Markt fuer zehn grosse Online-Dienste in Europa Herbert Burda haelt wenig bis gar nichts vom interaktiven TV

17.03.1995

HAMBURG (vwd) - Das klassische Fernsehen wird nach Ansicht von Herbert Burda nicht zu einem interaktiven Medium avancieren. Diese Ansicht vertrat der Muenchner Verleger auf der Hamburger Fachtagung des Arbeitskreises Werbefernsehen der Deutschen Wirtschaft (AKW).

Fernsehen koenne, wie der Chef des "Focus"-Verlages und Mitgesellschafter des demnaechst an den Start gehenden neuen Online-Dienstes "Europe Online" betonte, die Info-Elite nicht erreichen. Interaktives Fernsehen oder das, was man heute dafuer haelt, werde vielmehr auf den inzwischen ueberall verbreiteten Arbeitsplatz-Rechnern basieren. Gleichzeitig trete der PC seinen "Siegeszug in die privaten Haushalte" an. Das derzeit einzige Hindernis auf dem Weg in die interaktive Zukunft sei die Generation der ueber 50jaehrigen, die mit dieser Entwicklung nicht professionell umzugehen weiss.

Microsoft-Chef Bill Gates, der interaktives Fernsehen als Dienstleistung im Sinne von "Information at your Fingertips" etablieren moechte, ist nach Burdas Worten der "Michelangelo der neuen Medienentwicklung". Dienstleistungen wuerden in Zukunft jedoch vorwiegend durch den PC als interaktives Medium (Burda: "desk viewing") veraendert - und nicht ueber die TV-Fernbedienung. Der TV-Markt werde sich daher kaum mehr entscheidend weiterentwickeln.

Der PC-Markt schaffe hingegen die Moeglichkeit der "Person-to- person"-Kommunikation mit vollkommen neuen Inhalten. Eine massgebliche Rolle spielen dabei Burda zufolge die Online-Dienste. Hier sieht der Verlagschef auf dem Alten Kontinent Platz fuer acht bis zehn grosse Anbieter, die bis zum Jahr 2000 rund eine Milliarde Mark allein an Werbeumsatz erzielen koennten.