Leitfaden zur Beurteilung kommerzieller Minicomputer. Teil 3:

Maxi-Qualen bei Mini-Wahlen

08.08.1980

MÜNCHEN (rs) - In dieser Folge unseres Leitfadens helfen wir Ihnen bei der Beurteilung der Hardware, nachdem Sie in der letzten Ausgabe Anregungen zur Beurteilung der Software bekommen konnten. Da aber mit der Soft- und Hardware allein Ihr Problem noch nicht gelöst ist, lassen wir Sie in den nächsten Ausgaben noch über die Beurteilung des Gesamtsystems, die finanziellen Aspekte sowie die Rechtfertigung des Systems nachdenken. Lesen Sie letzt aber zunächst, worauf Sie beim Hardware-Gespräch mindestens achten sollten.

Beurteilung der Minicomputer-Hardware

Ein kommerzielles System besteht grundsätzlich aus den vier folgenden Elementen: der Zentraleinheit, die die anderen Systemkomponenten steuert, den Datenspeichern für die kommerziellen Informationen, dem Bedienungsplatz, an dem Sie oder Ihre Mitarbeiter Daten eingeben, prüfen und fortschreiben können, und einem Drucker zur Erstellung schriftlicher Unterlagen der gespeicherten Informationen oder Vorgänge. Nach Bedarf kann ein solches System mit mehreren Bedienungsplätzen, Druckern oder Speichern ausgerüstet werden.

Fragen zur Zentraleinheit

- Welche Hauptspeicherkapazität bietet die Zentraleinheit? Genügt sie zur Verarbeitung der vorgesehenen Programme?

- Kann diese Kapazität nach der Installation erweitert werden?

- Arbeitet die Zentraleinheit mit Halbleiter oder mit Kernspeicher? (Der Inhalt eines Kernspeichers geht auch bei Stromausfall nicht verloren. Halbleiterspeicher, die preiswerter sind als Kernspeicher, sollten zum Schutz vor Datenverlusten bei Stromausfall mit einem Batterieteil ausgerüstet sein.)

- Verfügt die Zentraleinheit über eine Wiederanlaufautomatik nach einem Stromausfall?

- Können Programmbereiche gegen unbefugten Zugriff gesichert werden?

- Erfordert die Zentraleinheit "klinisch saubere" Betriebsbedingungen und einen Zwischenboden für die Kabel, Luftfeuchtigkeitsregelung und Klimageräte oder kann darauf verzichtet werden?

- Kann die Zentraleinheit gegen unbefugten Zugriff gesichert werden, zum Beispiel durch ein Schloß oder ein Kennwortsystem?

- Läßt sich die für die Zentraleinheit benötigte Stromversorgung problemlos realisieren?

Im allgemeinen sind die Zentraleinheiten kommerzieller Minicomputer schnell genug für alle kommerziellen Aufgaben. Sehen Sie sich nach einer Zentraleinheit mit mehr Speicherkapazität um, als Sie für den Anfang brauchen, damit das System mit Ihrem Unternehmen wachsen kann. Dazu ist noch eine Speicherschutzeinrichtung wichtig, ganz gleich, ob aufgrund der Tatsache, daß mehrere Benutzer mit dem System arbeiten, oder nur bestimmte Mitarbeiter Zugriff zu den gespeicherten Informationen haben sollen. Außerdem ist zu beachten, daß für einige Zentraleinheiten besondere Voraussetzungen geschaffen werden müssen, wenn sie effektiv arbeiten sollen. Das könnte ein verdeckter Kostenfaktor sein, der sich später unangenehm auswirkt.

Fragen zur Datenspeicherung

Wichtigster Aspekt eines Massenspeichers wie Magnetplatte ist seine Kapazität. Wählen Sie die von Ihnen benötigte Kapazität auf der Grundlage der Informationsmenge, die Sie speichern müssen - aber unter Berücksichtigung Ihrer Wachstumspläne. Bei der Berechnung Ihres voraussichtlichen Speicherbedarfs kann Ihnen der Lieferant helfen.

Als Datenspeicher werden normalerweise Disketten (flexible Kleinplatten) oder Magnetplatten mit festen oder Wechselplatten verwendet. Bei den Disketten, die zur Speicherung kleinerer Datenmengen benutzt werden, rechnet man die Kapazität in Tausenden von Zeichen. Die Großplattenspeicher zur Speicherung großer Datenmengen sind nach "Megabytes" (Millionen Zeichen) ausgelegt.

- Arbeitet das System mit Disketten oder Großplatten oder beiden Plattenarten?

- Wieviele Disketten können gleichzeitig laufen?

- Wie groß ist die Speicherkapazität der Großplatten in Megabytes?

- Wieviele Großplatten lassen sich an ein System anschließen?

- Kann des System mit Großplatten unterschiedlicher Größe arbeiten?

- Wie groß ist die maximale Datenspeicherkapazität des Systems?

- Kommen die Datenspeicher von ein und demselben Lieferanten?

- Lassen sich nach der Installation jederzeit weitere Datenspeicher anschließen und zu welchem Preis?

- Sind die Großplatten Fest- oder Wechselplatten oder sind beide Arten anschließbar?

- Kann das System auch mit einer Bandstation arbeiten?

- Ist die Bandstation industriekompatibel?

Generell sollte ein kommerzieller Minicomputer eine ausreichend breite Palette an Massenspeichern bieten, um mit dem Wachstum des Betriebs schritthalten zu können. Wechselplatten, Disketten und Bandstationen machen das Speichern und Kopieren von Daten einfach und billig - wenn Sie zur Grundausstattung des Systems gehören. Andernfalls entstehen zusätzliche Kosten.

Außerdem gibt es weniger Kompatibilitätsprobleme, wenn alle Massenspeicher von demselben Hersteller kommen.

Für kommerzielle Minicomputer sind Wechselplattenspeicher die wirkungsvollsten Datenspeicher. Sie bieten größte Kapazität (normalerweise ab 50 Megabytes) und schnellen Zugriff. Auf der Grundlage der Kosten pro gesichertem Byte sind diese Plattenstationen am günstigsten. Und da die Plattenstapel auswechselbar sind, empfehlen sie sich als wirtschaftliche und leistungsfähige Speicher auch für die Datensicherung.

Für Anwendungen, die nicht so großer Speicherkapazität bedürfen, bieten Plattenspeicherkassetten (mit Kapazitäten ab 10 Megabytes) eine ähnliche Leistung zu niedrigeren Kosten. Bei diesen Speichern stehen bis zu 50 Prozent der gespeicherten Informationen auf einer Wechselplatte und der Rest auf einer Festplatte.

Systeme mit einer Plattenspeicherkassette können mit der Wechselplatte die auf der Festplatte stehenden Daten sichern.

Disketten sind die kostengünstigsten Datenspeicher überhaupt und arbeiten mit Platten, die Single-Schallplatten ähneln. Diese Disketten sind so robust, daß sie sich auch für den Postversand eignen und somit für den Datentransport zwischen verschiedenen Computern verwendet werden können. Disketten verbrauchen sich jedoch schneller als Wechselplatten oder Plattenkassetten.

Wichtig ist noch eine industriekompatible Bandstation, wenn das System einem größeren Computer untergeordnet ist oder mit einer Serviceabteilung zusammenarbeitet. Magnetbänder gibt es mit einfacher und doppelter Schreibdichte.

Zum Bedienungsplatz

Was in dieser Broschüre mit "Bedienungsplatz" bezeichnet wird, ist auch unter den Bezeichnungen "Videoterminal", "Bildschirmterminal" oder "CRT-Terminal" bekannt. Alle diese Begriffe bezeichnen dasselbe wichtige Systemelement, an dem Sie oder Ihre Mitarbeiter Informationen eingeben, abfragen, fortschreiben, prüfen und ändern: Abfragen und Änderungen erfolgen über eine Art Schreibmaschinentastatur, wobei alle Vorgänge auf einem Bildschirm angezeigt werden.

- Wieviele Bedienungsplätze können an das System angeschlossen werden?

- Lassen sich nach der Installation weitere Bedienungsplätze anschließen?

- Können an mehreren Bedienungsplätzen mehrere Anwendungen gleichzeitig verarbeitet werden?

- Wie groß ist die Anzeigekapazität des Bildschirms?

- Welche bedienungsfreundlichen Einrichtungen bietet der Bedienungsplatz?

- Ist leichte Bedienung gewährleistet?

- Stehen internationale Zeichenrepertoires zur Verfügung?

- Kann der Bedienungsplatz Ihren Erfordernissen entsprechend weit genug vom Computer entfernt installiert werden?

- Erfordern die einzelnen Bedienungsplätze einen eigenen, speziellen Tisch?

- Ist der numerische Tastenblock eine Standard- oder Zusatzeinrichtung?

- Entspricht der Bedienungsplatz allgemein anerkannten ergonomischen Erfordernissen?

Achten Sie beim Bedienungsplatz auf bedienerfreundliche Einrichtungen, wie kipp- und schwenkbarer Bildschirm, separate Tastatur oder Helligkeitsregelung, um körperliche Überanstrengung zu vermeiden. Wird für den Bedienungsplatz ein spezieller Tisch oder ein spezielles Pult benötigt, müssen Sie auf verdeckte Kosten achten. Auch Sonderanfertigungen sollten im Systemangebot enthalten sein.

Wird fortgesetzt