Billiganbieter legte 2002 überdurchschnittlich zu

Medion trotzt der Flaute im PC-Markt

28.03.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Essener Medion AG zeigt der PC-Branche, wo es langgeht. Ungeachtet der gegenwärtigen Marktkrise konnte das Unternehmen, das vor allem über Aldi-Märkte verkauft, Umsatz und Gewinn jeweils zweistellig steigern.

Für (positive) Schlagzeilen sorgte Medion bereits Anfang Februar, als die Gartner-Tochter Dataquest in ihrem aktuellen Ranking zum deutschen PC-Markt den Essener Konzern erstmals als Nummer eins auswies. Dank einer aggressiven Vertriebsstrategie war es der Company in den Monaten Oktober, November und Dezember 2002 gelungen, hierzulande mehr als 470000 PCs zu verkaufen und damit ihren Marktanteil auf 21,5 Prozent auszubauen. Der bisherige Branchenprimus Fujitsu-Siemens, der auf Discount-Preise in der Vorweihnachtszeit weitgehend verzichtet hatte, setzte im gleichen Zeitraum nur etwa 371000 Rechner ab und fiel mit einem Marktanteil von 16,9 Prozent auf Platz zwei zurück.

PCs größter Umsatzbringer

Dass hinter dieser Statistik mehr als ein Achtungserfolg steckt, machen nun die für das Geschäftsjahr 2002 veröffentlichten Zahlen deutlich. Demnach konnte Medion den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 24,1 Prozent von 2,12 auf 2,63 Milliarden Euro steigern, das Ergebnis vor Zinsen und SteuernEbit) verbesserte sich um mehr als 26 Prozent von 121,3 auf 152,9 Millionen Euro. 73,7 Prozent der Einnahmen entfielen auf den Bereich PC/Multimedia, 24,8 Prozent auf Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Digitalkameras, der Rest auf das noch kaum ausgeprägte Geschäft mit TK-Endgeräten.

Medions Erfolgsgeheimnis ist eine spezielle Variante des Build-to-Order-Konzepts. Anders als Direktanbieter wie Dell adressiert der Elektronikkonzern dabei aber nicht Endkunden, sondern große Handelsketten wie Aldi, Plus oder die französische Carrefour-Gruppe. Erst wenn diese Einzelhändler die Geräte bestellen, lassen die Essener ihrerseits die Komponenten von Auftragsfertigern produzieren. Der Vorteil: Es fallen keine Kosten für Lagerhaltung und Vertrieb an.

Künftiges Wachstum verhaltener

Ein Großteil des Einsparpotenzials wird an die Kunden weitergegeben. Nicht umsonst gelang es Medion, mit dem "Aldi-PC" beziehungsweise der inzwischen kreierten eigenen Marke "Titanium" den deutschen PC-Markt zumindest im Consumer-Sektor kräftig durcheinander zu wirbeln.

Finanzvorstand Christian Eigen war auf der Bilanzpressekonferenz vergangene Woche in Frankfurt am Main dennoch bemüht, die Euphorie etwas zu dämpfen. Nicht nur die schwache Konjunktur, sondern auch die inzwichen erreichte Unternehmensgröße dürften dafür sorgen, dass sich die Zuwachsraten bei Umsatz und Gewinn etwas abschwächen werden. Für das laufende Jahr sei deshalb bei beiden Werten nur noch mit einer Steigerung zwischen 15 und 20 Prozent zu rechnen.

Mittelfristig große Hoffnungen verbindet Medion daher mit dem Ausbau der Auslandsaktivitäten - vor allem in den USA, wo 2003 bereits rund 150 Millionen Umsatz erzielt werden sollen und das jährliche Wachstumspotenzial auf durchschnittlich 30 bis 40 Prozent geschätzt wird. Ähnliche Zuwächse verspricht man sich in einigen europäischen Ländern. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2002 erwirtschafteten die Essener mit 798 Millionen Euro rund 30 Prozent ihrer Einnahmen im Ausland. (gh)