzes, so erreicht er heute laut Seifert einen Anteil von über 20 Prozent.

Von Twinax über Token Ring bis hin zu Fiber-Optics

Als weitere Dienstleistung hat Memorex-Telex außerdem die Daten-Netzwerkplanung und Inhouse-Verkabelung in seine Angebotspalette aufgenommen. Die neugegründete Abteilung installiert - je nach Kundenwunsch - alles von Twinax über Token-Ring und Ethernet bis hin zu Twisted-Pair und Fiber-Optics.

Die 1987 aus den Unternehmen Memorex und Telex fusionierte Gesellschaft hat noch extrem hohe Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar gegenüber amerikanischen Banken.

Die Geschäftsleitung der deutschen Dependance gab sich allerdings zuversichtlich. Schließlich habe man im letzten Jahr bereits 257 Millionen tilgen können. "Wenn wir an die Börse gehen, können wir erhebliche Mittel zur Tilgung der Verbindlichkeiten aufbringen", so Seifert.

Darüber, wann Memorex-Telex diesen Schritt vollziehen will, gab der Geschäftsführer keine genaue Auskunft. Schließlich sei Wall Street momentan etwas schwach. *