Maschine fuer OS/2, AIX, Windows und VAX/VMS IBM will mit Zwitter-Server auf Kundenfang bei Digital gehen

15.09.1995

MUENCHEN (IDG) - Die IBM umwirbt mit dem "7596 Cross Platform Server" Kunden der Digital Equipment Corp. (DEC). Mit dem Rechner sollen VAX/VMS-, OS/2-, AIX- sowie Windows-Applikationen simultan gefahren werden koennen. Analysten reagierten auf Big Blues Maschine allerdings kuehl: Sie sei zu teuer, und eigentlich brauche auch niemand solch ein System.

Mit dem Rechner zielt IBM vor allem auf DEC-Anwender, die ihre alten Mainframe-basierten Anwendungen auf die Welt der PC-Server uebertragen wollen. Mit der 7596-Maschine koennen die DEC-Kunden einerseits ihre bisherigen VMS- und Open-VMS-Anwendungen weiterbenutzen. Andererseits haben sie die Moeglichkeit, neue Applikationen fuer die AIX-, OS/2- oder Windows-Umgebung zu entwickeln.

DEC hatte allerdings bereits angekuendigt, dass man die Open-VMS- Welt mehr an Windows NT annaehern wolle. So duerften OS/2 und AIX im DEC-Umfeld eher das Nachsehen haben.

Der 7596-Server ist in der Grundversion mit einem Pentium- Prozessor, mit einer 1,08 GB grossen Festplatte, einem Zweikanal- SCSI-Adapter, einem CD-ROM-Laufwerk sowie einem Ethernet-Adapter ausgestattet. In dieser Konfiguration kostet der IBM-Rechner in den USA etwa 39000 Dollar.

Um die unterschiedlichen Betriebssystem-Plattformen anzusprechen, koennen bis zu acht Prozessorkarten mit Power-PC- oder VAX-CPUs - interessanterweise aber nicht mit DECs Alpha-RISC-Chip - hinzugefuegt werden. Allerdings muss der Kaeufer fuer ein VAX-Server- Modul weitere 58400 Dollar, fuer ein RS/6000-Modul 18 000 Dollar zahlen.

Der wesentlichste Bestandteil des 7596-Rechners ist die Software "Distributed Resource Broker". Erst dieses Werkzeug ermoeglicht es, etwa VMS-Daten in ein Format zu uebersetzen, das beispielsweise auch AIX versteht.

Entwickelt wurde der Rechner von der Advanced Modular Solutions Inc. aus Acton, Massachusetts. Ihr steht mit Ken Olsen als Chairman einer der Grossen der Computerszene vor. Olsen hat DEC gegruendet.

Analysten zeigten sich von IBMs neuer Maschine wenig beeindruckt. So fragt sich John Logan von der Aberdeen Group Inc., was DEC- Anwender mit einer sehr teuren Maschine anfangen koennten, die die Verbindung zu PC-Servern garantieren soll. Diese Option boeten VAX/VMS-Systeme bereits ueber Ethernet-LANs. Auch sei, so Logan, die Frage der VMS-Lizenzierung noch nicht klar. Zudem frage er sich, wie leistungsfaehig die IBM-Maschine eigentlich sei.

Ein anderer Analyst meinte, bei dem 7596-Server handele es sich schlicht um eine "taktische" Maschine von der IBM. Damit wolle sie DEC-Anwender umwerben und diese gleichzeitig daran hindern, zu Hewlett-Packard zu wechseln.