Speicher im Netz (Teil 5) -Test Synology DS1010+

Mehr Server als NAS

26.05.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Raid und iSCSI

Der überarbeitete Volume Manager ist deutlich übersichtlicher geworden.
Der überarbeitete Volume Manager ist deutlich übersichtlicher geworden.

In unserem Geschwindigkeitsrausch richteten wir die drei verbauten Festplatten vom Typ WD1600AAJS-0 als Raid 0 ein. In einer Produktivumgebung würde man dagegen eine Raid-Variante wählen, die den Ausfallschutz erhöht - was aber kein Backup ersetzt, um etwa einem Datenverlust durch Virenbefall vorzubeugen. Wie und welche Raid-Varianten später ohne Datenverlust migriert werden können, erklärt die Hilfefunktion der Management-Oberfläche ausführlich. Auf dem so gewonnenen Volume richteten wir zudem ein iSCSI-Target ein, denn im Gegensatz zu CIFS und NFS, die File-orientiert arbeiten, werden die Daten hier Block-orientiert transferiert, was, wie unsere Tests in der Vergangenheit zeigten, nicht nur in der Theorie einen schnelleren Transport verspricht. Zudem ist ein iSCSI-Laufwerk, bis zu zehn iSCSI-Targets werden unterstützt, für den zugreifenden Client eine Art transparente Festplatte, die wie eine physische Platte im Rechner angesprochen wird. Auf diese Weise können auch Applikationen genutzt werden, die sonst die Zusammenarbeit mit Netzlaufwerken verweigern. Erlaubten frühere Synology-iSCSI-Implementierungen keine konkurrierenden Zugriffe zweier Rechner auf ein iSCSI-Target, so ist dies heute möglich. Ansonsten ist die Implementierung auf der Diskstation eher einfach ausgefallen, wobei jedoch Sicherheits-Features wie CHAP-Authentifizierung vorhanden sind. Die iSCSI-Unterstützung auf Client-Seite ist bei aktuellen Windows-Versionen wie Vista oder Windows 7 heute kein Thema mehr.

Benchmarks

Zwar lieferte die DS1010+ im ATTO-Benchmark gute Lesewerte - doch diese waren weit von den Synology-Angaben entfernt.
Zwar lieferte die DS1010+ im ATTO-Benchmark gute Lesewerte - doch diese waren weit von den Synology-Angaben entfernt.

Nach diesen Vorarbeiten begannen wir gespannt, die Geschwindigkeiten zu messen. Hierzu nutzten wir unter anderem den Atto-Disk-Benchmark in der Version 2.46 sowie das NAS-Performance-Toolkit von Intel als Release 1.7.1. Alle Programme wurden auf Client-Seite auf einem Rechner mit Vier-Kern-CPU und 4 GB RAM unter Windows 7 gestartet. Lange Gesichter gab es dann, als die ersten Ergebnisse vorlagen: Mit Leseraten von maximal 56 MB/s und Schreibwerten bis zu 100 MB/s lagen die Messwerte weit von Versprechungen der Synology-Werbung entfernt. Selbst ohne die eingangs angesprochene Link-Aggregation sollte die DS1010+ Schreibwerte um die 108 MB/s und Leseraten von über 110 MB/s erreichen. Sogar mit iSCSI ließ sich beim Atto-Benchmark nur eine geringe Verbesserung erzielen: Die Schreibwerte konnten auf rund 105 Mbit/s gesteigert werden. Die Leseraten kamen dagegen nicht über 56 MB/s hinaus, wobei nun diese Werte allerdings auch bei unterschiedlichen Werten für den Transfer Size gemessen wurden. Wiederholte Versuche erbrachten keine besseren Resultate. Enttäuschend waren auch die Zahlen, die Intels NAS-Benchmark lieferte. Bei Verwendung von CIFS lag die maximale Schreibrate bei rund 77 MB/s. Gelesen wurden die Daten mit bis zu 44 MB/s. Mit iSCSI konnten die Ergebnisse beim Schreiben auf rund 100 MB/s verbessert werden. Beim kombinierten Lesezugriff spuckte der Test Raten von bis zu 70 MB/s aus.

Beim gleichzeitigen Kopieren großer Dateien (über 20 GB) mit dem Windows Explorer erzielten wir in der Addition bei iSCSI Werte, die um die 65 MB/s lagen. Sicher ist der Windows Explorer, was seine Messgenauigkeit betrifft, als Schätzeisen zu betrachten, doch er vermittelte zumindest einen Eindruck vom Leistungspotenzial des DS1010+.

Synology zu Benchmarks

Auch beim Intel NAS Perfomance Toolkit wurden die Werksangaben nur teilweise erreicht.
Auch beim Intel NAS Perfomance Toolkit wurden die Werksangaben nur teilweise erreicht.

Unsere Ergebnisse stellten uns vor ein Rätsel. Sollte sich Synology so vertan haben und schamlos die Werbetrommel mit unrealistischen Werten rühren? Eine Nachfrage beim Hersteller in Taiwan erbrachte die Erkenntnis, dass das Problem dort nicht unbekannt ist. Synology-Manager Edward Lin erklärt das Phänomen damit, "dass wir bei der Analyse der Datenpakete von Intels NAS-Performance-Toolkit feststellten, dass die Software Zugriffsmuster verwendet, die denen von Iozone ähneln. Also, um ein Byte zu schreiben, wird der Platz für ein Byte reserviert. Ich vermute, dass hier eine einfache C-Standardbibliothek für die I/O-Befehle zum Einsatz kommt." Und mit einer solchen sei nun mal die Leserrate eines Single-threaded-Programms auf 60 bis 70 MB/s begrenzt.