GI warnt vor Biometriedaten im Ausweis

Maximum an Überwachung?

09.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Heinrich Mayr, Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), hat die Vorlage der Bundesregierung zum Terrorismusbekämpfungsgesetz mit dem Vorschlag, biometrische Daten in den Personalausweis zu integrieren, als "bedenkliche Katalogisierung der Gesamtbevölkerung" bezeichnet.

Wer das Ansinnen der Bundesregierung konsequent durchdenke, müsse zu dem Schluss kommen, dass geplant sei, die Ausweise aller Bundesbürger samt der darin festgehaltenen Biometriedaten in einer einzigen riesigen Datenbank zu speichern. Dies würde deshalb erforderlich, weil nach Angaben von Bundesinnenminister Otto Schily biometrische Daten wie auch Personalausweise gefälscht werden könnten.

Mayr sagte weiter, künftig müssten dann auch jede Polizeidienststelle und andere Behörden einen Online-Zugriff auf solch eine Datenbank haben. Anders würde das System keinen Sinn ergeben, denn nur bei einem umfassenden Zugriff auf die Daten könnten diese auch abgeglichen werden. Mayr kritisierte im weiteren, dass die im so genannten Otto-Katalog vorgesehenen Maßnahmen für die Identifikation nicht in der Datenbank erfasster Personen ungeeignet seien. Die Daten aller Einreisenden würden bekanntlich nicht abgespeichert, insofern "bringt das Anlegen solch einer Datenbank überhaupt nichts".

Natürlich stelle sich auch sofort die Sicherheitsfrage. Jedes von außen zugängliche System habe Schlupflöcher, "niemand kann garantieren, dass diese Datenbank hundertprozentig vor dem Zugriff Unbefugter geschützt werden kann", sagte Mayr. Gerade eine Online-Datenbank mit derart sensiblen Daten werde bestimmt schnell das Ziel krimineller Attacken.

Auch der Datenschutzexperte und Virenpapst aus Hamburg, Klaus Brunnstein, warnte vor den Folgen des Otto-Katalogs. Man müsse sich gut überlegen, "ob wir für ein nicht einmal gesichertes Minimum an mehr Sicherheit ein Maximum an Überwachung in Kauf nehmen wollen". Der finanzielle sowie der zeitliche Aufwand für solch ein Überwachungssystem stünde in keinem Verhältnis zum erwarteten Ergebnis, sagt Brunnstein weiter.

Außerdem warnte Brunnstein, biometrische Daten wie Fingerabdrücke oder Iris-Scans würden weit mehr Informationen über die betreffende Person bloßlegen als die Identität. "Es gilt als sicher, dass aus biometrischen Daten auf Erbkrankheiten oder aktuelle Krankheiten geschlossen werden kann", warnte der Hamburger. Damit würde das Datenmaterial beispielsweise auch für Krankenkassen oder Versicherungen interessant. (jm)