Alternative zum Hochschulrechenzentrum:

MDT in der universitären Ausbildung

13.06.1980

FRANKFURT (pi) - Die konventionelle Ausbildung im Bereich EDV für Wirtschaftswissenschaftler an den Universitäten beschränkt sich neben den theoretischen Grundlagen oft nur auf praktische Arbeiten im Closed Shop-Betrieb mit den zentralen Großrechenanlagen. An der Universität Frankfurt/M. kann ein Student der Wirtschaftswissenschaften (Abschluß: Diplom-Kaufmann, Diplom-Volkswirt, Diplom-Handelslehrer) das Fach Wirtschaftsinformatik im Hauptstudium neben Industriebetriebslehre, Bankbetriebslehre, Unternehmensforschung, Marketing etc. wählen und dabei lernen, auch eine EDV-Anlage selbst zu bedienen.

Die Ausbildung im Bereich der Wirtschaftsinformatik umfaßt ein weitreichendes Spektrum: Einführung in die EDV, unterschiedliche Programmierausbildung (Cobol, Fortran, Pascal, Algol), Datenbanksysteme, Simulation, Fertigungssteuerung mit EDV, Systemprogrammierung, computergestützte Entscheidungssysteme, Theorie und Anwendung betrieblicher Informationssysteme. Zu diesen Themengebieten werden regelmäßig Vorlesungen, Übungen und Seminare von den Hochschullehrern des Instituts, Prof. Dr. G. Müller und Prof. Dr. J. Niedereichholz, abgehalten.

Seit November 1976 wird am Institut für Wirtschaftsinformatik auch ein Philips Computer P410 zur praxisnahen Ausbildung eingesetzt. Das Computersystem wurde im Seminarraum des Instituts installiert und benötigt weder Klimaanlage noch Staubfilter. Das installierte System besteht aus folgenden Hardware-Komponenten: Hauptspeicher mit 64 KBytes, Magnetplattenlaufwerke mit je einer Fest- und Wechselplatte, Magnetband-Kassettenlaufwerk, Lochkartenleser Konsoldrucker, Schnelldrucker, Terminals und ein Plotter. Die P410 erlaubt Multiprogramming in benutzervariablen, festen Hauptspeicherbereichen und verfügt über folgende Sprachprozessoren: Assembler, Cobol, Pascal und Basic. Pascal ist nicht Bestandteil der verfügbaren Philips-Software, wurde jedoch von der Philips-Entwicklungsabteilung in Siegen zur Verfügung gestellt.

Neben dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften nutzt auch der Fachbereich Informatik die P410 zur Ausbildung. Die Ausbildung an der P410 ist voll in das Veranstaltungsspektrum der Wirtschaftsinformatik integriert, was ein Ausschnitt des Veranstaltungsangebots belegt:

þEinsatz von Anlagen der mittleren Datentechnik

þEinführung in die Informatik: Programmierung in Pascal

þPraktikum zur Datenorganisation mit Cobol.

Neben den Lehrveranstaltungen werden auch Forschungsvorhaben mit der P410 durchgeführt beziehungsweise zur Zeit begonnen. Dazu zählen:

þSteuerung der Ein-/Ausgabe über Terminalbildschirme: Eine benutzerorientierte Definition und Implementierung eines Cobol-Moduls.

o Fallstudie über "Entwurf und Implementierung eines betrieblichen Planungs- und Informationssystems am Beispiel einer medizinischen Großhandlung (Medgro)".

þErgänzung der Moduln eines Produktionsplanungs- und -steuerungssystems für MDT-Systeme um ein Datenhaltungsmodul .

In dem dreijährigen Erfahrungszeitraum konnte ein Schritt zur praxisnahen Ausbildung erprobt werden. Dabei wurden die Vor- und Nachteile des Open Shop-Betriebs deutlich, die die Notwendigkeit einer Arbeitsvorbereitung mit Partitioneneinteilung und Systembelegungsplanung verdeutlichte. Beliebt ist der direkte Zugang zur Anlage als Alternative zum Closed Shop-Betrieb der zentralen EDV-Anlage des Hochschulrechenzentrums. Während des Erfahrungszeitraums beeindruckte auch die hohe Verfügbarkeit der Anlage.

Informationen: Prof. Dr. J. Niedereichholz, Institut für Wirtschaftsinformatik, Mertonstr. 17, 6000 Frankfurt, Tel.: 06 11/7 98 33 38/29 82.