Big Blue überschwemmt CeBIT mit neuen Produkten

Me-too-Produkt: IBM ist jetzt auch auf den Laptop gekommen

29.03.1991

HANNOVER (jm) - Mit einer Reihe neuer Produkte wartet Big Blue in Hannover aufs zwei leistungsstarke Workstations aus der RlSC-6000-Familie, ein X-Terminal, ein schon seit längerem erwarteter 386-Laptop sowie eine Grafikbeschleuniger-Einheit gesellen sich zur "blauen" Produktpalette hinzu.

Die abgespeckten RISC-5000-Workstations, welche Big Blue als Konkurrenz zu Suns "Sparcstation SLC" in der Hinterhand hält, haben jedoch noch nicht das Licht der Welt erblickt. Diese sollen nach Meinung von Brancheninsidern nun im Sommer präsentiert werden.

Bei den kleineren RISC-Rechnern will die IBM nicht mehr die über mehrere Boards verteilten Chips verwenden. Statt dessen faßt man die Funktionalität der bisher sieben Bausteine auf einer Karte zusammen. Dieser Chipsatz - Codename "Bronze" - scheint nun auch für die verschobene RISC-5000-Vorstellung verantwortlich zu sein, da sich die Produktion der Ein-Chip-Implementation des "Power"-Chipsatzes verzögert habe.

Im oberen Leistungsspektrum siedelt Big Blue die RISC-6000-Workstations "320 H" und "950" an: Das Tischmodell 320H positioniert der blaue Riese als Einstiegsmodell für anspruchsvolle grafische und rechenintensive Anwendungen. Die Integer-Leistung soll 11,7 Mflops betragen, neben maximal 128 MB Arbeitsspeicher stehen bis zu 800 MB interner Plattenspeicher zur Verfügung. Außerdem bietet man eine 400-MB-SCSI-Festplatte für diese Workstation an.

Der "Powerserver 950" ist momentan Leistungsträger in der RISC-6000-Linie: Die Prozessorleistung des Modells 550 kombinierte Big Blue mit erweiterten Speicheroptionen von 512 MB Arbeits- und maximal 12 GB Festplattenspeicher.

Modell 320H wird ab Mai 1991, der Powerserver 950 ab Juli 1991 verfügbar sein. Preise: Modell 320H kostet in der Grundausstattung 22 700 Mark, der Powerserver wird ab 302 000 Mark zu haben sein.

Für die Anwender im CAD/ CAM-Bereich und anderer rechenintensiver Applikationen wie des Molekül- oder Industrie-Designs sowie Simulationen weitet die IBM die Verfügbarkeit ihres Grafik-Beschleunigers ."7235 Powergraphics GTO" aus: Stand dieses in einem gesonderten Gehäuse mit eigener Stromversorgung untergebrachte System - auch Konkurrent Sun bietet für seine Sparcstations einen entsprechenden Grafik-Beschleuniger - bislang nur für das Standmodell 730 zur Verfügung, so kann es nun auch an die Rechner 320, 320H, 520,530 540 und 550 angeschlossen werden. Der Grafikbeschleuniger kann ab September 1991 bestellt werden.

Big Blue gibt dem Anwender mit neuen Erweiterungseinheiten - Erweiterungsgehäusen und Einschubmodellen - für die gesamte RISC-System/6000-Familie verbesserte Plattenkapazitäten an die Hand, mit denen in der größtmöglichen Konfiguration Peripheriespeicher von fast 3,5 GB aufgebaut werden können.

X-Terminal verbindet AIX- mit Unix-Welt

Von großer Bedeutung dürfte auch die Vorstellung des X-Terminals "Xstation 130" sein, das ab dem zweiten Quartal 1991 vermarktet wird: Über Ethernet oder Token-Ring kann es mit dem proprietären AIX- oder einem der anderen Unix-Systeme kommunizieren, die das X-Window-Protokoll unterstützen.

Zur Grundausstattung des Terminals gehören ein Grafikprozessor mit zwei MB System und einem MB Videospeicher sowie einem Ein/Ausgabe-Prozessor mit 512 KB Speicher. Das ab dem zweiten Quartal 1991 verfügbare Terminal wird ab etwa 4500 Mark vertrieben.

Bei dem Laptop "L40 SX" handelt es sich um einen 386SX-Rechner (20 Megahertz) mit 2 MB Arbeitsspeicher, der mit 60-MB-Festplatte sowie einem 3?Zoll-Laufwerk etwa 3,5 Kilogramm wiegt. Der LCD-Schwarzweiß-Bildschirm (10-Zoll) löst mit 640 x 480 Punkten bei einer 32-Graustufen-Darstellung auf. Wie auch Toshiba-Laptops verfügt der IBM-Laptop über einen Auto-Resume-Mode. Hierdurch wird gewährleistet, daß der Anwender weniger Strom verbraucht, da die jeweilige Anwendung auch nach Ab- und Wiederanschalten des Systems präsent bleibt, und somit nicht neu geladen werden muß.

Beim Akkuwechsel - drei Stunden kann man nach Unternehmensangaben netzstromunabhängig arbeiten - ist sichergestellt, daß Daten nicht verlorengehen. Wie unter anderem beim Compaq-Laptop SLT kann auch das IBM-Modell am Arbeitsplatz mit einer sogenannten Docking-station erweitert werden. Außerdem kündigte die IBM für ihren Laptop ein Einbau-Modem an. Bei 18 MB ist die maximale Ausbaustufe des Arbeitsspeichers erreicht. Neben einem Schnelladegerät gibt es optional auch einen Autoadapter für den Tragbaren, der ab April 1991 ab etwa 10 000 Mark verfügbar ist.