Engagement im Bereich 3D-Internet

MB Software schmiedet ehrgeizige Wachstumspläne

09.07.1999
FRANKFURT/M. (CW) - Die seit November 1998 börsennotierte MB Software AG, Hameln, konnte ihre Aktivitäten im zurückliegenden Geschäftsjahr (Ende: 31. März) kräftig ausbauen. Mit neuen Geschäftsfeldern und Beteiligungen will das auf Architektur und Ingenieurbau spezialisierte Software-Unternehmen in den nächsten Monaten seine Marktposition weiter festigen.

Für Bernhard Mursch war das Geschäftsjahr 1998/99 "das erfolgreichste in der Geschichte des Unternehmens". Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gelang dem CAD-Anbieter eine Verdoppelung des Umsatzes auf 64,7 Millionen Mark. Wie der Vorstandsvorsitzende auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt ausführte, stammt das Plus vorwiegend aus bereits konsolidierten Akquisitionen. Das interne Wachstum der Gruppe lag dagegen nur bei 6,3 Prozent. Trotz reger Übernahmeaktivitäten konnte man im letzten Jahr auch den Gewinn auf 2,6 Millionen Mark verdoppeln.

1975 als Ingenieurbüro von Vorstandschef Mursch gegründet, ist das Unternehmen heute vorwiegend im sogenannten AEC-Markt (AEC = Architecture, Engineering, Construction) tätig. Der Umsatz verteilt sich dabei auf die wichtigsten Segmente wie folgt: Architektur (33,6 Prozent), Bauingenieurwesen (25,4 Prozent) und Serviceleistungen (28,4 Prozent). Die stärksten Wachstumsimpulse verzeichneten die Bereiche Architektur mit einem Zuwachs von 102 Prozent auf 21,7 Millionen Mark und Services, wo die Einnahmen mit 18,3 Millionen Mark mehr als vervierfacht wurden. Aktuell sehen sich die Niedersachsen in Deutschland mit einem Marktanteil von 30 Prozent auf Platz zwei und liegen damit hinter Branchenprimus Nemetschek AG.

Für CAD-Anbieter ist der deutsche Markt allerdings ein schwieriges Terrain. "Das Potential ist hier begrenzt", zeigte sich Mursch realistisch. Doch allzu rosig sind die Aussichten auch weltweit nicht. Die Analysten von Dataquest prognostizieren für das Jahr 2000 ein nur knapp zehnprozentiges Wachstum der weltweiten AEC-Umsätze auf knapp 1,3 Milliarden Dollar.

Mit neuen Geschäftsbereichen wie Facility-Management, Internet und Visualisierung wollen die Niedersachsen dieser Entwicklung vorbauen. So wurde vor kurzem mit der Visualisierungssoftware "O2C-Player" der Grundstein für E-Commerce-Applikationen im 3D-Format gelegt. Mit dem von MB Software selbstentwickelten Tool lassen sich sowohl Produkte in elektronischen Shops dreidimensional präsentieren als auch Planungsabläufe des Bauwesens mit E-Commerce-Anwendungen verbinden. Ziel von MB Software ist es außerdem, mit O2C den Standard bei Visualierungs-Tools mitzubestimmen.

Mursch sieht in der Entwicklung vor allem aber einen wichtigen Türöffner für den Auslandsmarkt: "Im Bereich Visualisierung streben wir national wie international die Marktführerschaft an", erklärte der Vorstandschef, der insbesondere im US-Markt ehrgeizige Ambitionen hegt. Bislang ist die Unternehmensgruppe mit jeweils einer Tochtergesellschaft in den USA und Rußland vertreten.

Durch Firmenzukäufe und Beteiligungen versuchen die Niedersachsen schon seit geraumer Zeit, ihre Position als "Komplettanbieter" im AEC-Markt weiter auszubauen. Mittlerweile ist die Liste auf 17 Konzerngesellschaften beziehungsweise Beteiligungen angewachsen. Neuzugänge im letzten Jahr sind unter anderem die Stuttgarter RIB Software GmbH, die Speedikon Facility Management AG in Wien sowie die Cosoba GmbH, Darmstadt, gewesen. Außerdem beteiligte sich der Börsen-Newcomer zu jeweils 50 Prozent an den Startup-Unternehmen Echtzeit AG, Triplan AG und Reaktor Media GmbH. Mit dem Kauf von Speedikon sei es beispielsweise gelungen, bei CAD-Lösungen im Architekturbereich auf den Linux-Zug aufzuspringen, hieß es.

Für Dynamik in der Gruppe sollen in Zukunft auch die Beteiligungen sorgen. So existieren bereits für zwei Firmen konkrete Börsenpläne. Noch offen sei allerdings das genaue Timing. "Im Moment ist es nicht besonders reizvoll, an die Börse zu gehen", erklärte der Unternehmenschef. Finanziell gestärkt durch ihr Going Public wollen die Niedersachsen in den nächsten Monaten zudem ihre Einkaufstour und Beteiligungspolitik fortsetzen. "Verhandlungen mit neuen Firmen laufen bereits", verriet Mursch.

Vor allem damit dürfte es MB Software gelingen, weiter kräftig an der Wachstumsschraube zu drehen. Geplant ist im Geschäftsjahr 1999/2000 ein Umsatzsprung auf 175,6 Millionen Mark (plus 170 Prozent). Die neuen Internet-Aktivitäten sollen dazu bereits 43 Millionen Mark beisteuern. Unterm Strich erwartet der CAD-Spezialist dann ein Ergebnis (nach DFVA/SG) von 10,8 Millionen Mark. Vorstandschef Mursch jongliert jedoch insgeheim bereits mit anderen Zahlen: "Ich gehe davon aus, daß wir die Planziffern übertreffen.