Klage gefährdet den Neustart

MCI muss weitere Auflagen erfüllen

05.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Um sein Insolvenzverfahren abzuschließen, muss MCI (Worldcom) einen ganzen Katalog an Auflagen für eine bessere interne und externe Kontrolle erfüllen. Zur Ruhe kommt die Company damit nicht: Der Bundesstaat Oklahoma hat nun Klage gegen ehemalige Führungskräfte sowie das Unternehmen selbst erhoben.

Mit insgesamt 78 Maßnahmen will der vom Insolvenzgericht bestellte Verwalter Richard Breeden künftiges Fehlverhalten der Manager verhindern. Zunächst lobte der ehemalige Chairman der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC in seinem 155seitigen Bericht die bisherigen Bemühungen des Managements, MCI nach dem Bilanzskandal wieder auf Kurs zu bringen. Unter anderen war die komplette Führungscrew ausgetauscht worden und an die Stelle von Konzerngründer und CEO Bernie Ebbers war Ex-Compaq-Chef Michael Capellas getreten. Außerdem wurde die Buchhaltungsabteilung im ehemaligen Firmensitz in Mississipi geschlossen, wo der Großteil der betrügerischen Aktivitäten stattgefunden hatte. Im Juli hatten sich das Unternehmen mit der Börsenaufsicht außergerichtlich auf eine Zahlung von 750 Millionen Dollar geeinigt, die allerdings erst nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens gezahlt werden soll.

Damit sei es aber noch nicht getan, so Breeden. Nun müssten Vorkehrungen getroffen werden, mit denen verhindert werden soll, dass sich die Macht über das Unternehmen erneut in den Händen einiger weniger konzentriert. "Man kann nicht behaupten, das Sicherheitssystem habe nicht adäquat funktioniert", berichtete Breeden. "Es gab überhaupt kein Sicherheitssystem."

Ein zentrales Anliegen seiner Forderungen ist es, die Kontrolle über den Konzern auf Anteilseigner, Manager und Verwaltungsrat gleichermaßen zu verteilen. Dazu zählt, dass MCI die Bezüge auf Vorstandsebene einschränkt und für Veränderungen die Zustimmung der Aktionäre einholen muss. Zudem müssen bestimmte Standards für Bilanzierung und Unternehmensethik erfüllt sein und sämtliche Mitglieder des Verwaltungsrates haben ihre Unabhängigkeit vom Management zu beweisen (die New Yorker Börse Nyse verlangt dies nur von der Hälfte des Boards). Auch darf der Vorstandschef nicht mehr gleichzeitig im Verwaltungsrat sitzen.

Um den Stimmen der Investoren mehr Gewicht zu verleihen, empfiehlt Breeden zudem die Einrichtung eines virtuellen "Rathauses" auf der Website, in dem Anleger Vorschläge an das Management einbringen können. Ideen, denen mindestens 20 Prozent der Anleger zustimmen, müssen auf die Tagesordnung der nächsten Hauptversammlung gesetzt werden.

MCIs CEO Michael Capellas erklärt sich bereit, alle Auflagen anzunehmen, einschließlich der Niederlegung seines zusätzlichen Amtes als Chairman.

Einen Strich durch die Rechnung könnte die Klage des Generalstaatsanwalts von Oklahoma, Drew Edmundson, machen. Er will sowohl Worldcom-Gründer Ebbers, fünf weitere Ex-Manager sowie die Firma selbst vor Gericht sehen. Letzteres ist in den USA zwar möglich, geschieht jedoch selten. In diesem Fall, sagte Edmondson, sei das Vorgehen jedoch gerechtfertigt. "Investoren verließen sich auf die falschen Informationen, als sie Aktien von Worldcom kauften. Das Unternehmen log, die sechs Mitarbeiter logen, das Gesetz wurde gebrochen." Für jeden der insgesamt 15 Anklagepunkte drohen im schlimmsten Fall zehn Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe von 10000 Dollar. (rs)