Marktforscher empfehlen IBM staerkere Ausrichtung an TCP/IP Grosskunden gewinnen Klarheit ueber weiteres Vorgehen bei SNA

17.02.1995

CAMBRIDGE (CW) - Die rapide Talfahrt von IBMs SNA in der Sympathiewertung der IT-Manager scheint fuers erste gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommen die Marktforscher von Forrester Research nach einer Befragung der DV-Verantwortlichen in den Fortune-1000- Companies der USA.

In einer Studie der Analysten aus Cambridge, Massachusetts, gaben 55 Prozent der Befragten im Dezember 1994 an, die Reform ihrer SNA-Netze sei weitgehend abgeschlossen. Im Mai 1993 hatten bei derselben Fragestellung der Forrester-Analysten lediglich 20 Prozent der IT-Manager von stabilen SNA-Netzen gesprochen. Ruecklaeufig sind die Zahlen im Vergleich zur Studie 1993 auch hinsichtlich des Downsizing-Prozesses in SNA-Netzwerken. Waehrend vor zwei Jahren noch 64 Prozent der Interviewten von schrumpfenden SNA-Systemwelten berichteten, sind es jetzt nur noch 29 Prozent.

Verantwortlich fuer diese Entwicklung sind nach Ansicht der Marktforscher vor allem zwei Gruende: Zum einen haben nahezu alle Unternehmen die Migration der leicht zu portierenden Anwendungen von den Mainframes auf die lokalen Netze erfolgreich beendet. Zum anderen wuerde ein weiteres Abspecken der klassischen SNA-Software vom Host einen ungeheuren Re-Engineering-Aufwand erfordern. Laut Forrester haben die meisten Fortune-1000-Konzerne unterdessen LAN- Internetworks als Company-Backbone errichtet, ueber die eine Integration der SNA-Installationen erfolgt.

Durch diesen Trend, so der Report, habe IBM wieder die Chance, ins Networking-Business zurueckzukehren. Um dieses Ziel zu erreichen, faehrt Big Blue nach Ansicht der Analysten eine zweigleisige Strategie. Erstens hofft das Management in Armonk, durch gewaltige Investitionen in ATM wieder Fuss zu fassen. Zweitens beabsichtigt IBM, seine Kunden davon zu ueberzeugen, kuenftig Netze auf Basis der proprietaeren Protokolle Advanced Peer-to-peer Networking (APPN) und High Performance Routing (HPR) sowie der Software Anynet zu konzipieren.

Allerdings duerfte es IBM mit seinen Plaenen schwer haben. Derzeit haelt sich die Lust der Anwender, auf ATM zu migrieren, noch stark in Grenzen, vor allem im WAN-Bereich. Ausserdem werden die Router- Hersteller bei der Migration zu ATM ein gewichtiges Wort mitreden. Drittens findet TCP/IP auf immer mehr Desktops in Unternehmen Anwendung und fuehrt damit IBMs Protokollplaene mit APPN und HPR ad absurdum.