Maschinenbau: Ohne Planer und Prozessdenker geht nichts mehr

03.04.2002
Von Helga Ballauf

Innerbetriebliche Fortbildung setzt in der Regel dort ein, wo Softwareingenieure lernen müssen, zwischen technisch wünschenswerten Lösungen und dem jeweils zur Verfügung stehenden Zeit- und Finanzbudget abzuwägen. Bereits in Trainee-Programmen spielen Projekt-Management-Kenntnisse eine wichtige Rolle. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich Absolventen der Studiengänge, die sich mit Mechatronik beschäftigten. Mechatronik ist die interdisziplinäre Antwort auf das Zusammenwachsen von Maschinenbau, Elektronik und Informatik.

An der TU in Dresden kooperieren für den entsprechenden zehnsemestrigen Studiengang die Fakultäten Elektrotechnik, Maschinenwesen und Verkehrswissenschaften. Die Kollegen an der TU München bieten seit zwei Jahren ein modulares Konzept an: Wer das Hauptstudium an der Fakultät für Maschinenwesen beginnt, muss sich für zwei von 35 Schwerpunkten entscheiden. Mechatronik ist einer davon und kann beliebig kombiniert werden - mit Fahrzeugtechnik oder Produktentwicklung, mit Maschinenbau, Verfahrens- oder Medizintechnik.

Mauern in den Köpfen

Das ist ein Konzept, bei dem ein hoher Beratungsbedarf entsteht, berichtet TU-Dozent Andreas Karcher. Der Informationstechniker erlebt auf der einen Seite, wie hoch der Bedarf der Maschinen- und Anlagenbauer nach Ingenieuren ist, die eine "Querschnittsperspektive" entwickeln können, wie sie die Mechatronik vermittelt: "Der Maschinenbau ist heute eine High-tech-Branche, in der es auf Prozess-Know-how ankommt." Andererseits sieht Karcher, dass das Berufsbild noch traditionell geprägt ist: "Maschinenbau - das löst die Vorstellung von einer Anlage aus, aus der Öl tropft. Tatsächlich ist aber jede Maschine inzwischen softwaredominiert."

Idealtypisch, so der TU-Dozent, beherrsche der moderne Maschinenbauer den Gesamtprozess, und der Informatiker leiste die Zuarbeit. "Wir müssen aber noch einige Mauern aufbrechen - zunächst in den Köpfen und danach zwischen benachbarten Hochschulinstituten und zwischen voneinander abgeschotteten Unternehmensabteilungen." Die TU München will ihren Beitrag dazu leisten und demnächst einen eigenen Studiengang Mechatronik etablieren. Einige Young Professionals in der Branche Maschinenbau schwören auf Engagement parallel zum Studium: Nirgendwo ließen sich "der andere Blick" sowie Kommunikations-, Verhandlungs- und Teamfahigkeit besser lernen als in einer Fachschaft oder in einem Kulturverein.