Integrierte Lösung für das Walzwerk Grevenbroich der VAW-Leichtmetall GmbH:

Maßanzug für DV-gestützte Produktionsplanung

01.10.1982

Leistungsfähige und erschwingliche DV-Technologie erübrigt die Frage, ob Produktionsplanung durch Datenverarbeitung unterstützt werden soll. Ihr reibungsloses Funktionieren ist auf jeden Fall für einen Fertigungsbetrieb eine wesentliche Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg. Umfangreiche Unterstützung ist vor allem für Werke mit hohem Auftragsvolumen oder komplexer Fertigung erforderlich, um eine fertigungsgerechte Disposition in Verbindung mit aktuellen Informationen über den Fertigung erforderlich, um eine fertigungsgerechte Disposition in Verbindungen mit aktuellem Informationen über den Fertigungstand zu gewährleisten. Über das Wie gibt der anschließende Bericht Aufschluß.

Für die Entscheidung über den sinnvollen Umfang der DV-Unterstützung im Einzelfall ist eine Analyse der Auftragsabwicklung, Produktionsplanung und Fertigungssteuerung zur Klärung folgender Punkte erforderlich:

- Ablauforganisation

- Planungsverfahren, Fertigungsverfahren, Kompetenzen, interne Normen

- Fertigungsvorgaben

- Fertigungskontrolle

- innerbetrieblicher Ablauf

- Anforderungen an die Erweiterungsfähigkeit

- angrenzende Systeme

- Kosten/Nutzen.

Zu den Aufgaben der Produktionsplanung gehören:

- Vorgabe von Fertigungseinheiten, -vorschriften und -wegen

- terminliche und kapazitive Einplanung

- Materialdisposition

- Materialanbindung

- Auftragsverfolgung

- Sicherstellen der Transparenz des Betriebsgeschehens für die verschiedenen Managementebenen

- Vor-/Nachkalkulation

Weitere Parameter der Produktionsplanung, wie Wege, Energie Verschnitt, Lagerzeiten, Losgrößen, Durchlaufzeiten, Reihenfolgen müssen in die Systemkonzeption einbezogen werden, mindestens um die Schnittstellen zu anderen Systemen (maschinell oder manuell) bestimmen zu können.

Für Teilfunktionen der Produktionsplanung werden von Hardware- und Softwareherstellern Standardpakete angeboten.

Anbieter von Standardpaketen weisen auf die geringen Kosten und die schnelle Verfügbarkeit hin. Diese Vorteile werden jedoch häufig zunichte gemacht durch Unverträglichkeit mit der bestehenden Organisation oder auch der Hard- und Software, sowie durch die meist geringen Möglichkeiten, die betriebsspezifischen Belange zu berücksichtigen. Auch darf der Anpassungs- und Pflegeaufwand nicht unterschätzt werden, denn ein Produktionsplanungssystem muß veränderten Erfordernissen rasch und wirksam angepaßt werden können, wenn es den erhofften Nutzen über Jahre hinweg erbringen soll.

Unzufrieden über eine überwiegend manuelle Lösungen, entschied sich die VAW-Leichtmetall GmbH im Jahre 1977, für ihr Werk Grevenbroich den Aufbau einer DV-gestützten Produktionsplanung in Angriff zu nehmen. Die Entwicklung des Produktionsplanungssystems wurde von der VAW gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen SCS GmbH in Essen durchgeführt.

Im Werk Grevenbroich werden veredelte und unveredelte Aluminiumwalzprodukte hoher Qualität gefertigt. Es gibt eine große Produktpalette und weit gefächerte Fertigungswege. Zirka 2000 Mitarbeiter sind beschäftigt.

Die drei Produktabteilungen des Werkes verfügen über einen eigenständigen Versand und Verkauf und haben den direkten Kontakt mit Endabnehmern.

Zu Beginn des Projektes gab es eine EDV-gestützte kaufmännische Auftragsabwicklung mit Erfassung von Kundenaufträgen, sowie Packerei- und Versanddaten über einen Erfassungsrechner und Verarbeitung in einem Großrechner. Die Lohndatenverarbeitung erfolgte auf Basis betrieblicher Aufschreibungen und Bewertung durch die Refaabteilung. Im technischen Bereich gab es Teillösungen wie zum Beispiel ein gut strukturiertes System von Arbeitsgängen, Arbeitsplänen und Materialdefinitionen.

Die eigentliche Produktionsplanung und -verfolgung wurde aber ohne jedwede Computerunterstützung durchgeführt. Üblich war eine Auftragseinplanung durch Eintragung in Belegungslisten je Woche und Aggregat - wobei nur für das Startaggregat sichere Terminaussagen gemacht werden konnten. Auftragsänderungen konnten wegen des Aufwandes nicht immer nachvollzogen werden. Ebenso wurden Produktionsbücher und Wochenprogramme manuell erstellt; die Einzelauftragsverfolgung regelte man mit Hilfe von Aufschreibungen auf den Arbeitspapieren.

Nicht nur mangelnde Transparenz war die Frage, sondern auch eine Datenvielfalt, was dazu führte, daß betriebliche Auswertungen und Auswertungen aus erfaßten DV-Daten nicht vergleichbar waren. Die Lösung für die Produktionsplanung bei der VAW bringen wir in der nächsten Ausgabe.

* Dieter Fließbach und Heiner Westphalen sind Mitarbeiter der SCS Technische Beratung und Automation, Geschäftsstelle Essen

Besonderheiten der VAW-Fertigung

- Metallbezug in Barrenform bei verschiedenen Hütten

- Vorwalzbandbezug überwiegend von einem Vorverarbeiter

- Aus Kundenaufträgen werden Betriebsaufträge mit bis zu 20 Arbeitsgängen abgeleitet

- In der Produktionsabteilung Folie kann für einen Teil des Fertigungsweges auftragsanonym disponiert und gefertigt werden, da hier die Anzahl der Zwischenerzeugnisse gering ist im Verhältnis zur Anzahl der Enderzeugnisse

- Die durchschnittliche Fertigungsdurchlaufzeit beträgt drei Wochen

- Die Auftragsvorlaufzeit liegt bei vier bis acht Wochen.