Massenspeichersysteme/Der europaeische Markt fuer Midrange-Raid- Speicher

21.04.1995

Das Marktforschungsunternehmen International Data Corp. (IDC) fuehrte

1994 eine Studie durch, in der die Marktpotentiale fuer Anbieter von Midrange-Raid-Massenspeichersystemen erforscht werden sollten. Fazit: Der Markt blueht, und auch die weiteren Aussichten koennten kaum besser sein.

Bei der Definition des Marktsegments Midrange-Raid-Speicher liessen die Analysten Anbieter von Produkten aussen vor, die sich auf die PC-Klientel eingeschworen haben und Subsysteme mit bis zu maximal 10 GB Fassungsvermoegen vertreiben. Auch Speichersilos, die die Daten einer kompletten unternehmensweiten DV - also typischerweise ab 100 GB - lagern sollen, waren kein Thema der Untersuchung. Bei ihren Analysen beriefen sich die Verfasser der IDC-Studie auf Datenmaterial aus den Jahren 1992 und 1993, das aber noch seine Gueltigkeit besitzt.

Die sprunghaften Entwicklungsmoeglichkeiten des noch jungen Geschaefts mit Raid-Massenspeichern demonstrieren einige Zahlen: 1992 gab es fuer Midrange-Raid-Systeme nur einen kleinen Markt von lediglich zwei Millionen Dollar. Dieser blaehte sich ein Jahr spaeter schon auf 15 Millionen Dollar auf und vervierfachte sich 1994 noch einmal. 1995, so die Prognosen, duerften Kaeufer Midrange- Raid-Speicher fuer bis zu 100 Millionen Dollar in die Auftragsbuecher diktieren.

Anwender haben nach den Erkenntnissen der Marktforscher ganz klare Vorstellungen ueber die Funktionalitaet und die Leistungsfaehigkeit dieser neuen Gattung von Datensilos. Der Benutzer verlangt bei den Massenspeichern zuverlaessige Verfuegbarkeit sowie gute Fehlertoleranz. Nur jeder Fuenfte der Befragten legte besonderen Wert auf ein preiswertes Angebot.

Auch der Leistungsfaehigkeit, also der Schnelligkeit eines Raid- Systems, gilt das Interesse der Benutzer. Den Anwendern ist jedoch durchaus klar, dass sie fuer ein hoeheres Sicherheitsniveau wie etwa das des Raid-Levels 5 Leistungseinbussen hinnehmen muessen. Um so mehr Aufmerksamkeit widmen potentielle Kaeufer deshalb der Durchsatzoptimierung. Dabei wissen die Verkaeufer von Raid- Speichern, dass sie fuer hochleistungsfaehige Systeme, die in zeitkritischen Anwendungsumgebungen eingesetzt werden sollen, die Hand weit aufhalten koennen. Der Anwender scheint bereit zu sein, fuer Hochleistungs-Speichersysteme einen Aufschlag von bis zu 30 Prozent zu zahlen.

Traditionelle Marken halten ihre Position

Auch bei den Ausstattungsmerkmalen der Massenspeicher gibt es klare Tendenzen. Drei Dinge will der DV-Verantwortliche: redundant ausgelegte Stromversorgung und Kuehlaggregate, Festplatten mit dem Formfaktor 3,5 Zoll sowie die sogenannte Hot-plug-Eigenschaft. Letztere bedeutet, dass eine schadhafte Festplatte waehrend des laufenden Betriebes ausgetauscht werden kann. Zwischen 70 und 90 Prozent aller Befragten befanden eines dieser drei Merkmale fuer die Funktionstuechtigkeit und Leistungsfaehigkeit von Raid-Speichern fuer ueberaus wichtig.

Ausserdem haben grosse Namen bei Anwendern nicht an Attraktivitaet verloren: Obwohl naemlich Festplatten mit dem Formfaktor 5,25 Zoll eigentlich einen guenstigeren Kosten-pro-MB-Faktor vorweisen koennen, zieht der Kaeufer 3,5-Zoll-Plattensysteme vor. Grund: Es sind angesehene Industriegroessen wie IBM, Digital Equipment, Hewlett-Packard oder Data General, die 3,5-Zoll-Laufwerke produzieren.

Modularitaet und die Option, ein System ausbauen zu koennen (Upgrades), sind weitere besonders erwuenschte Merkmale. Mehr technisch argumentierende Anwender wuenschen sich vor allem auch Write-Cache-Architekturen und Hochleistungs-Controller, obwohl solche Extras den Preis eines Systems in die Hoehe treiben. Dies gilt auch fuer die Option, Speichersilos gleich ueber mehrere Datenkanaele an Hosts anklinken zu koennen. Hier legen DV- Verantwortliche offensichtlich mehr Wert auf die schnelle Verfuegbarkeit von Daten und nehmen weniger Ruecksicht auf die Kasse der Firma.

Noch etwas liegt dem Anwender am Herzen: Er moechte die Moeglichkeit haben, ueber Fehlverhalten des Massenspeichersystems auch auf einem ausgelagerten Rechner informiert zu werden, das heisst, Alarmsignale muessen auch ueber sogenannte Remote-Verbindungen rechtzeitig auflaufen.

Thematisch in die gleiche Kategorie gehoeren Softwarewerkzeuge, die die Massenspeicher praktisch permanent auf ihre Funktionstuechtigkeit hin analysieren und auf potentielle Ueberforderungen hinweisen. Auch diese Tools stehen bei Anwendern sehr hoch im Kurs, wiegen sie den DV-Verantwortlichen doch in der Sicherheit, seine Daten allzeit im Griff zu haben.

Als Betriebssystem der Wahl fuer einen Festplattenverbund, wie ihn Raid-Systeme ja darstellen, kristallisierten sich nach IDC deutlich die unterschiedlichen Unix-Derivate auf der einen Seite und Netware auf der anderen Seite heraus (siehe Grafik). Nicht beruecksichtigt wurden Anwender aus reinen PC-Umgebungen, also etwa mit Windows NT. Auch hier koennte sich IDC zufolge aber ein Markt auftun.

Die Analysten kommen zu einem deutlichen Schluss: Im Segment der Midrange-Raid-Speicher geht die Post ab. Das dokumentiert auch die wachsende Zahl von Anbietern, die eine immer groessere Auswahl an Produkten offerieren.