Cable & Wireless kauft das Internet-Geschäft

MCI/Worldcom: Trotz Abspeckkur zu mächtig für die Hochzeit?

05.06.1998

Als Nutznießer des Gerangels zwischen den Wettbewerbshütern auf der einen und der Kombination MCI/Worldcom auf der anderen Seite kann sich Cable & Wireless fühlen. Die Übernahme des Internet-Geschäfts von MCI für 625 Millionen Dollar werten Branchenbeobachter als Schnäppchen. MCI habe schnell handeln müssen und aus diesem Grund nicht das Beste aus dem Verkauf herausholen können.

In Zugzwang ist MCI geraten, weil die Kartellbehörden der USA und der EU angedroht haben, den 37 Milliarden Dollar teuren Merger mit Worldcom in der geplanten Form abzulehnen. Bitter aufgestoßen ist den Wettbewerbswächtern die Zusammenlegung der Internet-Angebote des Paares. MCI und Worldcom sind die Nummer eins und zwei im internationalen IP-Backbone-Geschäft. MCI tritt zudem als Internet-Service-Provider auf. Im gleichen Markt ist die Worldcom-Tochter Uunet Technologies Inc. eine weltweite Macht.

EU setzt ihre Untersuchungen fort

Besonders die EU äußerte immer wieder Bedenken. An dieser Haltung hat auch der Verkauf des Internet-Geschäfts nichts geändert. Man werde die Untersuchung fortführen, ließ Karel van Miert durch seinen Sprecher Stefan Rating verlautbaren. Insbesondere werfe die EU ein Auge darauf, ob sämtliche Überschneidungen zwischen MCI und Worldcom im Internet-Geschäft ausgeräumt wurden.

Auch das US-Kartellamt sieht keinen Bedarf, seine Untersuchungen einzustellen. Beide Behörden wollen ihr Vorgehen abstimmen und möglichst zeitgleich zu einer Entscheidung finden. Für die EU läuft die Frist Mitte Juli 1998 ab. Die USA haben länger Zeit. MCI und Worldcom planen ihrerseits, den Merger bis August abzuschließen.

Die besondere Akribie, die die EU bei den Nachforschungen an den Tag legt, könnte mit einigen unglücklichen Äußerungen des Worldcom-CEO Bernard Ebbers zusammenhängen. Er hatte etwa gemutmaßt, es seien nur minimale Nachbesserungen erforderlich, um die EU zu besänftigen. Außerdem warf er den europäischen Verantwortlichen öffentlich vor, sich verrechnet zu haben. Die EU hatte aufgeschlüsselt, daß MCI und Worldcom rund 60 Prozent des Internet-Marktes beherrschten, wogegen die potentiellen Partner nur 20 Prozent in Summe erzielen. Der Grund für diesen Unterschied: Die Unternehmen beriefen sich auf ihren Umsatzanteil, während die EU den durch das gemeinsame Netz vermittelten Verkehr als Grundlage für ihre Kalkulation heranzog.

Als lachender Dritter geht nun Cable & Wireless aus dem Streit hervor. Der britische Carrier verschafft sich mit der Übernahme des MCI-Netzes, das immerhin einen Umsatz von 220 Millionen Dollar pro Jahr erwirtschaftet, den Zugang zum US-Markt. Im Preis sind 500000 Kunden, 22 Netzwerkknoten und 15000 Internet-Zugangspunkte enthalten. Mit leeren Händen steht dagegen AT&T da. Der US-Carrier hat noch Schwächen im Internet-Geschäft und war an einer Übernahme der MCI-Installation ebenfalls interessiert.