Pilotphase endet im Chaos

Mautprojekt wächst sich zum Fiasko aus

05.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Das am 31. August 2003 in den Pilotbetrieb gegangene Mautsystem auf deutschen Bundesautobahnen droht für Verkehrsminister Manfred Stolpe zum Fiasko zu geraten. Die technischen Probleme bringen den offiziellen Starttermin am 2. November ins Wanken.

Bereits nach knapp einem Tag wurde das Desaster deutlich: Die in den Lastwagen eingebauten so genannten On-Board-Units (OBUs) funktionieren oft nicht. Telefonische Anfragen bei den Call Centern der Betreiberfirma Toll Collect waren den Fahrern nicht möglich, weil niemand die Telefone bediente. LKW-Fahrer, die versuchten, an Autobahntankstellen oder anderen autobahnnahen Stellen ihre Mautgebühr zu bezahlen, scheiterten, weil die entsprechenden Abrechnungsgeräte nicht funktionierten. Schulterzucken allerorten: Die Techniker von Toll Collect seien informiert und im Anmarsch.

Peinliche Pannen

Auf allen Fernsehkanälen wurde die peinliche Pannenserie breit erörtert. Der Geschäftsführer der Toll Collect GmbH, Michael Rummel, wand sich bei der wiederholten Frage, ob denn angesichts der Schwierigkeiten noch davon auszugehen sei, dass am 2. November 2003 das Mautsystem offiziell in Betrieb gehen werde.

Schon fordern die Speditionsverbände eine Verschiebung. Heiner Rogge, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes, urteilt kurz und bündig: "Die Technik funktioniert nicht, die Organisation ist ein Desaster." Die OBUs würden teils fehlerhaft, weil unvollständig, an die Nutzer ausgeliefert.

Manfred Boes, Präsident des Spediteure-Verbandes, reklamierte, nur jede dritte OBU würde funktionieren. Im Fernsehen zeigte man LKW-Fahrer, die Mautabrechnungs-Kontrollpunkte passierten und die OBU zeigte an "Keine mautpflichtige Straße". (Siehe die CW-Online-Berichterstattung: http://computerwoche.de/go/80113160). (jm)