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Mehr Outsourcing trotz wachsender Unzufriedenheit

07.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Outsourcing boomt. Die Kunden sind längst nicht mehr rundum zufrieden, jeder zweite Vertrag wird vorzeitig gekündigt. Trotzdem wollen die Unternehmen, die IT-Services zukaufen, im kommenden Jahr noch mehr Dienstleistungen nach außen vergeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Diamondcluster International mit Hauptsitz in Chicago und deutscher Niederlassung in München.

Befragt wurden mehr als 450 zuständige Führungskräfte. 74 Prozent von ihnen wollen - eigenen Angaben zufolge - in den kommenden zwölf Monaten mehr Outsourcing-Services nutzen als bisher. In einer ähnlichen Befragung aus dem vergangenen Jahr lag dieser Prozentsatz um zehn Punkte niedriger.

Die USA und Indien sind nach wie vor die Länder, aus denen die meisten Outsourcing-Dienste bezogen werden. Aber China holt auf: Bislang unterhalten nur sechs Prozent der Befragten eine Outsourcing-Beziehung zum Land der Mitte. Doch zwei Fünftel planen, dort in den kommenden fünf Jahren eine IT-Außenstelle zu etablieren.

Diese Ergebnisse können jedoch nicht über die Probleme hinwegtäuschen: Der Studie zufolge hat sich die Zahl der vor ihrer Ablaufzeit gelösten Verträge im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, so dass sie bereits bei 51 Prozent liegt. Der Grund dafür liegt häufig in Leistungsdefiziten des Auftragnehmers. Unzufrieden sind die Kunden vor allem mit ihren Offshore-Kontrakten: Hier haben nur 62 Prozent der Auftraggeber nichts an ihrem Partner auszusetzen; im vergangenen Jahr waren es noch 79 Prozent.

Tom Weakland, als Managing-Partner bei Diamondcluster für die Studie verantwortlich, sieht in der Kundenkritik ein Anzeichen für die zunehmende Reife des Marktes. Jetzt scheide sich die Spreu vom Weizen; Anbieter, ihre niedrigen Preise nur durch schlechte Leistung erzielten, verschwänden vom Markt.

Diese Einschätzung deckt sich mit einem anderen Ergebnis der Untersuchung: Demnach sind niedrige Kosten nicht mehr der wichtigste Grund für das Outsourcing von IT-Funktionen. "Die Kunden beginnen jetzt mit dem Right-Sizing ihrer Erwartungen", so Weakland, "niemand rechnet mehr mit Einsparungen von 50 oder 60 Prozent und einem problemlosen Wechsel in Richtung Outsourcing." 83 Prozent der Befragten gaben denn auch an, sie wollten mit der Auslagerung nicht unbedingt ihre Payrole entlasten, sondern ihre Mitarbeiter "neu fokussieren". (qua)