Seiteneinsteiger von der Informationstechnik nachgefragt:

Mathematiker liegen auf vollem DV-Kurs

04.09.1987

MÜNCHEN (lo) - Mathematiker sind klare Saisonsieger: Ihr Anteil an der Arbeitslosenquote sank 1986 am stärksten. Sie laufen nämlich mit vollen Segeln in die Häfen der DV-Branche und der Versicherungswirtschaft ein, kann die Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg melden.

In keinem anderen naturwissenschaftlichen Fachgebiet fiel die Zahl der Arbeitslosen stärker als in der Mathematik Sie ging Ende September 1986 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 380 Meldungen zurück. Die hohe Nachfrage nach den Rechenkünstlern kam vor allem aus der DV-Branche, aber auch aus der Versicherungswirtschaft.

Trotz der steigenden Zahl von ausgebildeten Informatikern profitieren akademische Seiteneinsteiger mit informationstechnischem Wissen wie etwa die Mathematiker, besonders wenn sie Berufserfahrung aufweisen können, weiterhin von der starken Personalnachfrage in der datenverarbeitenden Branche.

Bei Versicherungen und Banken fanden wirtschaftswissenschaftlich ausgerichtete Mathematiker ebenfalls gute Einstellungschancen. Hier waren Grundkenntnisse in DV und zumeist die Beherrschung mindestens einer Programmiersprache häufig gestellte Anforderungen. Primär DV-orientierten Bewerbern wurden Beschäftigungsmöglichkeiten bei Softwarehäusern, hier häufig in der Software-Entwicklung angeboten. Sofern zusätzliche Kenntnisse in einem naturwissenschaftlichen Nebenfach - oftmals in der Physik - vorhanden waren, standen zahlreiche Stellen im Bereich der technisch-naturwissenschaftlichen Datenverarbeitung zur Verfügung.

Forschungseinrichtungen und Hochschulinstitute boten zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse mit Promotionsmöglichkeit, häufig außerhalb der Mathematik, an.

Gewünscht wurden Bewerber mit kurzer Studiendauer und guten Noten. Eine Promotion wirkte sich dann eher hemmend aus, wenn der Bewerber ein deutlich höheres Lebensalter erreicht hatte und das Promotionsthema nicht hinreichend anwendungsorientiert war. Nichtpromovierte Bewerber mit theoretischen oder stark grundlagenorientierten Studienausrichtungen taten sich bei der Stellensuche schwer. In solchen Fällen führte eine zusätzliche Qualifikation im Bereich der EDV durch entsprechende Fortbildungsangebote der Bundesanstalt für Arbeit zu einer Steigerung der Vermittelbarkeit.

Die Zahl der Vermittlungen im Laufe des Jahres 1986 blieb mit 180 im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. Der Anteil der Frauen lag bei 28 Prozent aller Bewerber, ihr Anteil an den Vermittlungen betrug jedoch nur 17 vom Hundert.