Multimedia ist auf dem Weg zur kommerziellen Reife

Medienintegration macht den Einsatz von PCs effizienter

12.04.1991

Multimedia wird sich in den 90er Jahren trotz momentaner Startschwierigkeiten durchsetzen - nicht allein wegen der neuen Möglichkeiten, die sich damit bei der Arbeit mit dem PC ergeben. Ebenso wichtig erscheint Markus Breuer*, der im folgenden Beitrag die Einsatzbereiche und den Stand der Technik beschreibt, die Marktmacht der Multimedia-gläubigen Unternehmen.

Konzerne aus den Bereichen EDV und Unterhaltungselektronik, wie IBM, Intel, Microsoft, Philips, Matsushita, Apple und Sony räumen den Multimedia-Technologien eine strategische Bedeutung in ihrer Produktentwicklung ein. Begleiten die Hersteller dies mit dem entsprechenden Marketing, ist ein sang- und klangloser Untergang der Idee "Multimedia" sehr unwahrscheinlich.

Für den sinnvollen Einsatz von Multimedia genügt es jedoch nicht, einen PC sprechen oder Videobilder erzeugen zu lassen. Die Medien Ton und Videobild müssen vollständig und gleichberechtigt in die Rechnertechnologie integriert werden. Daher verwendet der Multimedia-Pionier Apple statt "Multimedia" inzwischen den Begriff "Medienintegration", weil dieser das konkrete Entwicklungsziel besser beschreibt. Ein PC soll zum Beispiel zur Erstellung, Speicherung, Bearbeitung und Ausgabe von bewegten Grafiken, Realbild- und Tonfolgen dieselben Möglichkeiten bieten, die er für die Bearbeitung von Texten, Grafiken und Einzelbildern zur Verfügung stellt.

Einsatzbereiche für Multimedia

Ein solcher Computer kann heute noch nicht zu akzeptablen Preisen gebaut und verkauft werden. Das heißt aber nicht, daß es überhaupt keine Möglichkeiten der Medienintegration mit den heute erhältlichen PCs gibt - ganz im Gegenteil: Zu den wichtigsten Anwendungen der Multimedia-Technologien, die auf vielen PCs zur Verfügung stehen, gehören unter anderem Voice-Mail, Bildkommunikation, Schulungen, Lern- und Lehrsoftware sowie elektronische Präsentationen.

Ohne großen Aufwand können nahezu alle PCs an ein Voice-Mail-System angebunden werden. Bei den neueren Macintosh-Modellen ist die entsprechende Hardware bereits integriert. Ältere Macs und MS-DOS-Systeme können mit der nötigen Hardware in Form externer Geräte oder Zusatzkarten ausgestattet werden. Voice-Mail erweitert die Funktionalität eines E-Mail-Systems um die Übermittlung kurzer gesprochener Notizen. Die Nachrichten können zusätzlich zu schriftlichen

Informationen versandt werden oder diese ersetzen. Ein solches System läßt sich mit einem Arbeitsplatz vergleichen, der mit einem komfortablen Anrufbeantworter ausgestattet ist. Die nächste Stufe beim Einsatz von Multimedia im DV-gestützten Büroalltag stellt die Integration von Video und Realbild-Sequenzen dar. Diese Techniken können ähnlich wie Sprache genutzt werden.

Allerdings ist nicht überall, wo der Einsatz gesprochener Notizen und Anmerkungen sinnvoll erscheint, das Realbild von Bedeutung - elektronische Post wird noch lange auf bewegte Bilder des Absenders verzichten können.

Anders sieht das im Bereich von Videokonferenzen aus. Dieses wichtiger werdende Hilfsmittel der Unternehmensinternen und -externen Kommunikation ist bislang auf aufwendige Installationen spezieller Videokonferenz-Studios angewiesen.

Videokonferenzen mit wenigen Teilnehmern lassen sich aber bereits auf dem Bildschirm eines PCs durchführen. Dazu müssen die Rechner mit Zusatzkarten ausgestattet werden, die es ermöglichen, auf dem Bildschirm Videosignale in Form eines "Videofensters" darzustellen. Ein Videokonferenz-System, das auf Macintosh-PCs mit Zusatzkarten basiert, stellten Apple, SEL und Detecon (Bundespost Telekom) auf der CeBIT '91 vor.

Als Ablösung für die teuren "Lernstationen"

Ein Anwendungsgebiet der Realbild-Verarbeitung ist der Bereich Schulungen sowie das weite Feld der Lern- und Lehrsoftware. Hier hat die Visualisierung komplexer- Zusammenhänge in grafischer Form sowie das Verdeutlichen von Arbeitsabläufen mit Hilfe von Bildsequenzen seit jeher große Bedeutung. Applikationen, die Text, Grafik, Animationen und Realbild-Folgen verknüpfen, verlangten bislang meist aufwendig ausgestattete, kaum transportable und teure ""Lernstationen" mit vielen Hardwarekomponenten. Die neuen Multimedia-Technologien erlauben es, diese Medien mit einem kompakten PC zu nutzen und zum Beispiel Computergrafiken, erläuternde Texte und ein laufendes Videobild auf einem Bildschirm zu kombinieren.

Bei elektronischen Präsentationen hat Multimedia ebenfalls schon Einzug gehalten. Dieses Verfahren wird von mehr und mehr Unternehmen für die Selbst- und Produktdarstellung auf Messen und anderen Veranstaltungen genutzt. PC-basierte Präsentationen dieser Art bieten Vorteile gegenüber dem Einsatz von Videofilmen, Dias oder Overhead-Folien. Sie lassen sich ebenso leicht umstellen und an die konkreten Umstände einer Veranstaltung anpassen wie eine Dia-Show. Im Gegensatz zu statischen Bildern nutzen sie jedoch die volle Palette der Kommunikationsmedien: Text, Grafik, Foto, Film, Musik und Sprache.

Eine elektronische Verfügung kann - anders als beim Film - interaktiv konzipiert sein. Der Präsentator hat während der Veranstaltung die Möglichkeit, sofort auf Fragen und Anregungen ans dem Publikum einzugehen. Er muß nicht einem vorbestimmten Ablauf folgen.

Abgesehen von der Sprachübertragung verlangen Multimedia-Anwendungen leistungsfähige und damit teure Hardware. Die vielen Hardwarekomponenten ergeben komplexe, unhandliche und zum Teil anfällige Systeme. Hauptursache für den hohen Hardware-Aufwand ist der Einsatz von Ton- und Realbildfolgen. Zudem können diese nicht oder nur schlecht auf Festplatten und Disketten abgelegt werden. Die umfangreichen Datenmengen, die bei der digitalen Verarbeitung dieser Medien anfallen stehen einer Speicherung auf solchen Datenträgern im Weg.

Mit Zusatzkarten ausgestattet, sind PCs durchaus in der Lage, zum Beispiel Tonfolgen in CD-Qualität (Stereo) aufzuzeichnen und wiederzugeben. Allerdings fallen Daten von rund 172 KB/s an. Diese hohe Qualität ist für viele Anwendungen unnötig. Einfachere Sound-Hardware, deren Tonqualität etwa für Sprachaufzeichnung ausreicht, erzeugt immer noch einen Datenstrom von 21 KB/s (ergibt in der Minute 1 MB). Disketten sind daher als Tonträger-Medium keine realistische Option.

Noch "unhandlicher" werden die Datenmengen im Bildbereich. Ein digitalisiertes Videobild in Super-VGA-Qualität (640 x 480 Punkte mit 256 verschiedenen Farben) benötigt rund 300 KB Speicherplatz. Genügen 256 Farben nicht ans, muß die Bildspeicherung im 24-Bit-Format erfolgen. Ein den Monitor füllendes Bild benötigt dann 900 KB. Beim Üblichen PAL-Fernsehstandard fallen in der Sekunde 25 Bilder in dieser Auflösung an - ergo auch etwa 22 MB an Daten. Durch Kompromisse bei der Bildqualität, die man mit dem bloßen Auge nicht erkennen kann, läßt sich diese Datenmenge zwar auf die Hälfte reduzieren aber auch das genügt noch, um jede Festplatte in kürzester Zeit zum Überlaufen zu bringen. Selbst eine CD-ROM oder magneto-optische Platte mit einer Kapazität von 600 MB reicht nur für eine knappe Minute Video in hoher Qualität aus.

Wegen dieses Problems werden bei vielen Multimedia-Anwedungen zum Beispiel im Ausbildungs- und Präsentationsbereich die Bilddaten ausgelagert und auf Bildplatte oder Videoband gespeichert. Der PC steuert dann während der Arbeit externe Geräte wie Bild-Plattenspieler und Videorecorder an.

In der Praxis ist dies mit einem erheblichen Aufwand bei der Entwicklung solcher Anwendungen verbunden. Da sich die von Bild-Plattenspielern und Videorekordern gelieferten Bildsignale nicht ohne weiteres auf PC-Monitoren darstellen lassen, sind bei älteren Multimedia-Anwendungen oftmals zwei Monitore zu verwenden.

Zusammen mit einem Videorecorder, einem Bild-Plattenspieler und einem CD-Laufwerk fährt das zu voluminösen Gesamtsystemen.

Durch Multimedia-Videokarten, auch Multimediakarten genannt, können heute alle Systeme auf den zweiten Monitor verzichten. Mit solchen Zusatzkomponente läßt sich ein laufendes Videobild in ein frei verschiebbares und beliebig skalierbares Fenster am Bildschirm einblenden.

Produkte diese Art waren zunächst lediglich für den Macintosh auf dem Markt.

Entwicklungs-Tools sind auf Nischen ausgerichtet

Inzwischen sind die Karten für alle PC-Systeme mit Nubus (Macintosh), AT- oder MC-Bus erhältlich. Von den Multimedia-Videokarten "DVA-4000" des englischen Unternehmens Videologic und "Screenmachine" der deutschen Firma Fast sind zum Beispiel Versionen für Macintosh- und MS-DOS-Systeme verfügbar.

Solange die Steuerung solcher Zusatzkarten sowie von CD-Laufwerken, Bild-Plattenspielern und Videorekordern nicht Bestandteil aller Anwendungs- und Systemsoftware ist, werden für die Erstellung multimedialer Anwendungen besondere Entwicklungsprogramme benötigt. Diese Tools sind stark auf einen der drei Nischenmärkte Lernsoftware, Animation und Präsentation ausgerichtet.

Ein vielseitiges Werkzeug für die Entwicklung multimedialer Anwendungen ist "Hypercard 2.0", ein einfach zu bedienendes Hypertext-System, das bisher nur für den Macintosh angeboten wird.

Hypercard beinhaltet die einfache und doch mächtige Programmiersprache "Hypertalk", die entscheidend für die Stellung des Programms im Multimedia-Bereich ist.

Mit Hilfe dieser Programmiersprache und zugehörigen Erweiterungsmodulen verschiedener Hersteller von Multimedia-Hard- und Software können Hypercard-Anwendungen unter anderem

- fotorealistische Bilder zeigen,

- Animationen ablaufen lassen,

- beliebige externe Geräte steuern und

- Videobilder von einer externen Quelle in einem Bildschirmfenster darstellen.

Ein Teil der Hypercard-Funktionen läßt sich mit "Plus" der Kölner- Format Software auch auf DOS-Systemen nutzen. Plus ist inzwischen auch für den Macintosh, MS-Windows und OS/2 verfügbar. Ebenfalls in die Kategorie der Hypercard-ähnlichen, aber nicht kompatiblen Produkte gehört das Programm "Toolbook", das bislang ausschließlich in einer Version für Windows 3.0 zu haben ist.

Speziell für die Entwicklung von Anwendungen im Bereich computerunterstütztes Lernen sind Autorensysteme entwickelt. Zu den im Zusammenhang mit Multimedia interessantesten Autorensystemen gehören "Authorware Professional" und "Coursebuilder". Beide Programme sind für den Macintosh und Windows 3.0 erhältlich.

Diese Werkzeuge ähneln bis auf den Hypertext-Aspekt in vieler Hinsicht Programmen wie Hypercard. Sie enthalten unter anderem ebenfalls eine erweiterbare Programmiersprache, bieten jedoch auch besondere Unterstützung bei Aufgaben wie

- der Beantwortung von Fragen,

- der Prüfung und Benotung der Antworten,

- der automatischen Erstellung von Leistungsanalysen (schriftliche Auswertungen einer Sitzung).

Die Konzeption von multimedialen Präsentationen unterstützt das Werkzeug "Mediamaker" von Macromind. Das Produkt ist eines der ersten Multimedia-Programme, die sich an Endanwender mit wenig Zeit und ohne technische Kenntnisse wendet. Mit der Software lassen sich einfach Präsentationen zusammenstellen, die folgende Komponenten beinhalten können:

- Einzelbilder in verschiedenen Dateiformaten,

- mit dem "Macromind Director" erstellte Animationen,

- mit anderen Programmen (auch 3D) erstellte Animationen,

- Bildsequenzen von Bildplatte oder Videoband,

- digitalisierte Tonfolgen und

- Tonfolgen von einer Audio-CD-Kompression.

Eine Stärke der Mediamaker-Version ist die problemlose Steuerung externer Geräte zur Einbindung von Realbild-Folgen und Ton in eine multimediale Präsentation. Dieses Programm kann jedoch Realbildfolgen und qualitativ hochwertige Tonfolgen nicht in vollständig digitaler Form bearbeiten, sondern ist lediglich in der Lage, Videorecorder und andere Geräte zu steuern und die eingehenden Signale mit computergenerierten Grafiken und Tönen zu mischen.

Komprimierte Daten gegen den Hardware-Aufwand

Auf Dauer wird Multimedia-Anwendungen kein großer Erfolg beschieden sein, wenn für die Nutzung ein Gerätepark nötig ist, der eher an ein Elektroniklabor als an einen PC-Arbeitsplatz erinnert. Die Lösung lautet Kompression.

Bild- und Tondaten sind in hohem Maße redundant und lassen sich, sofern die Redundanzen entfernt oder verringert werden, wesentlich kompakter abspeichern.

Eine wichtige Komponente der Multimedia-Strategien aller Hersteller ist es deshalb, geeignete Kompressionsverfahren in Hard- oder Software zu implementieren, um die digitale Speicherung von Bild- und Tondaten Oberhaupt erst in den Bereich des Möglichen zu holen.

Im Audio-Bereich ist die Suche nach geeigneten Verfahren weitgehend beendet. Hier wird nahezu universell ein Kompressionsprinzip mit dem Namen ADPCM (Adaptive Delta Pulse Code Modulation) favorisiert. Damit lassen sich Verdichtungsraten von etwa 1:4 ohne größere Verluste in der Klangqualität und von 1:8 mit hörbaren Qualitätsverlusten erreichen. Tondaten-Kompression nach dem ADPCM-Verfahren ist Bestandteil sowohl der CD-I-Architektur von Philips als auch der CD-XA-Erweiterung des CD-ROM-Standards. Ein ähnliches Verfahren ist zudem seit Herbst 1990 integraler Bestandteil der Macintosh-Systemsoftware und bietet auf allen Macs eine rein softwarebasierte Kompression und Dekompression etwa um den Faktor 6.

Im Bildbereich konkurrieren noch verschiedene Kompressionsverfahren um die Gunst der Entwickler. Für die Verdichtung einzelner Bilder scheint sich das JPEG-Verfahren durchzusetzen (Joint Photografic Experts Group), das voraussichtlich noch 1991 ISO-Standard wird. Der vom JPEG-Komitee propagierte Algorithmus erlaubt bei hochauflösenden Farbbildern eine Kompression um etwa 1:25 ohne spürbare Qualitätseinbußen und Kompressionsraten von 1:40 und mehr mit spürbaren, aber akzeptablen Qualitätsverlusten.

Laufende Videobilder auf der Festplatte gespeichert

Dieser Algorithmus steht in Form eines Chip-Sets des kalifornischen Unternehmens C-Cube zur Verfügung. Eine ganze Reihe von Endprodukten wie Zusatzkarten für Nubus- und AT-Bus-Systeme auf Basis der C-Cube-Chips soll noch in der ersten Hälfte dieses Jahres auf den Markt kommen. Zumindest einige dieser Produkte werden in der Lage sein, laufende Videobilder auf Festplatte zu speichern. Dabei ergeben sich bei einer Kompression um 1:25 immer noch Datenmengen von mehr als 0,5 MB/s.

Das JPEG-Verfahren ist in erster Linie für die Verdichtung von Einzelbildern entwickelt worden. Es eignet sich zwar für die Kompression von Bildfolgen, nutzt jedoch nicht die speziellen Kompressionsmöglichkeiten, die sich aus den Ähnlichkeiten aufeinanderfolgender Bilder ergeben. Ein Verdichtungsverfahren speziell für Bildfolgen wird zur Zeit von der Motion Picture Experts Group (MPEG) entwickelt.

Kompression ohne Verlust an Bildqualität

Ziel des MPEG-Komitees ist es unter anderem, durch eine Kombination des JPEG-Verfahrens mit den sich aus Ähnlichkeiten bei aufeinanderfolgenden Bildern ergebenden Möglichkeiten Kompressionsraten von 1:150 zu erzielen ohne große Kompromisse hinsichtlich der Bildqualität eingehen zu müssen. Das MPEG-Verfahren befindet sich allerdings noch im Stadium der Definition und wird nicht vor Ende 1991 ein ISO-Standard. Hersteller wie Apple, Intel, Microsoft und Sony haben jedoch bereits angekündigt, ihre Entwicklungen an den MPEG-Standard anzulehnen und kompatible Hard- und Software herzustellen.

Neben JPEG und MPEG existieren schon seit längerem zwei Konzepte für Multimedia-Systeme. Es handelt sich dabei um CD-I (Compact-Disk-Interactive) von Philips und DVI (Digital Video Interactive) von Intel. Bei beiden Projekten steht das Ziel im Vordergrund, Texte, Daten, statische Grafiken, Animationen, Realbild- und Tonfolgen gemeinsam auf einem Datenträger abzulegen und von diesem wiedergeben zu können. In beiden Fällen steht die CD-ROM als Trägermedium wegen ihrer Kapazität von rund 600 MB im Vordergrund.

Als Distributionskomponente für fertige Anwendungen eignet sich die CD-ROM, weil trotz des aufwendigen Herstellungsprozesses bei größeren Auflagen die Vervielfältigungskosten pro CD-ROM auf wenige Mark sinken. Der Hauptnachteil der CD-ROM - ihr Read-Only-Charakter - wird wegen dieser Vorteile in Kauf genommen.

Das von Philips initiierte CD-I-Projekt ist in erster Linie für den Heimanwender-Markt konzipiert. CD-I-Abspielgeräte beinhalten ein CD-ROM-Laufwerk und einen PC auf Basis der Motorola-CPU M68000. Die Modelle sind an den Fernseher anzuschließen und passen vom Design durchaus neben die Hifi-Anlage.

Typische Anwendungen, die den Entwicklern für diese Hardware-Basis vorschweben, sind multimediale Enzyklopädien, Reiseführer, interaktive Lehrfilme und aufwendige Computerspiele.

Die Markteinführung von CD-I-Produkten ist 1991 in den USA und Japan sowie 1992 in Europa geplant.

Eine Koppelung von CD-I-Playern mit einem PC ist zunächst nur für die Entwicklung von CD-I-Anwendungen vorgesehen. Die Nutzung von CD-I-Platten durch typische PC-Anwendungen wird zumindest im ursprünglichen CD-I-Konzept nicht berücksichtigt. CD-I trennt strikt zwischen Entwicklern und Konsumenten von Multimedia-Dokumenten (CD-I-Platten). Letztere haben nur die Möglichkeit, fertige Dokumente zu konsumieren. Eine Manipulation der Daten oder Ergänzungen mit eigenem Bild- und Tonmaterial ist nicht vorgesehen.

Das DVI-Projekt, bei dem Intel federführend ist, würde "demokratischer" konzipiert. Die DVI-Abspielhardware besteht momentan aus einer Zusatzkarte, dem "Actionmedia 750 Delivery Board", das im Nubus-(Macintosh), MC-Bus- oder AT-Bus-Format erhältlich ist. Damit lassen sich auf dem PC DVI-Dokumente betrachten. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Dokumente auf Diskette, Festplatte, CD-ROM oder einem anderen Medium vorliegen. Die anfallende Datenmenge legt allerdings CD-ROMs und andere optische Datenträger nahe.

Sollen Videofilmsequenzen und gesprochene Anmerkungen auf Festplatte abgelegt werden, benötigt der Anwender das "Actionmedia 750 Delivery Board". Damit besteht auf 386er Rechnern mit 4MB RAM die Möglichkeit, DVI-Anwendungen zu entwickeln oder Videos auf Festplatte zu speichern. Die Qualität liegt allerdings deutlich unter der eines VHS-Videorecorders. Eine bessere Bildqualität und beide Erweiterungskarten auf einem Board hat Intel für die zweite Hälfte 1991 angekündigt.

Typische DVI-Anwendungen sind interaktive Lehr- und Fortbildungsfilme sowie Informationskioske - also spezialisierte Applikationen für Nischenmärkte. Eine Integration der neuen Medien in typische Bürokommunikations-Anwendungen ist im DVI-Konzept bisher nicht vorgesehen.

Völlig anders stellt sich das bei den künftigen Erweiterungen des Macintosh-Betriebssystems dar. Die unter dem Namen "Quicktime" angekündigten Funktionen sollen auf Betriebssystem-Ebene die Bearbeitung von Ton- und Bildfolgen weitgehend unterstützen. Dabei legt Apple das Schwergewicht auf die Synchronisation von Abläufen zum Beispiel bei Bild und Ton.

Die vom Programm manipulierten Bild- und Tonfolgen können dabei sowohl in externer Form, zum Beispiel auf Bildplatte, wie auch in digitaler Form auf Festplatte oder CD-ROM vorliegen.

Kompression und Dekompression

Ein wichtiger Bestandteil wird die Kompression und Dekompression von Bewegtbildfolgen (Realbild und Animationen) ohne jegliche Zusatzhardware sein, die Apple bereits 1990 mehrfach öffentlich demonstrierte. Eine Wiedergabe von Bildfolgen soll damit in unterschiedlichen Qualitäten auf allen Macintosh-Modellen möglich sein.

Eine ähnliche Einbettung von multimedialen Konzepten in die Systemsoftware plant Microsoft für Windows 3.0, ist dabei aber nicht so ambitioniert wie Apple. So werden die Multimedia-Erweiterungen für Windows 3.0 voraussichtlich keine Bearbeitung komprimierter Realbildfolgen enthalten. Schwerpunkt ist statt dessen die Steuerung externer Geräte (Bildplattenspieler und Videorecorder) und die Nutzung von Zusatzhardware für die Verarbeitung von Realbild- und Tonfolgen.

Neue Generation von Multimedia-PCs

Microsoft sieht offensichtlich einige Probleme bei der Benutzung von Multimedia-Anwendungen auf den heute üblichen Standard-PCs. Unternehmensgründer Bill Gates propagiert eine neue Generation von Multimedia-PCs, die in der Mindestkonfiguration einen 386er Prozessor mit Super-VGA-Grafikhardware, ein integriertes CD-ROM-Laufwerk und spezielle Zusatzhardware für die digitale Bearbeitung von Tonfolgen integrieren.

Verschiedene Hardwarehersteller, unter anderem Tandy, haben den Bau solcher Multimedia-Rechner bereits angekündigt.

Echte Lösungen stehen noch aus

Keiner der Mitspieler die in wechselnden Konstellationen teils miteinander, teils gegeneinander am sich entwickelnden Multimedia-Markt antreten, hat ein schlüssiges und eifolgversprechendes Gesamtkonzept für die Integration der Medien in den PC vorgelegt. Das CD-I-Projekt von Philips zielt in erster Linie auf den Heimbereich und versucht, die Tatsache, daß sich in einem CD-I-Player ein vollwertiger PC verbirgt, möglichst zu verbergen. Ob das auf Dauer ein sinnvoller Ansatz ist, kann zumindest bezweifelt werden.

Beim DVI-Projekt von Intel ist der PC wenigstens integraler Bestandteil des Konzepts. Auch hier stehen zunächst dedizierte Systeme im Ausbildungs-, Dokumentations- und Unterhalturigsbereich im Vordergrund. Wie die DVI-Hardware und -Software in Standard-PC-Anwendungen eingebettet wird, ist offen. Für solche Anwendungsbereiche scheint man bei Intel entweder keine Ambitionen zu haben oder alles der Kreativität der Software-Entwickler überlassen zu wollen. Der Ansatz ist legitim - dürfte aber der Entwicklung eines stabilen Software-Unterbaus mit standardisierten Komponenten für die Benutzeroberfläche von. Multimedia-Anwendungen nicht gerade förderlich sein. Der Erfolg des Macintosh und von Windows 3.0 hat deutlich gezeigt, wie wichtig ein solcher Unterbaufür den Anwender ist.

Wirklich umfassende Multimedia-Konzepte dürften im Laufe des Jahres 1991 auf der Bildfläche erscheinen - wenn Apple und Microsoft die angekündigte Integration von Multimedia-Konzepten in ihre jeweilige Systemsoftware (Mac-OS und MS-DOS/Windows) realisieren. Dies wird klare Standards für die Ansteuerung von Multimedia-Hardware und das Handling zeitbasierter Daten (speziell Bild- und Tonfolgen) setzen und vor allem auch Hardware-unabhängige Entwicklungen garantieren. Hier scheint wieder einmal Apple eine Nasenlänge voraus zu sein.