Unified Endpoint Management

Markt-Update UEM – Security und AI sind die Top-Trends

18.07.2018
Von 


Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.
Enterprise Mobility- und Client Lifecycle-Management wachsen zunehmend zusammen und werden auch in der Unternehmenspraxis zu Unified Endpoint Management. Security, IoT und Artificial Intelligence sind dabei die Top-Themen und treiben auch das Unified Endpoint Management - mit steigender Marktdurchdringung umso mehr. Der Wettbewerb im Markt für UEM wird lange nicht mehr über die Basis Features geführt, das Feld hat sich verschoben.

Die Grenzen des digitalen Arbeitsplatzes verschwimmen immer mehr - und das ist gut so! Nachdem lange Zeit viele Inseln von Collaboration-Anwendungen, dem Mobility-Stack, VDI-Plattformen und Co. herrschten und “New Work” weitgehend ein Slogan auf Plakaten im Gang oder der Kantine war, der nicht gelebt wurde, ist der Umgang mit dem Thema nun deutlich ernsthafter.

Kernaufgabe von Unified Endpoint Management ist das Überwinden der Grenzen zwischen den Endgeräten und Software-Plattformen.
Kernaufgabe von Unified Endpoint Management ist das Überwinden der Grenzen zwischen den Endgeräten und Software-Plattformen.
Foto: Oyls - shutterstock.com

Dies liegt vor allem daran, dass die Unternehmen nicht mehr wahllos Technologien und Lösungen für Collaboration und Office bereitstellen und abwarten, was passiert, sondern gleich an mehreren Stellschrauben drehen. Erfolgreiche Digital Workplaces zeichnen sich dadurch aus, einen umfangreichen und ineinander vernetzten Technologie-Stack zu besitzen und darüber hinaus vor allem einen Wandel der Unternehmenskultur, Führungsansätze und gesamten Organisation vorangetrieben zu haben. Die richtige Umgebung, die richtigen Fähigkeiten und Befugnisse, die richtige Förderung und schlussendlich dann natürlich auch die Ausstattung an Devices und Software macht den Unterschied.

Die vier Dimensionen des Digital Workplace nach Crisp Research
Die vier Dimensionen des Digital Workplace nach Crisp Research
Foto: Crisp Research AG 2018

Das Gute für viele Unternehmen ist, dass der Digital Workplace einen langen Anlauf brauchte, um diesen Reifegrad zu erreichen. Damit haben Unternehmen, die sich jetzt eine konsequente Roadmap definieren, noch die Chance, einen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern zu erlangen.

Unified Endpoint Management - Update für das Referenzmodell des New Work

Folglich ist der digitale Arbeitsplatz ein interdisziplinäres und Technologie-übergreifendes Phänomen. Aus der Visitenkarte der IT wird mittlerweile ein zentraler Indikator für eine erfolgreiche Digitalisierung der Unternehmen, die vor dem digitalen Kundenkontakt erst einmal vor ihrer eigenen Haustür kehren sollten.

Um bei dieser Analogie zu bleiben ist ein wichtiger Dreckhaufen vor der Haustür der Unternehmen häufig das zentrale Management und die Sicherheit des digitalen Arbeitsplatzes. Mit den ersten Versuchen, einzelne Lösungen für die Inventarisierung, das Management der Endgeräte und der Clients und die Sicherheit der Plattform auch im Hinblick auf die Identitäten und Berechtigungen wurden besagte Haufen meist zur Seite gekehrt und in neue, kleinere Häufchen aufgeteilt. Der Gehweg schien sauber, war es aber doch nicht. Denn die Praxis hat gezeigt, dass die Schnittstellen zu einzelnen Lösungen, die nach und nach in das Unternehmen kommen, immer wieder für Probleme sorgten. Doppelte Arbeit, unzufriedene User und Sicherheitslücken waren das Ergebnis dieses Ansatzes.

Das haben die Anbieter und Anwender auch erkannt und setzen deswegen zunehmend auf Unified Endpoint Management (UEM). Schon seit einigen Jahren sind entsprechende Lösungen verfügbar, die im wesentlichen das Management von mobilen Endgeräten, PCs, Laptops und allem, was zukünftig noch kommen könnte, vereinigen. Die klassischen Features aus dem Mobility- und Client-Management wurden mitgenommen und zunehmend erweitert. Da der Wettbewerb intensiver wird und die Standard-Features nicht mehr ausreichen und darüber hinaus auch der Reifegrad der Unternehmen ein höherer ist, entwickelt sich das Angebotsspektrum zunehmend weiter.

Die wichtigsten Veränderungen und Trends im Unified Endpoint Management sind daher vor allem:

  • Umfangreiches Feature Set für die Unified User Experience: Kernaufgabe von Unified Endpoint Management ist das Überwinden der Grenzen zwischen den Endgeräten und Software-Plattformen für eine “Unified User Experience” ohne Medienbrüche. Das gilt aber nicht nur für den Support und die Administration, sondern auch für den User und seine Interfaces. Die Anwendungen und Plattformen auf den verschiedenen Endgeräten sollen möglichst auf den gleichen Standards basieren, sodass der Wechsel vom einen zum anderen Gerät in einem laufenden Task kein Problem ist. Dafür müssen die UEM-Lösungen sich immer mehr in die umfangreiche App-Landschaft der Unternehmen einbinden. Insbesondere die steigende Zahl an Collaboration- und Productivity-Lösungen gehört dazu, die unmittelbar unter den Schirm des UEM genommen werden müssen. Damit erweitert sich der Aktionsradius von Unified Endpoint Management, sodass teilweise auch eigene Lösungen für Collaboration und File Sharing von den Anbietern geboten werden.

  • Endpoint Security als neuer Investitionstrend: Ganz besonders zeichnet sich der Trend in Richtung Endpoint Security als integraler Bestandteil der UEM-Suiten ab. Nachdem mit Inventarisierung, Policy-Management und ersten Ansätzen zum Thema Identity & Access Management bereits der Grundstein gelegt wird, sind konkrete Security-Produkte bislang im UEM-Umfeld die Ausnahme gewesen. Durch die steigende Bedeutung der Endgeräte für den Business-Alltag werden sie aber zunehmend auch zum Ziel von Hackerangriffen. Mit konkreten Maßnahmen wie Verschlüsselungen, Antivirus, Intrusion Detection und Vulnerability Management können die Aktionsradien der UEM-Plattformen gut erweitert werden. Denn mit dem Zugang zu allen Apps und Geräten hat die UEM-Plattform schon in jeden Endpoint und Datenpunkt einen Zugang. An jeder Stelle auch die Sicherheit und den Schutz der Informationen zu implementieren, wird derzeit einer der wichtigsten Abgrenzungsmerkmale sein.

  • Artificial Intelligence & Kontext-Bezug: Eng damit verbunden ist auch die Nutzung von künstlicher Intelligenz. Die Geo- und Nutzungsdaten, die personalisiert oder anonymisiert durch das UEM erhoben werden, verraten eine Menge über den Gebrauch und die Vorgaben der User im Workplace-Umfeld. Die enorme Datenmenge kann dazu dienen, Anomalien zu erkennen und schon frühzeitig drohende Ausfälle, Attacken oder auch einfach nur ein gutes Update-Management zu identifizieren. Das Ziel ist es, so viele Fehlerquellen wie möglich auszuschließen, was die Notwendigkeit nach mehr Automatisierung im UEM-Umfeld wach werden lässt. Das Resultat sind erneut sichere Arbeitsplatz-Umgebungen sowie proaktive Alerts und Funktionen für den Mitarbeiter selbst.

  • Workplace IoT Management: Schon frühzeitig haben viele Mobility- und Arbeitsplatz-Management-Anbieter den Markt für IoT-Devices entdeckt. Durch die hohe Synergie im Management der vernetzten Endpoints bot sich dies eigentlich sehr gut an. In der Praxis hat sich gezeigt, dass gerade die Industrie in ihren Produktions- und Logistik-Prozessen beim IT-Einkauf deutlich vom Workplace und der Corporate bzw. Office-IT unterscheidet. Durch Eigenheiten im IIoT-Umfeld sind zu spezifisch, als dass die Workplace-Management-Anbieter dort ernsthafte Lösungsanbieter sind. Aber mit mehr vernetzten Geräten und neuen Geräte-Klassen wird auch der Digital Workplace zum IoT-Schauplatz. Intelligentes Büro-Inventar, Energie- und Lichtsteuerungen oder auch vernetzte Geräte für den einzelnen User wie Smartwatches oder Mixed Reality-Brillen werden Teil des digitalen Arbeitsplatzes und erweitern die Auswahl. Hier kann und wird Unified Endpoint Management ebenfalls eine wichtige Rolle spielen können.

  • Marktwachstum & Adaption: Eine wichtige und eher übergreifende Veränderung fehlt noch. Das Wachstum des Marktes selbst. Eine aktuelle Studie von Crisp Research hat gezeigt, dass mit knapp 43 Prozent aller Geräte im Unternehmen derzeit nur eine Minderheit “under management” ist. Der Bedarf für einen umfassenden Management-Stack ist in den Unternehmen also besonders wichtig. Die Beobachtungen zeigen klar, dass sich die Unternehmen stärker um dieses Thema kümmern und auch mehrheitlich Unified Endpoint Management als Standard etablieren werden. Langfristig wird Unified Endpoint Management die bestehenden Alternativen MDM und EMM sowie CLM weitgehend ersetzen. Crisp Research geht davon aus, dass auch aufgrund der Anbieterlandschaft, die fast ausschließlich Lösungen als Unified Endpoint Management anbietet, umfassende Workplace-Management-Lösungen mehr als zwei Drittel der im Einsatz befindlichen Plattformen ausmachen wird. Für über 30 Mio. Endgeräte, die 2022 im Workplace-Umfeld existieren werden, wird Unified Endpoint Management in weiten Teilen der Standard sein. Nur die wenigsten Unternehmen können sich dann noch den Einsatz von Geräten und Apps ohne einen Management-Layer erlauben.

Der Unified Endpoint Management-Markt - Majors vs. Pure Plays bleibt das Game

Unified Endpoint Management spielt heute wie zukünftig eine wichtige Rolle für den Erfolg des Digital Workplace auf der Technologie-Stack-Ebene. Nicht nur als Schutzpatron der DSGVO-Konformität zum Überblick aller Daten und Prozesse im Unternehmen, sondern als Fundament des vernetzten digitalen Arbeitsplatzes aus vielen Endgeräten und Apps wird UEM alternativlos. Unternehmen, die bislang noch keinerlei Management-Stack aufgebaut haben, können die Chance jetzt nutzen und direkt den Grundstein für ein langfristig erfolgreiches Arbeitsplatzmodell finden.

Der Markt für UEM ist dabei hinreichend ausdifferenziert. Sowohl Anbieter mit klarem Fokus auf ihr Produkt, wie allen voran Matrix42, MobileIron oder mittlerweile auch BlackBerry investieren stark in die Weiterentwicklung ihrer Suiten und die Integration in ein holistisches Arbeitsplatzmodell. Aber auch die großen IT-Majors wie Microsoft, Citrix oder VMware, die zahlreiche Lösungen für den Digital Workplace zusätzlich bieten, haben eine gute Lösung parat. Dank der Entwicklungen von Anbietern wie AppTec360 oder Baramundi finden auch kleinere Unternehmen eine Lösung für ihre Bedarfe.

Um der Innovationsgeschwindigkeit standhalten zu können, greifen manche Anbieter auch auf Zukäufe anderer Firmen zurück. Hier ist die Integration in das Portfolio besonders wichtig, dann stehen sie den organisch wachsenden Anbietern in nichts nach. Wie genau sich die Kräfteverhältnisse im Markt für Unified Endpoint Management darstellen, hat Crisp Research in seinem letzten Anbietervergleich zu diesem Thema in der zweiten Auflage untersucht. Im Sommer startet die Research- und Analysephase zur nächsten Auflage, in der insbesondere die neusten skizzierten Markttrends und Wettbewerbsfaktoren Berücksichtigung finden werden. Die Ergebnisse dazu werden im Herbst 2018 fertiggestellt sein.

Quadrant des Anbietervergleichs zum Unified Endpoint Management
Quadrant des Anbietervergleichs zum Unified Endpoint Management
Foto: Crisp Research AG 2017