Matthöfer-Wunsch zur GMD-Arbeit:

Mehr Nutzen für Klein- und Mittelbetriebe

09.12.1977

BONN (ee) - Zufrieden äußerte sich BMFT-Chef Hans Matthöfer nach seinem ersten offiziellen Besuch bei der GMD (Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung) in St. Augustin bei Bonn, über "die fachliche Arbeit, die hier geleistet wird". Matthöfer hob nach eintägiger intensiver Diskussion mit Wissenschaftlern und GMD-Vorstand vor Journalisten hervor, "er würde es sehr begrüßen, wenn die GMD zu Aufgaben und Funktionen fände, die nicht nur die Forschungslandschaft bereichern, sondern die dazu angetan sind, daß man sich künftig mit der GMD stärker auseinandersetzen müsse".

Drei Schwerpunkte hat der GMD-Vorstand in seiner Langfristplanung für die achtziger Jahre herausgearbeitet: Datenschutz, Datenfernübertragung und Standardisierung und Normung. Matthöfer wünscht sich, daß die Arbeit der GMD künftig auch mehr für Klein- und Mittelbetriebe nutzbar wird. Den während der Systems erhobenen Vorwurf, die GMD sei ein verlängerter "Subventions-Empfangsarm von Siemens", parierte der Minister mit der trockenen Bemerkung: "Manche Leute reden schon von sich aus so viel, da braucht man nichts mehr zu kommentieren."

In der anschließenden Diskussion über die gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Computerisierung verwahrte sich Matthöfer dagegen, die von der Gewerkschaft HBV geäußerte Forderung nach Innovations-Aufsichtsräten im Bereich der EDV als allgemeine Gewerkschaftsmeinung hinzustellen. Denn zum Beispiel sei IG-Metaller Eugen Loderer, als Chef der größten Einzelgewerkschaft trotz einer Million Arbeitsloser "für mehr und nicht für weniger technischen Fortschritt" eingetreten.

Matthöfer ging nicht darauf ein, ob es sinnvoll sein könnte, daß die Bundesregierung ähnlich wie bei der Kern-Energie demnächst einen Aufklärungsfeldzug pro Computer starten solle. Für ihn persönlich sei der Computer überall dort wichtig, wo es gelte, menschliche Arbeitskraft von stupiden und gesundheitsschädlichen Aufgaben zu befreien. Den Einsatz der EDV sehe er aber unter vier politischen Forderungen: Erstens müsse Vollbeschäftigung erreicht werden zweitens müsse das Bildungssystem verbessert werden, drittens gehe es ihm um die Humanisierung der Arbeitswelt und viertens um die Mitbestimmung Solange aber in der Bundesrepublik keine Vollbeschäftigung (erreicht sei, würden die anderen Punkte nicht emotionsfrei diskutiert werden können, meint der Minister.