"Wilken bleibt zu Hause!"

Marketing-Aktion der Wilken GmbH bringt Messe AG in Rage

08.03.1996

Per Direkt-Mailing an 2400 Anwenderunternehmen und 200 Berater sowie ueber eine Anzeigenkampagne in der COMPUTERWOCHE brachten die Softwerker ihr Unbehagen ueber den niedersaechsischen Mega-Event zum Ausdruck. "Unsere Meinung zur CeBIT: Zu gross, zu laut, zu viel, einfach unuebersichtlich", war dort zu lesen. Die Adressaten wurden befragt, ob sie der Wilken GmbH zustimmen und dem Anbieter von Client-Server-Anwendungssoftware empfehlen wuerden, in diesem Jahr vom Hannoveraner Messespektakel fernzubleiben.

Knapp 70 Prozent von 220 befragten Firmen rieten: "Lassen Sie die CeBIT aus, ich komme auch nicht." Rund 25 Prozent meinten "Im Prinzip haben Sie recht, ich wuerde Sie aber trotzdem gerne auf der CeBIT treffen." Der kleine Rest urteilte: "Sie sind ja uebergeschnappt. Die CeBIT ist prima, ich weiss gar nicht, was Sie wollen!"

Fuer uebergeschnappt haelt offenbar auch die Messegesellschaft die Ulmer Softwareschmiede. Sie liess ihre Anwaelte einen geharnischten Brief aufsetzen, in dem unter anderem darauf hingewiesen wurde, dass der markenrechtlich geschuetzte Begriff "CeBIT" diffamiert worden sei. Wilken habe "Tatsachen verbreitet, die geeignet sind, den Geschaeftsbetrieb und den guten Ruf" der CeBIT zu schaedigen.

Ferner haetten die Softwerker "die Bekanntheit und Werbekraft der weltberuehmten Marken- und Firmenbezeichnung CeBIT dafuer ausgenutzt, um in einer Werbeanzeige auf Ihren eigenen Geschaeftsbetrieb aufmerksam zu machen und Kontakte zu potentiellen Kunden zu knuepfen". Die Anwaelte forderten unter anderem die Erklaerung, derlei Werbekampagnen ab sofort zu unterlassen sowie die Selbstverpflichtung, den entstandenen Schaden zu ersetzen und die Anwaltskosten zu tragen.

Die Wilken GmbH will sich nur insoweit beugen, als sie im letzten Teil ihrer Werbekampagne den Markennamen CeBIT nicht mehr verwendet. Die Anzeigenserie selbst wird jedoch nicht gestoppt: "Wir werden unsere Kampagne abschliessen, dabei aber hier und dort den Buchstaben X einsetzen und neutral von einer gewissen Messe reden", zeigt sich Unternehmenssprecher Uwe Pagel kaempferisch (siehe Anzeige Seite 57).