Marktbeobachter sehen keinen Grund zur Besorgnis Nach gutem Start sinkt Absatz von Apples Power-Macs leicht

10.06.1994

MUENCHEN (wm) - Die erste Woge der Begeisterung ueber Apples Power- Macs klingt ab. Das "Wall Street Journal Europe" berichtet ueber sinkende Nachfrage nach den Modellen. An der US-Boerse verloren Apple-Aktien erst leicht, dann staerker, an Wert und erholen sich nur langsam wieder. Die meisten Marktbeobachter rechnen aber langfristig mit einem Erfolg fuer Apple.

Weniger Absatz im Vergleich zum letzten Monat meldet zum Beispiel der amerikanische Distributor Ingram Micro. In den ersten Tagen nach der Markteinfuehrung am 14. Maerz 1994 wurden doppelt so viele Apple-Rechner mit Power-PC verkauft wie ohne. Jetzt machen die Power-Macs nur noch ein Drittel des gesamten Apple-Umsatzes aus.

"Bis Ende des Jahres werden wir auf diesem Niveau bleiben", sagte Dave Jaskulke, Leiter der Apple-Abteilung bei Ingram Micro. Er fuegte hinzu, dass Apple vor der Markteinfuehrung der Power-Macs von einem Umsatzanteil am Apple-Gesamtgeschaeft von 34 Prozent ausgegangen war.

Bruce Lupatkin, Marktbeobachter bei Hambrecht & Quist, sagte, dass Apple bei einigen Lieferanten zehn Prozent weniger Bauteile bestellt habe, weil die Nachfrage nach Power-Macs zurueckgehe. Wie Jaskulke sieht er trotzdem keinen Grund zur Besorgnis: "Ich glaube nicht, dass man das sehr ernst nehmen sollte. Ich bin fest davon ueberzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Umsatz von Power-Macintosh-Systemen stabil wird."

Die Boersianer an der Wall Street scheinen sich dieser Meinung anzuschliessen. Nach der ersten Euphorie sank der Kurs der Apple- Aktie seit dem 25. Mai 1994 um zehn Prozent und rutschte am Donnerstag vergangener Woche noch einmal um 87,5 Cents (= drei Prozent) auf 27,375 Dollar ab. Am Freitag stieg der Aktienwert wieder um 25 Cent.

Die deutsche Apple-Niederlassung bestaetigte den Trend, rechnet aber in Kuerze mit neuer Nachfrage. Zur Zeit befaenden sich die Power-Macintosh-Rechner in den Tests der groesseren und mittleren Unternehmen, so dass im Moment nicht mehr so viele Auftraege eingingen wie in den ersten Wochen.

Nachdem die Software-Industrie aber inzwischen fast 90 fuer den Power-Mac optimierte Anwendungen anbiete, unter anderem "Quark Xpress", "Pagemaker" und "Photoshop", erwarte man bald weitere Bestellungen.