Mediaways vermarktet ab sofort Cllas nur noch an Geschäftskunden

Mediaways vermarktet ab sofort Cllas nur noch an Geschäftskunden Bertelsmann legt im privaten Telefonmarkt den Hörer auf

26.03.1999
GÜTERSLOH (pg) - Der Ausflug von Bertelsmann ins private Telefongeschäft ist beendet, noch ehe er richtig begonnen hat. Der Medienkonzern aus Gütersloh teilte jetzt mit, den erst im Oktober 1998 gestarteten Telefondienst "Cllas" für Privatkunden aufzugeben. Der Service wird statt dessen von der Tochter Mediaways nur noch an Geschäftskunden vermarktet.

Der Rückzug der Gütersloher kommt nicht völlig überraschend. Er fällt in eine Phase der Neuorientierung des Konzerns, die Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff in jüngster Vergangenheit zielstrebig vorantreibt. Dazu zählt zum Beispiel die konsequente Ausrichtung des Unternehmens am Internet, die Gründung des virtuellen Buchladens "bol.de" als Pendant zum Konkurrenten Amazon.com oder der beschlossene Ausstieg aus dem Pay-TV-Sender Premiere.

Der breiten Masse bei fallenden Tarifen einen Sprachdienst anzubieten, dürfte Middelhoff nun auch als ein für Bertelsmann irrelevantes Ziel entlarvt haben. Aus der Konzernzentrale in Gütersloh hieß es dazu lapidar: "Das ist eine strategische Entscheidung. Das Geschäft mit dem breiten Publikum müssen andere machen."

Für die Vermarktung des Sprachservices war bislang die Bertelsmann-Tochter Cllas Clever Communications verantwortlich. Diese Firma wird als Distributor künftig aber nicht mehr auftreten. Statt dessen erhält die Mediaways GmbH, ein Joint-venture der Bertelsmann AG und der Debis Systemhaus GmbH, die alleinigen Rechte an der Vermarktung der Cllas-Technologie. Das Verfahren zur Internet-Telefonie wurde von Bertelsmann im Vorfeld von Cllas in dem Pilotprojekt "Avanti" entwickelt.

Wird Cllas Bestandteil von Online-Diensten?

Auf Anfrage der CW teilte eine Sprecherin von Mediaways mit, Cllas werde von ihrem Unternehmen künftig ausschließlich für Geschäftskunden angeboten. Das Unternehmen sei im Besitz einer entsprechenden Klasse-4-Sprachlizenz und verfüge über 230 Einwahlknoten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Das professionelle Angebot von Cllas soll neben der Internet-Telefonie die Einrichtung virtueller Büros umfassen. Im Klartext heißt das: Der angebotene Dienst wird die Konvergenz von Fax, E-Mail, Voice-Mail sicherstellen. Kunden können sich dann elektronische Nachrichten am Telefon vorlesen lassen oder diese als Fax empfangen beziehungsweise beantworten. Erweiterungen auf Videotelefonie und virtuelle Sekretariate seien geplant.

Die Überlegungen von Mediaways, mit Cllas Profit zu machen, dürften jedoch weiterreichen. "Es kann sein, daß wir diese Technologie in Online-Dienste implementieren", sagte die Sprecherin. Konkret bedeutet das, Mediaways wird Betreibern von Online-Diensten Cllas als Plattform von Internet-Telefondiensten offerieren. Da Mediaways den Dienst nur an professionelle Nutzer richtet, wäre eine Integration in Compuserve denkbar. Bertelsmann ist an AOL beteiligt, das Compuserve besitzt.

Der Ausstieg von Bertelsmann aus dem Privatkundenmarkt ist ein Abschied auf Raten. Das Produkt Cllas wird zunächst, so ein Bertelsmann-Sprecher, vom Buchclub des Konzerns weiter betrieben. Die Gütersloher tragen damit all den Kunden Rechnung, die den Service gegenwärtig privat nutzen. "Wir werden den Dienst aber keinesfalls mehr an weitere Endkunden vermarkten", machte der Sprecher unmißverständlich das Ende des Engagements im privaten Telefongeschäft klar.