Maxdata-Insolvenz ist auch hausgemacht

30.06.2008
Das börsennotierte Hardwareunternehmen hat Ende Juni 2008 wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Überraschend kam dieser Schritt nicht.

Betroffen sind nicht nur die Mitarbeiter in Deutschland, sondern auch die ausländischen Töchter sowie die Manulogs Manufacturing in Würselen bei Aachen, die IT-Lösungen anbietet. Von der Insolvenz nicht berührt sind die Vertriebsgesellschaften in der Schweiz und den Niederlanden.

Maxdata setzte 2007 mit etwa 1000 Beschäftigten knapp 469 Millionen Euro um. Allerdings erwirtschaftete das Unternehmen in den vergangenen Jahren Verluste. Der Vorstand erklärte zum Insolvenzantrag, Maxdata leide seit Jahren unter dem hohen Wettbewerbsdruck und einem massiven Preisverfall in der IT-Branche. "Dies führte zu massiven Umsatz- und Ergebnisrückgängen", verbreitete das Management weiter.

Probleme schon seit längerem

Maxdata hatte schon länger Probleme. Erstmals war der Anbieter aus Marl 2003 in die roten Zahlen gerutscht. Die Misere bahnte sich dabei bereits 1997/98 an. 1997 kaufte Maxdata die Peacock AG. Ein Jahr später wurde die zum Metro-Konzern gehörende Vobis GmbH, die wiederum 64 Prozent an Maxdata hielt, mit dieser und Peacock an die CHS Electronics Inc. veräußert. Maxdata erbte bei diesem Deal die Produktionsanlagen von Vobis in Würselen.

2005 musste die AG einen Umsatzrückgang sowie einen Verlust von 35 Millionen Euro verbuchen. Damals kündigte der Mehrheitseigner Holger Lampatz an, er wolle sich von seinem knapp 22-prozentigen Anteil an dem Computer- und Monitorhersteller Maxdata zu trennen.

Um seine Umsatzrückgänge aufzumöbeln, erwog das Management unter anderem 2006, das Handelsunternehmen Yakumo GmbH zu übernehmen, ließ hiervon aber nur kurz nach Bekanntgabe der Übernahmegelüste wieder ab.

Anlässlich des Insolvenzantrags hieß es aus der Maxdata-Spitze, trotz eines Restrukturierungsprogramms im Jahr 2006 habe weder im Geschäftsjahr 2007 noch im ersten Halbjahr 2008 eine Trendwende erreicht werden können. Ziel sei es jetzt, mit Hilfe des Insolvenzverwalters die Geschäfte fortzuführen, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern und die beiden Marken Maxdata und Belinea zu erhalten.

Wer sich die Zahlen des Marktforschungsinstituts Gartner für den deutschen PC- und Server-Markt in den vergangenen Jahren ansieht, dem wird klar, dass es mit Maxdata auf Dauer nicht gut gehen konnte. Im Jahr 2003 dümpelte das Unternehmen mit einem PC-Marktanteil von 2,9 Prozent weit hinter Konkurrenten wie Fujitsu-Siemens Computers (FSC), Medion, Hewlett-Packard (HP), Acer, Dell, Vobis, IBM und Toshiba her. Maxdata war die Nummer neun unter den Anbietern von Desktops und Notebooks.

An den Marktanteilen änderte sich in den Folgejahren nichts. 2004 konnte das Unternehmen drei Prozent auf sich vereinen, blieb dabei aber immer noch weit hinter den Platzhirschen zurück. 2005 folgte eine weitere Marktanteilssteigerung um einen Zehntelprozentpunkt auf 3,1 Prozent. Das reichte zwar noch einmal für einen Platz unter den besten Zehn. 2006 folgte aber der Absturz aus den Top Ten.

Markttrend verpasst

Neben den geringen Marktanteilen kommt erschwerend hinzu, dass Maxdata einen eindeutigen Markttrend glatt verpasst hat: Während sich das Geschäft des deutschen Unternehmens mit Desktop-Maschinen über Reseller beispielsweise 2007 bei halbwegs gesunden fünf bis neun Prozent Marktanteilen einpendelte, war Maxdata im florierenden Mobilrechnersegment mit Anteilen um zwei Prozent fast nicht existent. Doch der Markt für Desktops schrumpfte in den vergangenen Jahren. Mobilrechner dagegen legten weltweit und eben auch in Deutschland massiv zu und haben im direkten Vergleich stationäre Systeme bereits abgehängt. Für Maxdata bedeutet das nicht nur Probleme hinsichtlich der Marktanteile, sondern auch bezüglich des Ertrags: Bei Notebooks ist die Gewinnspanne größer als bei Desktops.

Weitere Erkenntnis: Maxdata hat für seine Mobilrechner nur solche Wiederverkäufer begeistern können, die eher geringe Umsätze tätigen. Die großen Reseller haben in aller Regel von Maxdata-Notebooks die Finger gelassen - eine Feststellung, die übrigens auch für Server-Verkäufe gilt.

Nur nebenbei sei erwähnt, dass Maxdata auch im Workstation-Bereich praktisch nicht präsent ist.

Schwaches Server-Geschäft

Ähnliche Verhältnisse im Server-Segment: Hier etablierte sich Maxdata von 2003 bis 2006 in Deutschland laut Gartner immerhin auf Platz sechs. Allerdings gingen die Marktanteile kontinuierlich von 4,8 Prozent (2003) auf 2,8 Prozent (2006) zurück. Insbesondere im Server-Markt ist die Dominanz der vier Schwergewichte HP, IBM, Dell und Sun Microsystems zunehmend erdrückend. Sie allein vereinten 2006 in Deutschland fast 70 Prozent aller Server-Verkäufe auf sich. Als Sondersituation in Deutschland kommt für Anbieter wie Maxdata hinzu, dass hierzulande auch FSC eine signifikante Rolle spielt. Sonst nur noch in Europa von Bedeutung, hat das japanisch-bayerische Unternehmen aber in Deutschland sowohl im PC- als auch im Server-Geschäft wegen seiner starken Position in Behörden und bei öffentlichen Ausschreibungen ein hohes Gewicht.

Für einen Mitspieler wie Maxdata bleibt da nicht mehr viel zu holen. Analysiert man die Marktzahlen im Server-Segment nicht nach Stückzahlen, sondern nach Umsatz, wird die Misere des deutschen Unternehmens noch deutlicher. Zwischen 2003 und 2006 schrumpfen die Marktanteilen hier von 0,9 auf nur mehr 0,4 Prozent im vorletzten Jahr.

Auch das Geschäft mit der Monitorlinie "Belinea" geriet Marktforschern zufolge zunehmend unter Druck. In allen drei wesentlichen Produktsegmenten - PCs, Server und Monitore - konnte Maxdata somit in den vergangenen Jahren nicht reüssieren.

Keine Strategie, keine Konzepte

Kritiker kreiden dem Management heute an, es habe keine tragbaren Konzepte und Strategien entworfen, um in einem zunehmend konkurrenzträchtigen Markt zu überleben. Zudem monieren Konsumenten und Händler überteuerte Produkte, die zudem oft nicht verfügbar waren. Bei solchen negativen Vorzeichen kommt das Aus eines weiteren deutschen IT-Anbieters, der sich in einem der wettbewerbsintensivsten Märkte tummelte, alles andere als überraschend.

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