Mein ERP: größer - schöner - besser

02.01.2008
Von  und
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die ERP-Anforderungen wachsen. Anwender suchen auf der CeBIT nach Software, mit der sie Prozesslücken schließen können. Gefragt sind Branchen-Know-how, Dokumenten-Management sowie die Analyse von Geschäftsdaten.
SAP dominiert den deutschen ERP-Markt scheinbar nach Belieben.
SAP dominiert den deutschen ERP-Markt scheinbar nach Belieben.

Obwohl durch Übernahmen viele Hersteller von ERP-Software vom Markt verschwunden sind, gibt es nach wie vor zahlreiche Anbieter. Viele dieser Firmen sprechen das mittelständische Publikum an - ein Segment, an dem auch die SAP sehr interessiert ist, die hier aber noch keine marktbeherrschende Stellung erreicht hat wie im Geschäft mit Unternehmenssoftware für Großfirmen.

Neue Enterprise-Resource-Planning-Lösungen mittelständischer Anbieter

Abas (Halle 5/Stand A18) stellt die zunehmend internationalere Ausrichtung seiner ERP-Lösung in den Mittelpunkt des CeBIT-Auftritts. Dazu kommen Neuerungen aus den Bereichen E-Business, Einführungs- und Qualifizierungs-Management, Kalkulation, Preisfindung und Serviceabwicklung.

AP (Halle 5/Stand C24) präsentiert für seine aktuelle ERP-Generation "AP Plus 5.0" ein Software-as-a-Service-Betriebsmodell (SaaS). Neben den geringeren Investitionskosten profitierten die Kunden durch eine zügigere Bereitstellung sowie einfacheren Updates. Neue Module gibt es für Advanced Planning and Scheduling (APS), Business Intelligence (BI) und das Prozess-Management.

CSB-System (Halle 5/Stand D016) zeigt die mobilen Anbindungsmöglichkeiten an sein ERP-System. Mit "CSB business everywhere" sollen Anwender über Java-fähige Clients vom Notebook übder PDAs bis hin zum Handy auf die Software zugreifen können. Darüber hinaus präsentiert der Anbieter aus Geilenkirchen das Zusammenspiel von RFID-Lösungen mit seiner Software.

Ebootis (Halle 5/Stand C18) baut die Entwicklung seiner "e.bootis-ERPII"-Lösung auf der Erfahrung aus Kundenprojekten auf. Alle Anforderungen werden im Standard abgebildet. Mittlerweile umfasst die Lösung neben dem Standard-ERP auch Funktionen für CRM, BI, E-Business, Archivierung, Reporting und Workflow.

Godesys (Halle 5/Stand A35) präsentiert sein "Open Enterprise Portal". Im Rahmen des Open Business Frameworks soll das Portal den Anwendern eine Reihe von Customer-Relationship-Management- (CRM) und Business-Intelligence-Funktionen (BI) bieten. Beispielsweise lassen sich hier das Lead-Management abbilden sowie Intercompany-Funktionen verwalten. Die Lösung soll Key Performance Indicators (KPIs) liefern, um die Leistung eines Unternehmens messbar zu machen.

GUS (Halle 5/Stand F38) erweitert seine ERP-Lösung "GUS OS" um Funktionen für die Modellierung von Geschäftsprozessen, Enterprise-Content-Management (ECM), das Management von Kundenbeziehungen und Business Intelligence (BI). Darüber hinaus sollen die Branchenfunktionen für Pharma, Food, Chemie und Logistik ausgebaut werden.

Mesonic (Halle 5/Stand F18) stellt seine aktuelle Version "Enterprise Winline" vor. Die Lösung basiert auf dem eigenen Enterprise Winline Application Server. Das Modul wird zusätzlich zu der Client-Software auf einem zentralen Server installiert. Über einen Java-Client auf den Endgeräten erfolgt der Zugriff auf alle Funktionen der Mesonic-Programme. Diese Architektur erfordert keine Installation von ERP-Programmen und -Updates auf den Endgeräten. Zudem liegen keine sensiblen Firmendaten auf den Clients. Anwender sollen damit eine höhere Flexibilität bei der Nutzung des ERP-Systems erhalten.

Nissen & Velten (Halle 5/Stand A37) präsentiert die Version 2.0 von "NVinity". Neu in der .NET-basierenden ERP-Lösung ist ein Modul für die Produktionsplanung und -steuerung (PPS). Überarbeitet hat der südbadische Anbieter die Module Anlagenbuchhaltung und das Management-Informationssystem (MIS). Geschäftsführer Jörg Nissen geht davon aus, dass auch im ERP-Bereich das On-Demand-Modell weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das eigene Angebot sei bereits dafür vorbereitet. Allerdings gebe es im Mittelstand nach wie vor Vorbehalte, "das Herz der Unternehmens-IT auszulagern".

Oxaion (Halle 5/Stand A38) zeigt in Hannover mit "oxaion open" erstmals eine plattformunabhängige ERP-Lösung. Bislang konzentrierte sich der Ettlinger Anbieter ganz auf IBMs Mittelstandsplattform System i (ehemals i-Series beziehungsweise AS/400). Funktional soll die Java-basierende Software den bestehenden Lösungen nicht nachstehen. Die Benutzeroberfläche sei nach ergonomischen Gesichtspunkten entwickelt worden. "Wir haben keine Angst im offenen ERP-Haifischbecken", beteuerte Oxaion-Vorstand Uwe Kutschenreiter.

Proalpha (Halle 5/Stand E18) präsentiert ein neues ERP-Release, das vor allem verbesserte Abläufe und eine einfachere Bedienung erlauben soll. Zusätzliche Funktionen gibt es, um Lieferanten und Kunden in die Logistikprozesse einzubinden. Außerdem seien die EDI-Abwicklung verbessert sowie die Beschaffungsprozesse stärker automatisiert worden, hieß es. Grundlage für die Entwicklung der Proalpha-Lösung sind Techniken für eine Service-oriented Architecture.

Psipenta (Halle 5/Stand A008) stellt mit Version 7.1.1. ein neues Release seiner ERP-Suite "Psipenta" vor. Im Fokus der Weiterentwicklung standen in erster Linie zusätzliche Branchenfunktionen für Serien- und Auftragsfertiger in den Kernbranchen Maschinen- und Anlagebau sowie Automobilindustrie.

Sage (Halle 5/Stand B16) zeigt mit "SageCRM.com" eine Internet-basierende Lösung für das Kunden-Management, die zur Miete angeboten werden soll. Der Funktionsumfang soll im Wesentlichen der Lizenzlösung entsprechen: Neben dem Vertrieb und Marketing soll die Mietsoftware auch Funktionen für Service und Support bieten. Kunden sollen die CRM-Lösung bereits ab 21 Euro pro User und Monat mieten können. Neben der CRM-On-Demand-Lösung will der Softwarehersteller mit "Evolution 2009" ein neues Produkt aus seiner "Office-Line"-Familie vorstellen.

SoftM (Halle 5/Stand C16) integriert in sein aktuelles Semiramis-Release 4.4 Frameworks für das Rechnungswesen, Business Intelligence und das Qualitäts-Management. Die BI-Funktionen umfassen ein Data Warehouse sowie verschiedene Standard-Cockpits. Das in Java entwickelte Rechnungswesen "Sharknex" beinhaltet neben der Finanz- und Anlagenbuchhaltung Funktionen für das Controlling und BI. Die Lösung wird eigenständig sowie als Teil der ERP-Systeme Semiramis und Greenax angeboten.

Wilken (Halle 5/Stand C38) präsentiert seine neue "ERP-Suite 2008". Besonderen Wert hat das Ulmer Softwarehaus eigenen Angaben zufolge auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt. Die überarbeitete grafische Benutzeroberfläche erlaubt demnach einen beschleunigten Mandantenwechsel sowie eine vereinfachte Navigation durch die einzelnen Module. Zudem lassen sich individuelle Workflows hinterlegen. Auch komplexe Business-Software müsse sich so einfach bedienen lassen wie Apples iPhone, lautet die Vorgabe von Geschäftsführer Andreas Lied. "Nur dann ist Software smart und sexy."

ERP-Basis dünnt aus

Wie schon in den vergangenen Jahren bleibt Oracle auch 2008 der CeBIT fern. Der Softwarekonzern adressiert seine Klientel mit der jährlich stattfindenden Hausmesse "Openworld". Dazu kommen regionale Veranstaltungen für Kunden und Partner.

Infor wird in diesem Jahr erstmals nicht mehr an der CeBIT teilnehmen. Der Hersteller plant eigene Veranstaltungen wie das weltweite "Inforum" in den USA sowie zahlreiche weitere Kundenkonferenzen auch in Europa. Darüber hinaus soll es verschiedene Workshops und regionale Veranstaltungen geben. Ziel sei es, für mehr Effizienz und Kundenfokus zu sorgen, hieß es. "Wir verlassen einen ausgetretenen Pfad und nehmen eine alternative Route", sagte Hermann Stehlik, Infors Vice President Marketing für Europa.

Auch Lawson lässt wieder einmal die CeBIT aus. Der ERP-Anbieter will auf eigene Veranstaltungen sowie branchenspezifische Messen setzen. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit Verbänden forciert werden. "Unsere Kunden fordern eine intensive und branchenspezifische Auseinandersetzung mit ihren betriebswirtschaftlichen Anforderungen an eine Softwarelösung. Messen wie die CeBIT können dies aus unserer Sicht nur ungenügend befriedigen", sagt Dieter Roskoni, Marketing Direktor Central Europe.

Der Financials-Spezialist Coda kommt 2008 ebenfalls nicht nach Hannover. Zwar habe man zunächst einen Messeauftritt geplant, sich dann jedoch anders entschieden, verlautete von Seiten des Anbieters. Begründet wurde diese Entscheidung nicht.

Die ERP-Anbieter erhoffen sich, auf der CeBIT mit Anwenderunternehmen ins Gespräch zu kommen, die Bedarf an integrierten Geschäftsapplikationen haben. "Manche Firmen wollen ihre handgestrickten Excel-Lösungen durch Business-Software ersetzen", meint Frank Naujoks, Leiter Enterprise Application beim Marktforschungsunternehmen IDC Central Europe. Solche Unternehmen gebe es noch immer erstaunlich häufig. Sie suchen nach Applikationen, mit denen sie rechtssicher ihr Geschäft führen können, damit sie keine Überraschungen erleben, wenn der Wirtschaftsprüfer kommt.

Andere Unternehmen verfügen zwar über Geschäftsanwendungen, diese sind aber oft nicht miteinander verbunden. "In diesen Firmen erhält man auf die Frage nach der Anzahl der Kunden aus dem Vertrieb, dem Marketing und der Buchhaltung mitunter drei unterschiedliche Antworten", so Naujoks. Um verlässliche Aussagen zu den Herstellungskosten für ein Produkt oder den mit einem Erzeugnis erzielten Gewinn zu treffen, benötigen diese Firmen Informationen aus verschiedenen Systemen. Erreichen lässt sich dies meist nur, indem sie Einzelapplikationen koppeln oder diese durch ein neues Komplettsystem ersetzen.

Für eine integrierte Software kann und will der Mittelstand aber nicht viel ausgeben. Gleichwohl lässt er sich nicht alles Billige andrehen, sondern achtet auf Flexibilität und Release-Fähigkeit: Einerseits soll sich die Anwendung an die Bedürfnisse des Unternehmens anpassen lassen, andererseits fordern die Nutzer, dass trotzdem ein Release-Wechsel ohne großen Aufwand vollzogen werden kann. In der Vergangenheit hatte das Fehlen dieser Eigenschaften den Firmen viele Kosten und Mühen beschert.

Außerdem wollen sich die Softwarekäufer nicht mit technischen Raffinessen herumschlagen. Sie denken in Kategorien wie Flexibilität, Integrationsfähigkeit und Transparenz, möchten sich aber mit Schlagworten wie .NET, Java sowie Service-oriented Architecture (SOA) nicht auseinandersetzen müssen. Sie legen großen Wert darauf, dass die Software branchenspezifische Funktionen liefert und sich leicht bedienen lässt. Wie sie dann im Detail implementiert wird, steht für den Mittelstand nicht im Vordergrund. Sehr wohl achten Firmen jedoch darauf, ob die ERP-Software auf einer zukunftsfähigen Technik aufsetzt.

Branchenlösungen gefragt

Da der Mittelstand nach Branchenlösungen Ausschau hält, bemühen sich die Hersteller hier verstärkt. Manche Anbieter konzentrieren sich nur auf ein Marktsegment. AMS Hinrichs+Müller aus Kaarst beispielsweise bedient nur Einzel-, Auftrags- und Variantenfertiger. Andere Firmen entwerfen auf Grundlage eines mit breitem Funktionsumfang ausgestatteten ERP-Standardsystems Branchenangebote, wobei hier nicht nur Platzhirsche wie SAP und Microsoft anzutreffen sind. Zu diesen Anbietern zählt beispielsweise auch Alpha Business Solutions, eine Tochtergesellschaft des ERP-Anbieters Proalpha, die eine Komplettlösung für Unternehmen bietet, die sich mit Kunstspritzguss beschäftigen ("Proalpha Plastics"). Die Offerte "Proalpha Furniture" wendet sich an die Möbelindustrie. Letztere hat beispielsweise spezielle Anforderungen an die Variantenfertigung, die sich durch das Standard-ERP-System von Proalpha nicht ohne weiteres abdecken lassen. Wilken aus Ulm adressiert Energieversorger. Die Software "Ener:gy 3.3" soll beispielsweise Gasanbietern Funktionen liefern, mit denen sie Lieferantenwechsel abwickeln können.

Branchenorientierte Programme sollen bei den Anwendern unter anderem selbst programmierte Anwendungen ablösen, die veraltet sind und sich nur mit erheblichem Aufwand pflegen lassen.

Einfache Oberflächen ersparen Anwenderschulung

Zu den Entscheidungskriterien bei der Auswahl einer Geschäftsanwendung gehört zunehmend die Benutzeroberfläche. Anwender sollen sich im Programm schnell zurechtfinden, und zwar sowohl der Ingenieur als auch der Sachbearbeiter. Aus diesem Grund liegen rollenbasierte Frontends bei den ERP-Herstellern im Trend. Dabei erhält jeder Anwender eine für ihn passende Oberfläche, die nicht benötigte Menüs ausblendet. Zudem werden ihm nur die für seine Arbeit relevanten Ansichten präsentiert. Ein Vertriebsexperte bekommt so automatisch die aktuellen Verkaufszahlen in einer Grafik präsentiert, ohne dass er danach suchen muss.

ERP-Umfang nimmt zu

Die Softwareanbieter arbeiten zudem daran, Drittsysteme möglichst nahtlos in die eigenen Produkte einzubinden. Beispielsweise entwickeln sie Schnittstellen, die Dokumenten-Management- und -Archivsysteme, Kunden-Management-Software (Customer-Relationship-Management, kurz CRM), Produkt-Daten-Management- sowie CAD-Software an ihre ERP-Systeme anbinden. Manche Hersteller schließen Vertriebspartnerschaften mit dem Anbieter dieser Zusatzprodukte.

Auch wenn der ERP-Lieferant diese Komplementärsysteme nicht selbst entwickeln kann, sind Kooperationen mit Spezialisten wichtig. Eric Scherer vom Beratungshaus i2s aus Zürich kennt Auswahlprojekte, bei denen Softwarehäuser von der Liste verschwanden, weil sie dem Kunden keine integrierbaren Zusatzprodukte bieten konnten.

Ein Beispiel für eine Integration zusätzlicher Software liefert das ERP-Produkt "XDPPS" (vormals cd2000) von r.z.w. cimdata. Es wurde mit einer Schnittstelle für das Archivsystem des schweizerischen Herstellers Kendox AG versehen. Anwender können darüber Ein- und Ausgangsbelege, E-Mails und Bilder archivieren.

Andere Anbieter versehen ihre Produkte mit Zusatzmodulen, um funktionale Lücken im Kernsystem zu schließen. SoftM beispielsweise integriert die Java-Business-Software "Semiramis" mit dem Ende 2007 vorgestellten Rechnungswesenprodukt "Sharknex". Bisher verwendeten Semiramis-Nutzer Drittprodukte für die Buchhaltungsaufgaben.

Am deutlichsten wird die Expansion der ERP-Funktionen im Bereich der Geschäftsdatenanalyse und dem Berichtswesen. Viele ERP-Systeme verfügen zwar über Reporting-Funktionen, doch nicht immer genügen sie den Anwendern, vor allem dann nicht, wenn sie auch fremde Datenquellen auswerten wollen. Das musste letztlich auch SAP einsehen und kaufte den Business-Intelligence-Spezialisten (BI) Business Objects. Damit verfügt der ERP-Primus nun über eine Palette von Software, mit der Anwender ihre operativen Daten auswerten, in Reports darstellen sowie für die Unternehmensplanung verwenden können.

Die Softwarehäuser entwickeln nicht nur den Funktionsumfang ihrer Produkte weiter, sondern modernisieren auch die Plattform. Sage beispielsweise legt mit "Office Line Evolution 2009" eine neue Produktgeneration auf, die auf .NET von Microsoft aufsetzt.

Der auf die System-i-Umgebung (vormals AS/400) eingeschworene ERP-Spezialist Oxaion AG hat mit dem neuen Produkt "Oxaion Open" eine Software gebaut, die nun auch auf Windows- und Linux-Rechnern läuft. Die neue Produktlinie soll Kunden außerhalb der Stammklientel aus dem System-i-Umfeld (ehemals iSeries beziehungsweise AS/400) erreichen.

SAP setzt auf Miet-ERP

Die zahlreichen, meist kleineren ERP-Hersteller müssen sich gegen SAP und Microsoft behaupten, denn die Branchenriesen haben es ganz besonders auf den Mittelstand abgesehen und hierzu neue Produkte aufgelegt. "Business ByDesign" von SAP soll mittelständischen Firmen eine Komplettsoftware zum Steuern ihrer betriebswirtschaftlichen Abläufe nebst Berichtsfunktionen bieten. Im Gegensatz zu den bisherigen Angeboten des Softwareherstellers läuft die Applikation in einem SAP-Rechenzentrum und wird gegen eine monatliche Gebühr via Internet-Zugriff zur Verfügung gestellt. Die SAP steht hier vor mehreren Herausforderungen: Einerseits muss sie Kunden davon überzeugen, dass sie für den Mittelstand taugliche sowie finanzierbare Software liefern kann. Zudem gibt es bislang keinen großen ERP-Hersteller, der eine Komplettsoftware zur Miete anbietet. Drittens muss SAP Partner rekrutieren, die den Kunden dabei helfen, die Software einzurichten. Doch die klassischen Partnerfirmen verdienen an umfangreichen Projekten, in denen sie ihre Berater beschäftigen können. Viele dieser Tätigkeiten fallen mit Business ByDesign weg.

SAPs Mietprodukt verfügt bis dato über keine ausgeprägten Branchenfunktionen. Die Walldorfer hoffen offenbar, mit einem generalistischen ERP-Ansatz eine breite Kundenschicht im Mittelstand zu erreichen. Firmen mit branchenspezifischen Wünschen verweist der Konzern auf das bestehende Kaufprodukt "Business All-in-One".

Microsoft-ERP für Kleinbetriebe

Microsoft ist bei mittelständischen Unternehmen vor allem mit "Dynamics NAV" (vormals "Navision") etabliert, will aber auch kleinere Firmen erreichen, in denen nur drei bis vier Mitarbeiter die Software verwen-den. Das Produkt "Dynamics Entrepreneur" verfügt über weniger Funktionen als Dynamics NAV, ist günstiger und nur für fünf gleichzeitige Nutzer ausgelegt. Nach Überzeugung des Softwarehauses haben kleine Fir-men vor allem Bedarf an leicht zu bedienender Software, die Funktionen wie Finanzen, Ein- und Verkauf sowie eine Lagerverwaltung bündelt. Mit dem Produkt tritt Microsoft in Wettbewerb mit Anbietern wie Lexware und Sage, die schon seit vielen Jahren solche Programme an Einzelpersonen und Kleinunternehmen verkaufen.

Hatte der Mittelstand früher vor allem ERP-Software für einen Standort eingeführt, muss er sich mittlerweile zunehmend mit internationaler ausgerichteten Business-Prozessen beschäftigen. Firmenweit, auch im Ausland, sollen die Anwender eine einheitliche betriebswirtschaftliche Software nutzen können. Während große Hersteller Landesversionen ihrer Produkte anbieten und auch in den Ländern vor Ort vertreten sind, tun sich nach Überzeugung des unabhängigen ERP-Experten Scherer von i2s einige mittelständische Softwarehäuser schwer mit dieser Vorgabe. Allein schon die komplizierten Steuerrichtlinien in Ländern wie Indien, Brasilien und China erfordern viel Know-how. "Deutsche Anbieter haben sich lange nur auf den Heimatmarkt konzentriert und laufen nun Gefahr, bei internationalen Projekten den Anschluss zu verlieren", meint Scherer.u