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Deutscher Markt

Medienbranche droht neue Wachstumsflaute

29.10.2008
Von pte pte
Kaum ist die eine Krise halbwegs verdaut, droht schon wieder neuer Ärger: Klassische Medien geraten weiter unter Druck, die digitale Welt kann hingegen wachsen.

Die weltweite Finanzkrise wirkt sich auch negativ auf die deutsche Medienbranche aus. Wie die Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in ihrem "German Entertainment and Media Outlook: 2008 - 2012" prognostiziert, wird sich das Wachstum in diesem und den folgenden Jahren deutlich abschwächen. Demnach kann die Medienbranche 2008 nur noch mit einem Erlöszuwachs von 1,4 Prozent auf rund 56,8 Milliarden Euro rechnen. Im vergangenen Jahr lag die Steigerung noch bei 2,5 Prozent und 2006 sogar bei rund 4,1 Prozent. Die Verbraucherausgaben würden zwar weiter moderat steigen, die Medienwelt allerdings leide unter der Abkühlung der Konjunktur, so Frank Mackenroth, Partner und Leiter der Branchengruppe Entertainment & Media bei PwC.

Für dieses Jahr sei noch ein Anstieg an Werbeeinnahmen um zwei Prozent zu erwarten, 2009 könnten die Erlöse dann um ein Prozent leicht sinken. "Wir gehen davon aus, dass sich die Abschwächung des Wachstums im kommenden Jahr nochmals verstärkt. 2010 und vor allem 2011 ist aber wieder mit einer Trendwende zu rechnen", erklärt Mackenroth auf Nachfrage von pressetext. Mittelfristig sieht es ebenfalls eher trüb aus. Bis 2012 wird der Gesamterlös in Deutschland um jährlich zwei Prozent zulegen und damit klar unter den bisherigen Erwartungen bleiben, so die PwC-Prognose.

Der Bereich Internet und Videospiele wird auch künftig starke Umsatzsteigerungen erzielen und damit das Wachstum der Branche stützen. So sollen bis 2012 die Online-Medien um durchschnittlich 4,9 Prozent auf insgesamt mehr als elf Milliarden Euro zulegen. Während der Breitbandmarkt mittlerweile nahezu gesättigt ist, bietet vor allem das mobile Internet noch großes Wachstumspotenzial. Im Videogames-Segment erwarten die Experten insbesondere bei Online- und mobilen Spielen kräftige Einnahmesteigerungen. In diesem Jahr ist laut PwC auch erstmals davon auszugehen, dass die Deutschen mehr Geld für Computerspiele als für CDs und Musikdownloads ausgeben werden.

Die Werbeeinnahmen sollen in den kommenden fünf Jahren weiter stabil wachsen, die einzelnen Mediensegmente werden sich dabei aber deutlich unterscheiden. So ist im Bereich Online-Medien mit einem jährlichen Zuwachs von rund 17,6 Prozent zu rechnen, während die Zeitungswerbung nur mehr auf ein Plus von rund 0,7 Prozent kommen wird. Die Werbeeinnahmen im TV-Bereich sollen bis 2012 um jährlich 1,2 Prozent auf insgesamt 4,4 Milliarden Euro klettern. "Vor allem das Fernsehen ist sehr anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Aber auch Zeitungen und Zeitschriften leiden darunter, während sich das Radio eher stabil hält", erläutrert Mackenroth. Somit vergrößert sich der Marktanteil der Online-Werbung an den Gesamt-Werbeerlösen von derzeit sechs auf etwa zehn Prozent im Jahr 2012. Alle anderen Medien, ausgenommen die Außenwerbung, werden vermutlich leicht verlieren.

Das wichtigste Medium - gemessen an den Verbraucherausgaben - bleibt auch weiterhin das Buch. Mit einem Umsatz von geschätzten 10,1 Milliarden Euro wird die Branche auch 2012 noch vor dem Internet (9,5 Milliarden Euro) liegen. Das Fernsehen soll laut der Prognose auf rund 9,1 Milliarden Euro kommen. Das einzige Mediensegment, das in den nächsten Jahren aufgrund der Wachstumsflaute mit rückläufigen Erlösen rechnen muss, ist die Musikindustrie. 2010 soll die Branche aber ihre Talsohle erreichen und danach wieder leicht zulegen. (pte)