Xerox-Netzwerk als Pilotprojekt beim Greater London Council:

Mehr Zeit zur Arbeit für die Wissenschaftler

26.08.1983

LONDON - Verbesserte Effizienz, quantitative Einsparungen sowie zusätzliche Information erhoffen sich die Anwender von lokalen Netzwerken. Mit dem Xerox-8000-Netzwerksystem wurde einem Bericht des Herstellers, der Rank Xerox GmbH. zufolge, dieses Ziel beim Greater London Council (GLC) erreicht. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt, das erstmals innerhalb der öffentlichen Verwaltungen Europas vom britischen Industrieministerium erprobt wird.

Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gab es bereits mehr als 50 installierte Ethernet-Netzwerke, die Xerox und Rank Xerox vorwiegend innerhalb des eigenen Konzerns, aber auch bei Prestigekunden in den USA und Europa eingerichtet hatten. Bei den darin verwendeten Arbeitsstationen handelte es sich um Prototypen. In dem GLC wurde nun eines der fortschrittlichsten Netzwerke eingerichtet: In drei der sieben Stockwerke und in einer Ausdehnung von mehr als 400 Metern können die rund 150 Wissenschaftler nicht nur miteinander kommunizieren, sondern auch einen Großteil ihrer täglichen Arbeiten hieran verrichten.

Der Greater London Council nimmt für die 32 Verwaltungen dieser Millionenstadt eine Reihe von Aufgaben wahr, die sinnvollerweise hier zusammengefaßt wurden und einen hohen Grad an wissenschaftlicher Expertise erfordern:

Messungen im Luftraum (Lärm, Schadstoffe), Kontrolle des Lärms durch Kraftfahrzeuge, Beratung über gefährliche Stoffe, Unterstützung der Londoner Feuerwehren bei Unfällen und bezüglich der Feuerfestigkeit von Gebäuden und Mobiliar, Überprüfung der Wasserqualität in Schwimmbädern, Bevorratungg in verschiedenen Depots, Analyse von Lebensmitteln.

Wissenschaftler und Spezialisten sind in der Regel viel unterwegs, von Terminen gedrängt und als unterstützende Hilfskräfte in der Verwaltung häufig von dem zu bewältigenden Aufgabenvolumen her überfordert, so daß der Zugriff zu Datenbanken genauso selbstverständlich ist wie der Einsatz von Mikrocomputern am Arbeitsplatz. Typisch sind die recht häufig, aber eher unregelmäßig zu erstellenden Gutachten und wissenschaftlichen Ausarbeitungen die neben Text auch Formeln und Grafiken aufweisen und die die Standpunkte der Interessengruppen mit der Meinung der Wissenschaftler so aktuell wie möglich wiedergeben sollen. Daß bei einer derartigen Situation herkömmliche Arbeitsmethoden unzureichend sein müssen, liegt auf der Hand. Die Wissenschaftler mußten immerhin 20 Prozent ihrer Zeit für Besprechungen und Konferenzen und weitere 21 Prozent für die Erstellung und Bearbeitung von Dokumenten aufwenden. Für die eigentliche wissenschaftliche Tätigkeit verblieb nur maximal die Hälfte der Zeit.

Das im Oktober 1981 gestartete Pilotprojekt hat nach geringfügigen Erweiterungen die folgende technische Ausstattung: 27 Xerox-860-Informationsverarbeitungssysteme, fünf multifunktionale Arbeitsstationen Xerox 8011, mehrere Datei-Server Xerox 8037 mit 80 MB, einige Druck-Server Xerox 8045 und einen Kommunikations-Server Xerox 8071. Der Anschluß von Fremdhardware wird ebenfalls erprobt.

Die Verbindung zum Großrechner war nicht vordringlich und wird erst seit Anfang August 1983 genutzt. Es zeigt sich an diesem Beispiel, daß die teureren Arbeitsstationen mit ihren vielseitigen Möglichkeiten zahlenmöglich begrenzt bleiben können, wenn man die Kapazität und das Leistungsvermögen der 860 von ausnutzt. Die Kapazität der Datei-Server für lokale Ablage und für elektronische Übermittlungen wurde aufgestockt, weil man den notwendigen Ablageraum nicht genau im voraus ermitteln konnte.

Noch Begrenzungen

Zuerst wurden die 860-Systeme für autonome Arbeitsweise genutzt. Alle Systeme waren bis Mai 1982 installiert. Die Aufstellung der 8011 erfolgte im September/Oktober 1982. Bereits im Juli wurde das Ethernet-Kabel verlegt. Bisher ist nicht jedes Büro angeschlossen, weil das Pilotprojekt seine Begrenzungen hat. Trotzdem sollen alle das Netzwerk nutzen können. Aus diesem Grunde wurde ein zentrales Servicecenter eingerichtet, wo mindestens je ein Informationsverarbeitungssystem, Datei- und Druck-Server und eine Arbeitsstation neben der fachlichen Assistenz verfügbar sind. Obwohl nicht konkret geplant, ist es denkbar, daß dieses Center nach der Pilotphase aufgelöst wird.

Das GLC-Netzwerk wird für die folgenden Zwecke genutzt: Electronic Mail, elektronische Speicherung und Weiterverarbeitung, persönliche Erstellung und Ausgabe von Texten am Arbeitsplatz mit der Einbeziehung von Grafiken, Tabellen, bestimmte Aufgaben der dezentralen Datenverarbeitung, Datenbanknutzung via Zentralcomputer, Datentransfer in EDV und testweise für Lagerbevorratung, Terminkalenderführung und Behördenwagenreservierung, Dokumente und Zertifikate.

Dadurch soll erreicht werden, daß weniger Arbeitsunterbrechungen und weniger Leerlauf für Wissenschaftler und Spezialisten, effizientere Sachbearbeitung und Verringerung der nichtproduktiven Tätigkeiten möglich werden. Zudem sollen Mehrfachinformationen und Mehrfachablagen, Kostensenkung für die Erstellung wissenschaftlicher Berichte ausgeschaltet sowie Hilfs- und Unterstützungskräfte eingespart werden. Auch eine schnellere Bereitstellung von Informationen, Zugriff zu mehr Informationen, Aufbau von allgemein zugänglichen Informationssystemen, schnellere und effektivere Rückkopplung und größere Kenntnis über die laufenden Aktivitäten und den Fortschritt einzelner Aufgaben sollen unter anderem erfolgen.

Neun Monate nach Inbetriebnahme des Xerox-8000-Netzwerksystems wurde offiziell seitens GLC erklärt:

- Wichtigster Vorteil der neuen Arbeitsweise ist die sehr viel effektivere Aufbereitung von Berichten, Stellungnahmen und Gutachten. Flexibilität, Geschwindigkeit und Aktualität konnten erheblich gesteigert werden.

- Die elektronische Übermittlung innerhalb des GLC über das Netzwerk wird von vielen als zweckmäßiger und einfacher angesehen und deshalb bevorzugt für Anfragen, Antworten, Nachrichten, Hausnotizen und vollständige Arbeitsdokumente und Dateien (soweit schon vorhanden) genutzt.

- Straffung von Routinetätigkeiten (hauptsächlich Ablage und Schreiben von Berichten).

Detaillierte Untersuchungen über die Veränderungen und die erzielter Verbesserungen werden zur Zeit angestellt. Erst nach weiteren Monaten dürften Erfahrungen aus dem Verbund des LAN mit dem Zentralcomputer vorliegen.