IT im Gesundheitswesen/ Kommentar

Mauschelei ade!

05.02.1999

Viel Unwesen ist im vergangenen Jahr mit dem Gesundheitswesen getrieben worden. So verwundert es nicht, daß das "Unwort des Jahres" aus diesem überaus kostenintensiven Sektor unserer noch recht unvollkommenen Dienstleistungsgesellschaft stammt.

Ärztekammerpräsident Karsten Vilmar konnte es sich offenbar nicht verkneifen, den hartnäckigen Rationalisierern des Gesundheitswesens die sarkastische Vokabel vom "sozialvertäglichen Frühableben" um die Ohren zu hauen. Eine "ehrliche Diskussion" habe er provozieren wollen, verteidigt sich der von der sprachkritischen Aktion des blanken Zynismus bezichtigte Arzt.

Einer ehrlichen Diskussion steht unter bestimmten Voraussetzungen nichts im Wege, zu diesen zählt zum Beispiel - der Wille zur Ehrlichkeit. Der allerdings darf mit Fug bezweifelt werden, wenn nach dem Scheitern umfangreicher IT-Reorganisationsvorhaben keine Ursachenforschung betrieben wird. Oder - die Kooperationsbereitschaft zwischen Verwaltung und Ärzteschaft. Die aber muß immer wieder angemahnt werden, wenn Verwaltungen Budgetlücken durch überzogene Verweilzeiten der Patienten kaschieren. Oder - der Mut zu unpopulären Maßnahmen. Doch bleibt erkanntes Rationalisierungspotential im Kreiskrankenhaus immer noch ungenutzt, weil Kommunalpolitiker um Wählerstimmen bangen.

Derartige Fälle sind zahlreich und belegbar. Sie lassen in der Öffentlichkeit den Eindruck von Mauschelei und nicht selten von menschenverachtendem Zynismus (siehe oben) entstehen, aber auch von mangelnder Professionalität in Sachen Betriebswirtschaft, Organisation, Verwaltung und damit der gesamten Informationsverarbeitung speziell im Krankenhausbereich.

Nirgendwo ist Kostentransparenz so angesagt wie in Krankenhäusern. Kontrolle ist nötig - auch wenn dies die selbstverwalteten Hospitäler nicht gerne hören.