Claims für NT und Unix werden abgesteckt (Teil 2 und Schluß)

Markt für Multiprozessor-Server splittet sich auf

10.01.1997

Die Analysten der Meta Group erklären die Aufspaltung des Marktes im wesentlichen mit drei Gegebenheiten. Erstens werde sich das Server-Einstiegssegment zunehmend (Zeitraum: 1997/98) dadurch auszeichnen, daß Rechnerhersteller in ihren Systemen allgemein gebräuchliche Komponenten wie CPUs, Input-Output-Systeme, Verbindungen und Betriebssysteme als Grundlage für ihre SMP-Architekturen (SMP = symmetrisches Multiprocessing) nutzen.

Vorsicht bei Versprechungen

Dies wird sowohl für Low-end-Maschinen gelten, die mit zwei bis vier Prozessoren ausgestattet sind, als auch für Geräte, die mit vier bis acht CPUs arbeiten. Diese von der Meta Group als "SMP+"-Systeme bezeichneten Rechner dürften sich nach Einschätzung der Analysten im kommenden Jahr stark in den Vordergrund spielen. Sie ordnen sich leistungsmäßig zwischen Maschinen mit ein bis vier CPUs - typischerweise mit Intels Standard-High-Volume-(SHV-)Prozessorkarten-Technologie ausgestattet - und Höchstleistungsmaschinen mit acht bis 32 und mehr CPUs ein.

Eins sollte sich der Anwender bei der Diskussion um SMP-Server-Architekturen allerdings vor Augen halten: Zum einen läßt sich in der Tat der Trend aufzeigen, in Servern Komponenten von der Stange zu nutzen. Andererseits versuchen insbesondere traditionelle Server-Lieferanten, ihren Systemen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, indem sie den "normalen" SMP-Architekturen "neue" Variationen applizieren, die als Leistungsvorteil verkauft werden. Die Entscheidung beim Server-Kauf wird, so die Meta Group, also trotz des Trends zur Standardisierung nicht unbedingt einfacher.

Als zweiten Grund für die Zweiteilung des Marktes nennen die Marktforscher, daß sich für den Anwender nicht so sehr die Frage nach den zu erwartenden unterschiedlichen Ausprägungen von SMP-Architekturen stellt, sondern vielmehr die Entscheidung ansteht, ob er künftig NT oder Unix einsetzen will.

Am oberen Ende Unix-Server

Schon heute dominieren laut Meta Group NT-Systeme den Markt der Ein- bis Vier-Prozessor-Server, während am oberen Ende der Leistungsskala bis zur Jahrtausendwende Unix-Server mit Numa-Architektur die bevorzugte Plattform für Anwender sein dürften.

SMP+-Server, also Maschinen mit vier bis acht Prozessoren unter NT, werden nach Auffassung der Meta Group zunehmend auch den Markt der Midrange-Server okkupieren. Die Marktforscher setzen dabei allerdings stillschweigend voraus, daß Microsoft die Skalierfähigkeit seines Betriebssystems erst noch Zug um Zug verbessert.

Daß es daran bisher mangelt, ist nach wie vor das wesentliche Argument gegen NT. Microsoft hat hier zwar dank der Hilfe von Partnern wie NCR in der Version 4.0 schon Fortschritte gemacht - im Vergleich zum Vorgänger NT 3.5 soll die Skalierung laut Meta um rund 20 Prozent effizienter sein. Jenseits von vier Prozessoren, so das Verdikt der Analysten, ist aber nach wie vor nicht viel an Leistungszuwachs durch zusätzliche CPUs zu gewinnen.

Mit gewissen Tuning-Optionen ließen sich zwar künftig weitere Verbesserungen erzielen. Mittlerweile sei aber vor allem Microsofts SQL Server zu einem Engpaß geworden. Allerdings ist es dank eines Software-Tools von NCR, dem "SMP Utilization Manager", möglich, bestimmte Applikationen speziellen Prozessoren zuzuordnen. Mit dieser Technik sollen auch Server, die bis zu acht CPUs besitzen, unter NT effizient genutzt werden können.

Drittens wird der Server-Markt auch durch das Preis-Leistungs-Verhältnis der angebotenen Server gespalten: Diesbezüglich stellt ein SMP+-Server unter NT für die Meta-Group-Spezialisten eindeutig die bessere Alternative im Vergleich zu traditionellen SMP- oder Numa-Systemen unter Unix dar.

Dasselbe läßt sich bei einem Vergleich der Prozessorarchitekturen sagen: Bei identischer CPU-Zahl sind Intel-Maschinen gegenüber RISC-Systemen zwar weniger leistungsstark, ihr Preis-Leistungs-Verhältnis ist dafür aber um 50 bis 100 Prozent besser. In diesen Wert sind auch die günstigeren Datenbanklizenzen im Wintel-Umfeld eingeflossen. SMP+-Systeme unter Unix andererseits weisen im Vergleich zu Einstiegs-Numa-Maschinen mit zwei Rechnerknoten eine geringfügig bessere Rechenleistung bei einem um 50 bis 100 Prozent besseren Preis-Leistungs-Verhältnis auf.

Vergleicht man die Skaliereigenschaften von RISC- und Intel-Systemen, so sind erstere zwar bezüglich der Rechenleistung insgesamt besser. Allerdings können, sagt Meta, Intel-Server in feineren Abstufungen aufgerüstet werden. Hinzu kommt, daß für NT-Intel-Maschinen schon im ersten Halbjahr 1997 zunehmend Cluster-Optionen angeboten werden dürften.

Cluster-Technologien aber werden laut Meta die Technologie der Zukunft sein. Auch hier lasse sich eine Aufsplittung des Marktes je nach Aufgaben vorhersehen: Sogenannte Failover-Cluster - hier dient ein Rechner als Stand-by-System, das dann aktiv wird, wenn der Hauptrechner ausfällt - seien sinnvoll bei Konfigurationen mit bis zu vier CPUs, also unter NT. Wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen seien Failover-Server hingegen mit acht CPUs. Deshalb dürften SMP+- oder Numa-Maschinen vor allem als Shared-Database-Cluster ihren Einsatz finden.